Schalke und seine Fans waren spätestens nach dem 3:0-Sieg gegen Wolfsburg wieder ein Herz und eine Seele
Schalke und seine Fans waren spätestens nach dem 3:0-Sieg gegen Wolfsburg wieder ein Herz und eine Seele

Fans und Team versöhnt: Schalke bereit für den Meister

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Gelsenkirchen - Mit einem hatte Schalke 04 gerade den VfL Wolfsburg aus der Veltins-Arena geschossen, als Horst Heldt sein Fazit zog. "Es gibt immer etwas zu verbessern", stellte der Sportdirektor fest. Pause, kurzes Nachdenken. "Nein, heute gibt es eigentlich gar nichts zu meckern!"

Lerneffekte bei den "Knappen"

Ballast abgeworfen, Stimmung im Lot, Mannschaft auf Kurs - es gab tatsächlich nichts, was Horst Heldt nach dem klaren Erfolg über Wolfsburg hätte Sorgenfalten auf die Stirn treiben können. Und so umspielte auch ein feines Lächeln sein Gesicht, als er zum Loblied auf seine Mannschaft ansetzte.



Denn nicht nur der Sieg an sich, sondern vor allem die Art und Weise hatten auch Schalkes Sportdirektor beeindruckt. "Die Mannschaft hat gefightet, sich hineingekämpft und auch nach den Toren nicht nachgelassen. Das verdient ein dickes Kompliment, vor allem nach der Belastung durch die intensiven englischen Wochen."

Vor der Partie hatte sich Heldt die Spieler noch einmal deutlich zur Brust genommnen. Zuletzt zwei Spiele gegen Düsseldorf und Montpellier ohne Sieg, als man jeweils nach einer klaren Führung noch spät den Ausgleich kassierte - das hatte Schalkes sportliche Führung mächtig gewurmt. Und auch die Spieler selbst. "Wir wollten zeigen, dass wir aus den letzten beiden Spielen gelernt haben. Und das ist uns gelungen", stellte Roman Neustädter fest.

Der Ex-Gladbacher hatte gleich doppelten Grund zur Freude. Er erzielte sein erstes Bundesligator für "Knappen". Gleiches gelang auch Ibrahim Afellay, der mit seinem Treffer zum 2:0 die Weichen endgültig auf Sieg gestellt hatte und ein Extralob von Horst Heldt kassierte. "Ibrhaim hat wieder einen Schritt nach vorne gemacht."

Totale Schalker Dominanz



Afellay selbst freute sich nicht nur über sein Tor, sondern vor allem auch über den Zeitpunkt unmittelbar nach der Pause. "Danach hat Wolfsburg kaum noch Gegenwehr geleistet und wir konnten unser Spiel durchbringen." Maximal in den ersten halben Stunde hatte man den Schalkern zuvor noch eine leichte Nervosität angemerkt. "Da haben wir uns noch etwas schwer getan", analysierte Huub Stevens.

Spätestens mit dem Führungstreffer durch Jefferson Farfan aber agierten die "Königsblauen" gegen überforderte Gäste zunehmend mit breiter Brust, zeigten enorme Spielfreude und Offensivdrang und ließen dieses Mal nie einen Zweifel am Sieg aufkommen. 70 Prozent Ballbesitz, 10:1 Ecken und 13:5 Torschüsse sprechen für sich. "Wir haben viel gearbeitet und uns den Sieg verdient", stellte Farfan fest, "und wir haben gezeigt, dass wir auch 90 Minuten auf einem hohen Level spielen können."

Einzig die Chancenverwertung hätte noch effektiver ausfallen können. "Wir hätten locker noch zwei, drei Tore mehr machen können", meinte Klaas-Jan Huntelaar, der seinem vierten Saisontor dieses Mal vergeblich nachjagte. Auch Benedikt Höwedes verhehlte nicht, dass "wir uns enorm viele Möglichkeiten erspielt haben und das Ergebnis noch deutlicher hätten gestalten können." Das aber war auch für Schalkes Kapitän eher eine Randnotiz: "Es war ein sehr gelungener Tag. Dieses Spiel hat uns allen gut getan."

Vorfreude auf das Derby



Keine Frage: Die vermeintliche kleine Krise ist ab sofort wieder für beendet erklärt. Zu gut sind auch die sportlichen Perspektiven: In der Bundesliga hat sich Schalke mit nur einer Niederlage aus sieben Partien und dem besten Saisonstart seit zwölf Jahren in der Spitzengruppe festgesetzt. Und auch in der Champions League liegt das Team mit vier Zählern aus zwei Spielen auf Kurs.

Eigentlich hatte Schalke auch eher ein Stimmungsproblem, denn Pfiffe gegen die eigene Mannschaft wie zuletzt haben eher Seltenheitswert. Und sollen jetzt auch ganz schnell wieder der Vergangenheit angehören. "Mir hat dieses Spiel Spaß gemacht. Und ich denke, die Fans hatten auch Spaß", merkte Huub Stevens zufrieden an. Benedikt Höwedes beurteilt es ähnlich: "Wir haben den Fans gezeigt, dass wir einer Schalker Mannschaft würdig sind. Und sie haben das wunderbar aufgenommen und uns klasse unterstützt."

Die Anhänger schwelgten gegen Wolfsburg nicht nur wieder in Glückgefühlen und feierten ihre Spieler. Sie blickten auch voraus und stimmten sich schon nach 60 Minuten mit Schmähgesängen akustisch auf das alles überstrahlende Spiel ein, das direkt nach der Länderspielpause Fußball-Deutschland elektrisieren wird - das Derby. Am 20. Oktober muss Schalke beim Deutschen Meister in Dortmund antreten. Mannschaft und Fans sind gerüstet.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte