"Es wird doppelt schwierig für uns"

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Uli Stein ist seit 2007 eng mit Berti Vogts verbunden. Die beiden arbeiteten erst in Nigeria als Trainergespann zusammen und seit 2008 bei der Nationalmannschaft Aserbaidschans.

Stein ist für die Ausbildung der Torhüter zuständig. Das Ziel des deutschen Duos ist es, das Fußballentwicklungsland zwischen dem kaspischen Meer und dem Kaukasus international konkurrenzfähig zu machen.

Spiele gegen Deutschland kommen da gelegen, um auf höchstem Niveau zu testen. "Wir können in diesen Spielen nur lernen. Deutschland ist der große Favorit auf den Gruppensieg", erklärt Stein im Interview mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Stein, Aserbaidschan spielt im ersten EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland. Sind Sie schon aufgeregt?

Uli Stein: Für die Spieler ist es sicher aufregender. Sportlich ist es für die Jungs ein riesiger Anreiz. Für Berti Vogts und für mich ist das ja nichts so Besonderes, weil wir mit solchen Spielen auf höchstem Niveau ja praktisch aufgewachsen sind.

bundesliga.de: Merkt man den Spielern die Anspannung an?

Stein: Wir sind jetzt seit 14 Tagen zusammen im Trainingslager. Und man merkt es ganz deutlich, dass die Spieler endlich loslegen wollen. Aber das ist ja auch ganz normal. Es wäre schlecht, wenn dem nicht so wäre. Die haben gestern schon so gut trainiert, dass wir am liebsten schon am Sonntag gespielt hätten.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Leistung der deutschen Kicker in Belgien?

Stein: Sie haben noch nicht wieder an die Leistung von der WM anknüpfen können. Das war aber auch zu erwarten, da die meisten WM-Teilnehmer ja nur eine sehr kurze Pause hatten. Und unter den Bedingungen war das dann doch ein sehr gutes Länderspiel. Ansatzweise haben die Deutschen aber schon wieder dieses gefährliche Kombinations- und Kurzpassspiel und das schnelle Umschalten in den Angriff gezeigt.

bundesliga.de: Ist es ein Vorteil, dass Sie so früh in der Saison das erste Spiel gegen die deutsche Mannschaft haben?

Stein: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wir mussten ja schließlich auch aussetzen und haben daher noch keinen offiziellen Wettkampf bestritten. Gegen uns wird Deutschland wieder einen Tick besser sein.

bundesliga.de: In der Qualifikation zur WM in Südafrika hat Aserbaidschan 0:2 und 0:4 gegen Deutschland verloren. Welche Zielsetzung haben Sie für die Mannschaft dieses Mal vorgegeben?

Stein: Wir können in diesen Spielen nur lernen. Deutschland ist der große Favorit auf den Gruppensieg. Und beim letzten Spiel, dem 0:4 im Oktober, war das DFB-Team ja noch lange nicht so stark, wie sie bei der WM in Südafrika gezeigt haben. Qualitativ hat die Löw-Truppe noch einmal einen großen Schritt nach vorne gemacht. Unsere Entwicklung ist zwar auch positiv, aber in einem anderen Rahmen. Deshalb wird es für uns doppelt so schwierig, wie noch in Hannover.

bundesliga.de: Das große Manko von Aserbaidschan war bislang das Toreschießen. Haben Sie da in der Vorbereitung besonders viel Wert gelegt?

Stein: Wir wollen insgesamt unser Offensivspiel weiter verbessern. Mit dem Torschießen ist es so eine Sache: Wunderstürmer kann man sich ja nicht schnitzen. Aber auch da geht es bei uns weiter voran.

bundesliga.de: Welche Ziele hat Aserbaidschan in der Gruppe A? Zwei Siege gegen Kasachstan sollten es auf jeden Fall sein, oder?

Stein: Ja, klar. Und vielleicht können wir Belgien, Österreich oder die Türkei ja auch noch irgendwo ein bisschen ärgern, ein Pünktchen holen oder sogar eine Überraschung schaffen.

bundesliga.de: Wird das Trainerteam auch an den Erfolgen der Vergangenheit gemessen?

Stein: Natürlich. Aber die Gruppen darf man nicht vergleichen. So ist zum Beispiel Kasachstan ein anderes Kaliber als Liechtenstein. Da müssen wir schon sehr viel investieren, um die Punktzahl erneut einzufahren.

bundesliga.de: Wie lange werden Sie noch für Aserbaidschan tätig sein?

Stein: Solange Berti Vogts Trainer ist und weiterhin meine Dienste in Anspruch nehmen will, mache ich weiter. Denn mir macht die Zusammenarbeit mit Berti sehr viel Spaß, es ist eine tolle Zusammenarbeit und man kann nur von ihm lernen.

Das Gespräch führte Michael Reis