Hecking hat ein glückliches Händchen: Im Heimspiel gegen den FC Augsburg geht erst nicht viel zusammen für seinen 1. FC Nürnberg, bis...
Hecking hat ein glückliches Händchen: Im Heimspiel gegen den FC Augsburg geht erst nicht viel zusammen für seinen 1. FC Nürnberg, bis...

Esswein arbeitet sich hoch

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Nürnberg - In Rot die 8, in Grün die 33 - die Tafel, die Frederick Assmuth, der vierte Offizielle am Samstag in der Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Augsburg, nach einer Stunde in die Höhe hielt, offenbarte die Wechselabsicht von Dieter Hecking.

Der "Club"-Coach nahm beim Stand von 0:0 Christian Eigler vom Platz und schickte Alexander Esswein aufs Feld. Der Erfolg dieser Maßnahme sollte nicht lange auf sich warten lassen.

Dresden bringt den Knoten zum platzen

Nur 16 Minuten später entschied der Joker mit seinem goldenen Tor das bayerische Derby. "Eine ganz schöne Aktion von mir”, gab er hinterher zu Protokoll. Es war zugleich der erste Bundesliga-Treffer des 21-Jährigen, der 2009 mit dem VfL Wolfsburg den Deutschen Meistertitel geholt hatte.

Gering allerdings sein persönlicher Beitrag zum Erfolg. Über vier Punktspieleinsätze war Esswein damals nicht hinaus gekommen. Und weil sich im darauf folgenden Spieljahr die Zahl nur verdoppelte, tauchte Esswein in die 3. Liga zu Dynamo Dresden ab. Dort platzte der Knoten. Mit 17 Toren war er der Protagonist der Mannschaft, die den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte.

Mit dem Wechsel nach Nürnberg ist die Hoffnung verbunden, im zweiten Anlauf in der Beletage des deutschen Fußballs Fuß zu fassen. Allerdings: Dass der Weg zum Stammspieler steinig und schwer ist, dass er Passagen enthält, die nicht in die gewünschte Richtung führen, musste der Angreifer bereits erfahren.

Esswein denkt mit

Im ersten Heimspiel gegen Hannover 96 noch in der Anfangsformation, schaffte es Esswein anschließend in Dortmund (0:2) nicht einmal in den 18er-Kader. "Er hat die Aufgabe gegen Hannover nicht so wie von uns erhofft gelöst und war anschließend im Training nicht richtig präsent”, sagte Dieter Hecking nach dem 1:0 gegen den FCA, dem ersten Bundesliga-Sieg der Franken in dieser Saison. "Da muss man schon mal mit einem Tribünenplatz zufrieden sein.”

Der Matchwinner feierte sein Tor überschwänglich. "Das sind Emotionen”, sagte er. "Mir sind gleich einige Steine vom Herzen gefallen.” Der Trainer, verriet er, habe ihm bei der Einwechslung den Rat mit auf den Weg gegeben, "den Kopf auszuschalten”. Doch daran hielt sich Alexander Esswein offensichtlich nicht. Unmittelbar vor seinem goldenen Schuss wägte er sehr wohl ab, was zu tun ist. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht ging er an FCA-Abwehrmann Gibril Sankoh nicht innen, sondern außen vorbei. Dann nahm er Maß, "und zum Glück ist der Ball schön im langen Eck gelandet”.

Empfehlung durch U 21

"Eine tolle Einzelleistung”, attestierte FCA-Keeper Simon Jentzsch dem Torschützen, der vor der nächsten Bundesligapartie in Köln international unterwegs ist. Esswein steht im Aufgebot der U-21-Nationalmannschaft, die in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2013 am 1. September in Paderborn auf San Marino und am 6. September in Borissow auf die Auswahl Weißrusslands trifft.

Ein Nachteil, was seine Ambitionen beim "Club" betrifft? "Nein”, schüttelt der Stürmer den Kopf. Er werde versuchen, "international Gas zu geben” - in der Hoffnung natürlich, dass das vom Vereinstrainer registriert wird.

Auch Wießmeier brilliert

Alexander Esswein gehört zum Kreis der zahlreichen jungen Spieler, die - aufgrund von Ausfällen - "die Fahne”, so Dieter Hecking, "bei uns derzeit hoch halten.” Gerade mal 18 Jahre alt ist Julian Wießmeier. Der Youngster, auf dem Spielberichtsbogen noch als Ersatz vermerkt, rückte in die Anfangsformation, weil der Trainer das Risiko scheute, den angeschlagenen Markus Feulner zu nominieren.

"Wießmann hat Feulner ausgezeichnet vertreten”, lobte der Coach. "So etwas ist nicht selbstverständlich.” Alexander Esswein wiederum wünscht der Trainer, dass die Partie gegen den FCA "ihm einen Schub gibt. Wir wissen, dass er die Qualität hat, außergewöhnliche Tore zu schießen.”

Reinhart Kruse