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Rund 50 Sehbehindertenreporter nahmen am letzten fußballfreien Januarwochenende an der DFL-Reporterschulung in Kamen teil
Rund 50 Sehbehindertenreporter nahmen am letzten fußballfreien Januarwochenende an der DFL-Reporterschulung in Kamen teil

Trainingslager der Sehbehindertenreporter

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Köln - Die Winterpause bietet den Bundesliga-Clubs die Möglichkeit, auf Entwicklungen in der Hinrunde zu reagieren. In ihren Trainingslagern in wärmeren Gefilden arbeiten die Stars an der körperlichen Fitness und die Trainer feilen an der richtigen Taktik. Für die Manager bietet die Transferperiode im Januar zudem die Möglichkeit, die Qualität des Kaders durch die eine oder andere Neuverpflichtung zu erhöhen. Einen ersten Hinweis darauf, ob die Verantwortlichen mit ihren Einschätzungen richtig lagen, liefert der Rückrundenstart am Wochenende. Doch nicht nur die Spieler bereiten sich auf eine erfolgreiche Halbserie vor - in Kamen trafen sich Deutschlands Sehbehindertenreporter zu ihrem sechsten "Trainingslager".

Reporter organisieren sich in fünf Regionalverbänden

Bis auf den SC Freiburg bieten mittlerweile alle Bundesligisten eine exklusive Audio-Reportage für blinde und sehbehinderte Stadionbesucher an. Über Kopfhörer wird ihnen das Spielgeschehen bis ins kleinste Detail geschildert. So können sie die Stadionatmosphäre hautnah miterleben und verpassen keinen Spielzug und kein Tor ihres Lieblingsclubs. Um die hohe Qualität der komplexen Reportagen zu gewährleisten, trafen sich in Kamen die Sehbehindertenreporter von 22 Clubs zu einer zweitägigen Schulung. 50 Teilnehmer waren der Einladung der DFL gefolgt - so viele wie bei keinem der vier vorangegangenen Seminare.

Neben den Reportern waren auch einige Behindertenfanbeauftragte in der Sportschule Kamen zu Gast, um den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Sehbehindertenreportern zu verbessern. Neele Rickers, Referentin der Abteilung Fanangelegenheiten der DFL, und Broder-Jürgen Trede, Sehbehindertenreporter des Hamburger SV und Dozent an der Universität Hamburg, begrüßten die Teilnehmer im Tagungsraum der Sportschule. Neben der Verbesserung der journalistischen Fähigkeiten standen im östlichen Ruhrgebiet vor allem strukturelle Themen auf dem Plan. In fünf neugegründeten Regionalverbänden wollen die Reporter in Zukunft die Zusammenarbeit untereinander verstärken und die Sehbehindertenreportage in Deutschland vorantreiben.

Neele Rickers wechselte im Herbst 2013 vom Sozialmarketing des SC Paderborn 07 zur DFL und richtete die Veranstaltung zum ersten Mal aus. "Die Teilnehmer bringen sehr viel ein und arbeiten aktiv mit", war Rickers von der Arbeitsatmosphäre angetan. Auch die große Hilfsbereitschaft untereinander beeindruckte die junge Sportwissenschaftlerin. "Es gibt unter den verschiedenen Clubs kein Konkurrenzdenken. Neue Kollegen werden ganz schnell in die Gruppe integriert", führte Rickers aus.

180 Minuten Blindenfußball - kein Tor

Dass das Verständnis untereinander dann doch nicht blind funktioniert, wurde bei der abendlichen Einheit Blindenfußball deutlich. Zum zweiten Mal spielten die Sehbehindertenreporter mit Augenbinde und raschelndem Ball Fußball - ein Treffer fiel in den jeweils etwa 90-minütigen Einheiten nicht. Was nicht unbedingt an den herausragenden Fähigkeiten von Seminarleiter Broder-Jürgen Trede zwischen den Pfosten lag. Übungsleiter Wolf Schmidt, Sehbehindertenreporter und Blindenfußball-Trainer des FC St. Pauli, wollte am Ende des Trainings dennoch das eine oder andere Talent entdeckt haben.

Zum Abschluss des Seminars konnte die DFL mit Ralf Scholt einen prominenten Referenten gewinnen. Der Sportchef des hessischen Rundfunks berichtete schon aus zahlreichen Stadien live für Funk und Fernsehen. In lockerer Atmosphäre erklärte er den Teilnehmern, worauf er bei seinen Reportern besonderen Wert legt. Anschließend entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, in der die Sehbehindertenreporter durchaus auch andere Standpunkte vertraten als der Gast vom hessischen Rundfunk. Der nahm es im Anschluss sportlich: "Es hat mir viel Spaß gemacht, hier mit den Leuten zu diskutieren, weil man merkt, dass sie sich sehr intensiv damit auseinandergesetzt haben. Wir bewegen uns da in einem sehr dynamischen Arbeitsfeld, das polarisiert. Da wäre es Quatsch, wenn mir jeder zu 100 Prozent in meinen Ansichten folgen würde."

"Hör' dir Fußball an"

Wie sicher und selbstbewusst sich die Sehbehindertenreporter mit dem Radioprofi austauschten, machte Broder-Jürgen Trede stolz. "Ich fand es sensationell, festzustellen, wie souverän mittlerweile mit Fachbegriffen umgegangen wird. Das zeigt, dass wir in dem Punkt Professionalisierung schon echt was geschafft haben", sieht er sich in seiner Arbeit bestätigt. Trede hat auch eine Meinung, wie sich die Reporterfähigkeiten am besten schulen lassen: "Hör' dir Fußball an. Das bringt am meisten." Am nächsten Wochenende haben dazu endlich wieder alle Gelegenheit.

Florian Reinecke