Natürlich war Thorsten Mankel (l.) auch beim Auswärtsspiel in Nikosia auf Zypern dabei - ausnahmsweise mit dem Flugzeug
Natürlich war Thorsten Mankel (l.) auch beim Auswärtsspiel in Nikosia auf Zypern dabei - ausnahmsweise mit dem Flugzeug

Seit 15 Jahren immer dabei

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Köln - Es war ein aufregenden Spiel am 28. Februar 1998 im Stuttgarter Waldau-Stadion zwischen den Stuttgarter Kickers und Eintracht Frankfurt. Trotzdem wird es wohl nur wenige Fans geben, die diese Partie der 2. Bundesliga noch besonders im Gedächtnis haben. Bei einem Eintracht-Fan ist das anders: Thorsten Mankel hörte die dramatische Schlussphase der Partie damals im Auto. Und fasste einen bemerkenswerten Entschluss.

592 Pflichtspiele in Folge unterwegs

Lange hatten die Hessen bei den Kickers durch Ansgar Brinkmann geführt, doch mit einem Doppelschlag binnen zwei Minuten drehten die Schwaben kurz vor Schluss die Partie. Was folgte, war eine denkwürdige Nachspielzeit. Mit seinem zweiten Treffer markierte der "Weiße Brasilianer" Brinkmann den 2:2-Ausgleich, bevor dem eingewechselten Christoph Westerthaler sogar noch der vielumjubelte Siegtreffer gelang. Himmel und Hölle innerhalb weniger Minuten.

Mankel jubelte im Auto mit, bedauerte aber gleichzeitig, nicht live dabei gewesen zu sein. "Das passiert mir ab jetzt nicht mehr", sagte sich der Versicherungsangestellte anschließend. Und hielt Wort. 592 Pflichtspiele in Folge begleitet Mankel die Eintracht nun schon durch Deutschland und Europa. Bereut hat er keinen einzigen Stadionbesuch, auch wenn er viele Urlaubstage und jede Menge Zeit auf der Autobahn investieren musste.

Als Stadiongänger ist Mankel eigentlich ein Spätstarter. Ende der achtziger Jahre besuchte er als 17-Jähriger zum ersten Mal ein Heimspiel der Eintracht im Waldstadion. Die Mannschaft um Uli Stein, Manni Binz oder Jörn Andersen trotzte dem FC Bayern München ein 2:2 ab. Die Frankfurter Torschützen hießen Karl-Heinz Körbel und Dieter Eckstein. Fortan war der junge Mankel vom Stadionfieber gepackt. Immer häufiger fuhr er ins Waldstadion und startete auch seine ersten Auswärtsfahrten.

Reise nach Tel Aviv war am beeindruckendsten

Eine der längeren Touren führte ihn nach Bordeaux, wo die Eintracht im Juli 1995 im UI-Cup antrat. Außer Mankel fanden sich damals noch etwa 60 weitere Frankfurter Fans in der französischen Stadt am Atlantik ein. Familiäre Atmosphäre, ein Ausflug ans Meer und anschließend das Spiel schauen. 0:3 verloren die Hessen damals gegen Girondins. Wie sich die Zeiten seitdem verändert haben. Auch beim "Heimspiel in Bordeaux" war Mankel wieder in Südfrankreich. Diesmal für zweieinhalb Tage. "Das war einfach nur der Wahnsinn!", war er von der Stimmung in der Stadt und im Stadion überwältigt.

Den ersten Platz seiner Auswärtsfahrten nimmt aber dennoch eine andere Partie ein. "Ganz oben steht für mich die Partie bei Maccabi Tel Aviv. Wir waren von Tel Aviv und Jerusalem sehr beeindruckt. Kulturell war das ein außergewöhnliches Erlebnis." Die Erfahrungen auf seinen vielen Fahrten teilt er mit seinen Freunden der Eintracht-Fanclubs "EFC Gusbach" und "EFC Kurstadtadler". Neben den Spielen mit der Eintracht ist Mankel auch als "Groundhopper" unterwegs. Über 2.000 verschiedene Stadien in 64 Ländern hat er bereits besucht. Denn ein legendäres Spiel nur noch im Autoradio zu verfolgen, kommt für Thorsten Mankel nicht mehr in Frage.

Florian Reinecke