Fassungslos: Dennis Aogo nach der 3:4-Niederlage gegen den 1. FC Köln
Fassungslos: Dennis Aogo nach der 3:4-Niederlage gegen den 1. FC Köln

Es gibt noch viel zu tun

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München - Ein Umbruch war nötig, ein Umbruch wurde vollzogen. Ein neuer Trainer, viele neue Gesichter. Aber dass der Hamburger SV so schwer in die neue Saison kommen würde, hatten wohl selbst die pessimistischsten Beobachter der "Rothosen" nicht befürchtet.

Denn Hamburg steht ganz unten in der Tabelle. 18. Platz, nur ein einziges Pünktchen auf dem Konto, dazu eine Tordifferenz von 6:14. Doch warum läuft es noch nicht, wo liegen die größten Baustellen? bundesliga.de hat den Saisonstart des Bundesliga-"Dinos" analysiert.

Fehlstart mit historische Ausmaßen

Der Fehlstart der Hanseaten nimmt historische Ausmaße an. 14 Gegentore in vier Spielen - nie zuvor musste eine HSV-Elf in 48 Jahren Bundesligageschichte nach vier Partien mehr Gegentreffer schlucken. In der gesamten Bundesligahistorie wurden erst sieben andere Teams zu Saisonbeginn häufiger bezwungen. Allein in den letzten zwei Spielen klingelte es neun Mal im HSV-Kasten!

Und die Gegentore waren bei weitem keine Zufallstreffer. Kein Team ließ in den ersten vier Spielen mehr Torschüsse (71) und Großchancen (16) des Gegners zu als Hamburg. Dabei war der HSV sogar noch mit Fortuna im Bunde, fünf Mal rettete das Aluminium für Keeper Jaroslav Drobny.

Eklatante Standardsschwäche

Besonders nach ruhenden Bällen fehlt den Hamburgern die richtige Defensivkoordination. In den letzten drei Spielen kassierte die Elf von Trainer Michael Oenning jeweils entscheidende Gegentore nach Standards. Gegen Hertha BSC fiel der 2:2-Endstand in der 88. Minute nach einer Ecke, die ersten Gegentore beim FC Bayern (0:5) waren ein Freistoß und ein Einwurf; gegen Köln (zum 3:3 und 3:4) dann eine Ecke und ein Freistoß.

Ein Faktor ist möglicherweise auch fehlende Kontinuität bei der Besetzung der Defensive. Vier unterschiedliche Innenverteidiger und fünf unterschiedliche "Sechser" kamen in dieser Spielzeit bereits zum Einsatz. Auch gegen Köln gab es mit Heiko Westermann und Slobodan Rajkovic ein Premieren-Duo.

Nicht verzagen

Doch noch heißt es nicht verzagen beim HSV. Auch für Oenning war die enge Partie gegen den FC "der erste Schritt in die richtige Richtung." Zumal Hamburg gegen extrem effektive Kölner gegenüber den letzten Auftritten in der Tat stark verbessert präsentierte, das Glück aber nicht auf seiner Seite wusste - Per Skjelbred traf unter anderem die Latte, als Hamburg noch in Führung lag.

Geht es nach der Historie, kann Hamburg zumindest den ersten Bundesliga-Abstieg sicher verhindern. 1972/73 hatte der HSV nach Spieltag 4 gar keinen Punkt, landete am Ende immerhin auf Rang 14. 2002/03 unter Kurt Jara erreichten die Hanseaten sogar noch Platz 8, obwohl nach vier Spieltagen auch nur ein Zähler zu Buche stand. Noch nicht "Land unter" also - und immerhin sind noch ganze 30 Spieltage Zeit, dass aus dem Umbruch doch noch eine Erfolgsgeschichte wird.

Christoph Gschoßmann