Augsburgs Stürmer Sascha Mölders trauert den vielen Chancen nach, die der FCA gegen Hannover 96 vergab
Augsburgs Stürmer Sascha Mölders trauert den vielen Chancen nach, die der FCA gegen Hannover 96 vergab

FC Augsburg verpasst Big Point

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Augsburg - Es war ein Nachmittag, an dessen Ende das Phrasenschwein ernsthaft um seine körperliche Unversehrtheit, ja seine physische Existenz bangen musste. Die Zerreißprobe, der sich das arme Tier ausgesetzt sah, resultierte aus einer Überfütterung, gegen die das hierzulande schon längst geächtete Stopfen von Gänsen Diät für das so traktierte Federvieh ist. Doch wenn Unerklärliches erklärt werden muss, haben hohle Redensarten stets Hochkonjunktur.

Leistungsträger fällt lange aus

Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der Innenverteidiger des über 90 Minuten eklatant dominanten und mit einem nicht weniger deutlichen Chancenplus ausgestatteten FC Augsburg, ließ nach der die Medienvertreter wissen, "dass Fußball grausam sein kann". Und die Quintessenz seiner Ausführungen zur nun anstehenden Aufgabe in Dortmund lautete: "Wir fahren dorthin, um Punkte mitzubringen." Gäste-Trainer Mirko Slomka wiederum überraschte mit der Aussage, "dass im Fußball das Ergebnis entscheidend ist", während FCA-Mittelfeldmann Kevin Vogt versicherte, "wir schauen nicht auf andere, sondern nur auf uns."



Der Blick auf andere - genauer: auf die Konkurrenz im Abstiegskampf - offenbart jedoch, dass Augsburg, wie es Kapitän Paul Verhaegh formulierte, im Siegfall "einen guten Schritt gemacht" hätte. Einen Schritt hin zu Fortuna Düsseldorf und damit zum direkten Klassenerhalt, einen Schritt weg von 1899 Hoffenheim und damit vom direkten Abstieg. Der Rückstand hinter dem Tabellenfünfzehnten Düsseldorf (1:4 zuhause gegen Bayer Leverkusen) wäre von fünf auf zwei Punkte geschrumpft, der Vorsprung vor dem -siebzehnten Hoffenheim (0:3 auf Schalke) von vier auf sieben Zähler angewachsen. "Wir haben einen Big Point verpasst”, beklagte der für Ja-Cheol Koo in die Startelf gerückte Torsten Oehrl den fahrlässigen Umgang mit der Möglichkeit, die Situation nachhaltig zu verbessern.

Der Südkroeaner verfolgte in Zivil den letztlich erfolglosen Sturmlauf seiner Teamkollegen. Beim 2:1-Sieg am Dienstag in der WM-Quali gegen Katar hatte ihm ein Gegenspieler das Knie in Hüfthöhe in den Leib gerammt. "Ich kam mit Schmerzen nach Augsburg zurück und wurde hier und in München untersucht", berichtete der 24-Jährige, bei dem die Ärzte einen Bauchmuskelriss diagnostizierten. Voraussichtliche Dauer der damit verbundenen Pause: sechs Wochen. "Das ist schlecht für die Mannschaft und mich", sagte der Kreativspieler. Auch Stefan Reuter ließ keinen Zweifel daran, dass der Ausfall Koos im Kampf um den Ligaverbleib eine erhebliche Schwächung bedeutet. "Er ist ein extrem wichtiger Mann. Aber es ist jetzt eben so", befand der Geschäftsführer Sport des FCA.

Verhaegh bringt mehr Qualität



Positiv hingegen: Mit der Rückkehr von Verhaegh hat das Spiel der Schwaben an Qualität gewonnen. Der Rechtsverteidiger, der beim 0:0 in Nürnberg am 21. Oktober vergangenen Jahres einen Innenbandriss im rechten Knöchel erlitten hatte und operiert werden musste, stand gegen Hannover erstmals wieder in der Startelf, kurbelte, wie auf der anderen Seite Matthias Ostrzolek, mächtig an. "Ich habe ohne Beschwerden durchgehalten", freute sich der 29-Jährige Niederländer über seinen gelungenen Vollzeiteinsatz, den ersten nach mehr als fünfmonatiger Zwangspause.

Nach Verhaeghs Missgeschick war die Position auf der rechten Abwehrseite zur Baustelle verkommen. Da auch die Vertreter Ronny Philp und Michael Parkurst, beides gelernte Außenverteidiger, nach nur wenigen Einsätzen verletzt passen mussten, schloss Markus Weinzierl die Lücke mit Mittelfeldmann Kevin Vogt.

Erst kürzlich hat Verhaegh seinen Vertrag mit dem FC Augsburg um drei Jahre verlängert. Ohne Wenn und Aber. Auch für den Fall des Falls in Liga zwei besitzt das Arbeitspapier Gültigkeit. Doch an den Abstieg verschwendet der Mannschaftskapitän keinen Gedanken - trotz des Rückschlags gegen Hannover. "Das Ergebnis war schlecht", räumte er ein. "Wir müssen jetzt eben das Gute aus dem Spiel herausfiltern." Gleichfalls eine Attacke auf Leib und Leben des Phrasenschweins.

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse