Ivica Olic hat sich schon an das typisch bayrische Lederhosen-Outfit gewöhnt
Ivica Olic hat sich schon an das typisch bayrische Lederhosen-Outfit gewöhnt

FC Bayern steckt noch in der Experimentierphase

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Der Terminplan kennt kein Pardon. Zwei Tage nach dem 1:2 gegen Mainz mussten die Bayern-Spieler in traditionelle Lederhosen gekleidet für ein Fotoshooting eines Bayern-Sponsors posieren. Gute Miene zu machen fiel angesichts der jüngsten sportlichen Ergebnisse schwer.

Auch Trainer Louis van Gaal, der mit nur zwei Zählern aus den ersten drei Partien den schlechtesten Bayern-Start der vergangenen 43 Jahre hingelegte, musste mit einem Weißbierglas in der Hand gute Laune für die Fotografen demonstrieren. Da war Professionalität gefragt.

Gegen Mainz "schon in der ersten Halbzeit verloren"

Laut waren die Kritikrufe durch die Republik gehallt nach der enttäuschenden Niederlage bei Aufsteiger Mainz 05. Und Platz 14 in der - nach drei Spieltagen allerdings noch wenig aussagekräftigen - Tabelle ist nicht der Anspruch des deutschen Rekordmeisters.

Aussagekräftig war aber die Leistung, die der FC Bayern vor allem in den ersten 45 Minuten in Mainz bot. Mit zwei Gegentoren waren die Gäste angesichts der zahlreichen Mainzer Chancen noch gut davongekommen - so kurios das klingen mag.

Der erste Torschuss eines Bayern-Spielers erfolgte erst kurz vor dem Pausenpfiff. "Wir haben das Spiel eigentlich schon in der ersten Halbzeit verloren", resümierte Ivica Olic zwei Tage nach der Demütigung.

Ungewohnte Taktik-Einheiten

Der kroatische Neuzugang vom Hamburger SV saß gegen den Aufsteiger zunächst nur auf der Bank. Eine Tatsache, die er sich selbst nicht ganz erklären kann: "Ich trainiere gut." Ansprüche stellt der nimmermüde Wirbelwind jedoch nicht, sondern will weiter "auf meine Chance von Beginn an warten". Gegen Mainz wurde er nach 39 Minuten für Danijel Pranjic eingewechselt und belebte sichtlich das FCB-Offensivspiel.

Abseits der Personalie Olic steht fest: Die taktischen Vorgaben des Fußball-Lehrers van Gaal greifen noch nicht. "Es geht im Training sehr viel um Taktik. Er hat klare Vorstellungen, wie jede Position gespielt werden muss. Das ist für jeden Einzelnen eine sehr große Umstellung, weil es in den letzten Jahren einfach nicht so war", räumt Philipp Lahm ein.

Vier verletzte Leistungsträger

Dabei spielt sicherlich auch die Tatsache eine Rolle, dass die Mannschaft bislang noch keine zwei Spiele in Folge in der gleichen Besetzung bestreiten konnte. Derzeit fehlen Franck Ribery, Kapitän Mark van Bommel, Luca Toni und Martin Demichelis verletzt.

"Es tut immer weh, wenn solche Spieler ausfallen. Das sind ja alles Leistungsträger", sagte Ersatzkapitän Lahm. Immerhin konnte Ribery, dessen Ideen und Tempo schmerzlich vermisst werden, am Montag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Gegen Wolfsburg "von Anfang an Druck machen"

Dem FC Bayern fällt es schwer, die entstandenen Lücken mit dem vorhandenen Personal zu schließen, noch hat van Gaal nicht den passenden Ersatz beziehungsweise das passende System gefunden. "Im Moment probieren wir noch sehr viel aus und sind auf der Suche nach der besten Formation", erklärt Olic.

Doch obwohl erst seit gut zwei Monaten an der Säbener Straße, kennt auch Olic die besonderen Maßstäbe, die an den FC Bayern angelegt werden: "Wir haben nicht mehr viel Zeit. Am nächsten Samstag gegen Wolfsburg müssen wir auf jeden Fall eine gute Leistung zeigen, von Anfang an Druck machen und die drei Punkte holen."

Dann gäbe es zumindest einen tatsächlichen Grund, um mit Weißbiergläsern anzustoßen...

Denis Huber