Günter Netzer traut dem FC Bayern beim "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea den Titelgewinn zu
Günter Netzer traut dem FC Bayern beim "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea den Titelgewinn zu

"Es ist der Zeitpunkt, alles abzurufen"

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München - Kann der FC Bayern am Samstag all die Tugenden aufbringen, die nötig sein werden, um das größte Spiel der Vereinshistorie zu gewinnen? Fußballexperte und 90elf-Co-Moderator Günter Netzer sieht einen entscheidenden Vorteil für die Bayern im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea (Sa., ab 20:30 Uhr im Live-Ticker).

"Ich erwarte eine andere Chelsea-Mannschaft als im Spiel gegen den FC Barcelona. Denn wenn sie so in München auftreten sollten, werden sie das Spiel nicht gewinnen können", sagt Günter Netzer im Interview mit bundesliga.de und traut der Mannschaft von Jupp Heynckes die absolute Fokussierung auf den Gewinn des Champions-League-Finales zu.

bundesliga.de: Herr Netzer, der FC Bayern München hat das Champions-League-Finale im eigenen Stadion vor der Brust. Mit dem FC Chelsea wartet ein schwerer Brocken, der immerhin den Titelverteidiger FC Barcelona ausgeschaltet hat. Wen sehen Sie in der Favoritenrolle?

Günter Netzer: Selbstverständlich ist ein Finalspiel in der Champions League immer ein offenes, ein von den Chancen her ausgeglichenes Spiel. Ich habe trotzdem die Hoffnung und die Überzeugung, dass die Bayern dieses Spiel gewinnen können. Auch wenn große Anstrengungen nötig sein werden, um in diesem Finale zu bestehen. Der FC Bayern München kann mit diesem Spiel die ganze Saison retten und geht durch den Heimvorteil für mich favorisiert in dieses Endspiel.

bundesliga.de: Der FC Chelsea wurde für seine destruktive Spielweise im Halbfinale gegen den FC Barcelona kritisiert. Die Bayern haben in dieser Saison spielerische Glanzpunkte in ihren Europapokalspielen gesetzt. Wäre ein Sieg des FCB auch ein Erfolg für den attraktiveren Spielstil?

Netzer: Die Spielweise des FC Chelsea in den Champions-League-Halbfinals war für mich nicht nachvollziebar. Sie hatten einfach keine anderen Mittel gegen den FC Barcelona zu spielen. Im Finale wird dies aber in dieser Art und Weise sicher nicht passieren, denn sonst werden die Londoner nicht gewinnen können. Sie werden versuchen mitzuspielen und haben trotz ihrer Ausfälle eine Mannschaft, die gespickt ist mit international erfahrenen und angesehenen Spielern.

bundesliga.de: Die von Ihnen angesprochenen Ausfälle beider Mannschaften (Bayern: Alaba, Badstuber, Gustavo / Chelsea: Terry, Meireles, Ramires, Ivanovic, Anm. d. Red) spielten im Vorfeld der Partie eine sehr große Rolle. Wer könnte die größeren Probleme haben, diese zu kompensieren?

Netzer: Das kann man so nicht sagen. Es ist immer schwer, wenn die gesamte Innenverteidigung ausfällt. Aber sich darauf verlassen, dass es für eine der beiden Mannschaften ein Vorteil ist, kann sich keine Seite.

bundesliga.de: Was muss der FC Bayern im Vergleich zur DFB-Pokalfinalniederlage gegen Dortmund am Samstag anders machen?

Netzer: Die Bayern-Spieler dürfen sich im Vorfeld nicht so viele Gedanken machen. Die Spieler müssen sich auf sich selbst verlassen und von der ersten Minute an konzentriert zu Werke gehen. Sie benötigen die Spielkontrolle und würden sich durch ein frühes Tor natürlich günstige Voraussetzungen schaffen. Das DFB-Pokalfinale wird keine Rolle mehr in den Köpfen spielen. Für den Verein und die Spieler steht das wichtigste Spiel ihrer Karriere an, einzig die Fokussierung auf diese Partie darf im Vordergrund stehen.

bundesliga.de: Gibt es ein taktisches Patentrezept gegen die vielbeinige Abwehr des FC Chelsea?

Netzer: Da ich Trainer-Sein ja nicht kann, werde ich auch keine taktischen Ratschläge erteilen. Aber der FC Bayern muss einfach zu dieser erfolgreichen Spielweise zurückfinden, die er in dieser Saison häufig gezeigt hat. Das muss gepaart sein mit Wille, Leidenschaft und Aggressivität. In der Mannschaft steckt genau das alles drin - und jetzt ist auch der Zeitpunkt, alles abzurufen. Wenn sie das schaffen, werden die Bayern dieses Spiel auch gewinnen.

Das Gespräch führte Steffen Hoss