Mario Gomez (l.) und Franck Ribery schießen den FC Bayern zwar in Augsburg in Front
Mario Gomez (l.) und Franck Ribery schießen den FC Bayern zwar in Augsburg in Front

FCB erfüllt nur die Pflicht

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Augsburg - Sieht man von den drei Punkten ab, die erwartungsgemäß geholt wurden, lief beim 2:1-Sieg in Augsburg für den FC Bayern München so manches nicht nach Plan.

Wer zum Beispiel hätte damit gerechnet, dass der Spitzenreiter derart in Schwierigkeiten geraten würde, wie das nach dem Anschlusstor des Schlusslichts durch den Japaner Hajime Hosogai nach knapp einer Stunde der Fall gewesen war?

Heynckes sieht Kräfteverschleiß

Trainer Jupp Heynckes hatte in der Pause eigens darauf hingewiesen, "dass wir versuchen müssen, weiter unser Gehäuse sauber zu halten". Denn in einer Atmosphäre wie in Augsburg könne ein Gegentreffer beim Kontrahenten ungeahnte Kräfte freisetzen. "Dann puscht das Publikum die Mannschaft nach vorn, der Gegner bekommt die zweite Luft und neue Motivation."

Allerdings wollte Heynckes den Einbruch nicht nur daran fest machen, "dass der FCA in der letzten halben Stunde aufopferungsvoll gefightet und zeitweise auch guten Fußball gespielt hat". Als weiteren Grund nannte der Coach den Substanzverlust, bedingt durch Mehrfachbelastungen.

Vier Tage vor dem Auftritt um Punkte in der nationalen Meisterschaft hatten sich die Münchner in der Champions League zuhause mit dem SSC Neapel auseinandersetzen müssen, sich beim 3:2-Sieg ausgepowert. Heynckes: "Bei dem ein oder anderen Spieler, der in den letzten Wochen permanent im Einsatz war, auch in der Nationalmannschaft, haben die Kräfte etwas nachgelassen."

Willkommene Pause für Lahm

In der jetzt anstehenden Länderspielpause bietet sich die Gelegenheit, die Akkus wieder aufzufüllen. Immerhin verzichtet Joachim Löw sowohl gegen die Ukraine in Kiew (11.11.) als auch gegen die Niederlande in Hamburg (15.11.) auf Kapitän Philipp Lahm, außerdem wird Keeper Manuel Neuer in der ersten Partie geschont. Die Entscheidung, Lahm nicht zu nominieren, hat der Bundestrainer laut Heynckes "deshalb getroffen, weil Philipp über Jahre hinweg alle Spiele gemacht hat, der Dauerbrenner war".

Die Pause komme nicht nur dem FC Bayern, sondern auch dem Löw-Team zugute. Noch einmal Heynckes: "Wichtig ist, dass die Nationalspieler im Sommer bei der Europameisterschaft Substanz haben."

Platzverweis gegen Tymoshchuk "ärgerlich"

Die nächste Aufgabe, die auf den Klassenprimus in der Bundesliga zukommt, ist die Auseinandersetzung mit dem amtierenden Meister Borussia Dortmund. In das Prestigeduell gehen die Münchner zwar mit fünf Punkten Vorsprung, aber ohne die etatmäßige Doppelsechs Bastian Schweinsteiger/Anatoliy Tymoshchuk.

Während Schweinsteiger nach seinem gegen Neapel erlittenen Schlüsselbeinbruch und anschließende Operation voraussichtlich erst Mitte bis Ende Dezember wieder ins Training wird einsteigen können, fällt der Ukrainer gesperrt aus. In der Nachspielzeit streckte der Mittelfeldmann mit gestrecktem Bein rüde Daniel Baier nieder, worauf Schiedsrichter Felix Zwayer folgerichtig den roten Karton zückte.

Eine auch nach Auffassung von Jupp Heynckes korrekte Entscheidung. "Es ist ärgerlich, dass Tymo die Rote Karte bekommen hat", sagte der Fußballlehrer. "Wenn ich natürlich so in einen Zweikampf gehe und etwas zu spät komme, dann heißt die Konsequenz Platzverweis. Das ist so, das muss er wissen."

Blick Richtung Dortmund

Da schon mit Bastian Schweinsteiger "ein ganz wichtiger Spieler ausfällt", wiegt die Sperre, die Tymoshchuk zu erwarten hat, doppelt. Trotzdem machte Heynckes in Zuversicht: "Das werden wir schon irgendwie hinkriegen."

Gegen den FC Augsburg durfte David Alba als Schweinsteiger-Vertreter ran - und sich über Trainer-Lob freuen. Es müsse natürlich berücksichtigt werden, "dass David erst 19 ist", doch sei er in die Zweikämpfe gegangen, sehr ruhig am Ball gewesen und habe das Tempo gewechselt. Heynckes: "Natürlich kann man Schweinsteiger nicht eins zu eins ersetzen. Doch aus meiner Sicht hat er ein gutes Spiel gemacht."

Als Partner von Alaba bieten sich gegen Dortmund wohl in erster Linie Luiz Gustavo oder Danijel Pranjic an. Doch ist das Top-Spiel gegen den neuen Tabellenzweiten und damit ernsthaftesten Verfolger noch kein Thema für Jupp Heynckes. Zunächst einmal gelte es, die Augsburg-Partie zu verarbeiten, zu analysieren. "Zu gegebener Zeit werden wir uns dann um Dortmund kümmern."

Reinhart Kruse