Thorsten Fink ist seit Mitte Oktober 2011 Trainer beim Hamburger SV
Thorsten Fink ist seit Mitte Oktober 2011 Trainer beim Hamburger SV

Ex-Bayer Fink orientiert sich am Rekordmeister

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Hamburg - Er weiß nur zu gut, wie die Bayern ticken, und deshalb könnte für den Bundesliga-Tabellenführer aus München in Hamburg die Stunde für eine weitere Niederlage schlagen. "Über die gesamte Saison kann der HSV noch nicht mithalten, aber in einem Spiel ist alles möglich", sagt Trainer Thorsten Fink entschlossen.

Nach neun Jahren im Trikot des Rekordmeisters hat der Coach der Hanseaten sein ganz persönliches Sieger-Gen zu seinem neuen Arbeitgeber mitgebracht.

Aufbruchstimmung in Hamburg

So gesehen trifft man sich am Samstag in der Hamburger Imtech Arena (ab 18 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) an einer historischen Stätte. Knapp elf Jahre ist es her, dass die Bajuwaren mit ihrem schier grenzenlosen Erfolgswillen beim HSV in der Nachspielzeit ein 1:1-Unentschieden erzwangen und damit im Fernduell Schalke 04 den schon sicher geglaubten Titel entrissen. Fink, der damals verletzt auf der Bank saß: "Das Beeindruckendste, was ich je erlebt habe."

Neun Titel holte der Blondschopf zwischen 1997 und 2003 im Trikot der Münchner, bei den Norddeutschen ist jetzt harte Aufbauarbeit gefordert, um den Traditionsclub sportlich nach vorne zu bringen. "Der HSV und die Bayern waren ja mal auf Augenhöhe. Ich spüre hier eine totale Aufbruchstimmung und glaube auch daran, hier einen Titel holen zu können", meint der gebürtige Dortmunder, der als Nachfolger des glücklosen Michael Oenning einen Vertrag bis 2014 unterschrieben hat.

Fink setzt auf Fleiß, Disziplin und Ordnung

Einen, dessen Wort im Fußball-Geschäft Grundgesetz-Charakter hat, hat Fink schon nach wenigen Monaten auf der HSV-Bank überzeugt. "Thorsten ist irgendwann einmal einer für die Bayern", glaubt Franz Beckenbauer, der nur darüber staunen kann, wie der langjährige Bundesliga-Profi den Traditionsclub knapp 125 Jahre nach dessen Gründung peu a peu aus dem Tabellenkeller führt. Noch als der HSV im Herbst vergangenen Jahres als Liga-Schlusslicht grüßte, sprach der "Kaiser" davon, dass "nur ein Zauberer" den Hamburgern helfen könne.

Doch als Harry Houdini in der Coaching-Zone sieht sich Fink in seinem Beruf ganz und gar nicht. Er kommt zwar in den Medien jugendlich-modern rüber, setzt aber in der Alltagsarbeit ganz auf fußballerische Sekundärtugenden wie Fleiß, Disziplin und Ordnung. Da wird der Fußball-Lehrer geprägt von seinen familiären Wurzeln als Junge aus dem Ruhrpott, der in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs: "Das habe ich noch nie vergessen und das werde ich auch nie vergessen."

Vergessen wird er jedoch seine Bayern-Jahre, zumindest für 90 Minuten am Samstag. "Die sind mir dann egal, denn jetzt werde ich ja vom HSV bezahlt", sagt Fink, der gegen die Münchner ganz entgegen seiner üblichen Spielphilosophie diesmal zunächst auf's Abwarten setzt: "Es wird schon so sein, dass die Bayern mehr Spielanteile haben werden. Für uns wird es dann darauf ankommen, die Schwachstellen im Team herauszufinden."