Der 1. FC Köln um Lukas Podolski (r.) hatte gegen den 1. FC Nürnberg keinen guten Tag erwischt
Der 1. FC Köln um Lukas Podolski (r.) hatte gegen den 1. FC Nürnberg keinen guten Tag erwischt

Es droht wieder Abstiegskampf

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Köln - Rückschlag für den 1. FC Köln. Nach zwei ordentlichen Leistungen und vier Punkten aus den beiden Partien zuvor präsentierten sich die "Geißböcke" bei der 1:2-Heimpleite gegen den 1. FC Nürnberg in einer besorgniserregenden Verfassung. So droht den Domstädtern wieder ein langer Abstiegskampf.

Stale Solbakken ist ein Mann, der die offenen Worte liebt. Der norwegische Trainer des 1. FC Köln redete Klartext, als er die Vorstellung seiner Mannschaft kommentieren sollte. "Ich bin sehr, sehr unzufrieden mit diesen 90 Minuten", sagte der 43-Jährige. "Wir haben sehr große Fehler gemacht, individuell und als Mannschaft. Diese Leistung akzeptiere ich nicht. Das war meine größte Enttäuschung bisher in Köln."

Galgenhumor bei Solbakken

Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, hatte Stale Solbakken im FC-Live-Tweet seinen Humor schon wieder gefunden. Auf die Fanfrage, ob er sich auf den Kölner Karneval freue, meinte der Norweger: "Nach dem Spiel gegen Nürnberg muss ich mich eigentlich am besten direkt schon heute verkleiden. Aber ich freue mich auf Karneval."

Vielleicht ist der durchklingende Galgenhumor die beste Art, mit der schwachen Darbietung seiner Truppe umzugehen. Während des Spiels hatte sein Torhüter Michael Rensing dagegen eine andere Umgangsform gewählt.

Rensing wäscht Chihi den Kopf

Der an diesem Tag beste Kölner fand das Abwehrverhalten seines Teamkollegen Adil Chih alles andere als lustig und stauchte den Angreifer vor über 40.000 Augenzeugen im Stadion zusammen.

"Ich verstehe mich mit Adil super. Er ist ein Riesenfußballer", schob Rensing seiner Kritik am 23-jährigen Deutsch-Marokkaner ein Lob voraus. "Aber wir haben schon oft darüber geredet, dass er seine Dribblings am gegnerischen Sechzehnmeterraum machen soll und den Ball auch da verlieren kann. Aber nicht am eigenen Sechzehner. Dadurch wäre fast ein Gegentor entstanden. Das wäre unnötig gewesen. Das habe ich ihm dann aus der Emotion heraus gesagt. Jetzt ist aber auch alles wieder in Ordnung."

Dürftige Punktausbeute

Nicht in Ordnung ist dagegen die bisherige Punktausbeute der Rheinländer, auch wenn man gegen die gleichen Gegner in der Vorsaison auch nur vier Zähler für sich verbuchen konnte. Gegen den "Club" aber wäre ein Sieg Pflicht gewesen, um sich im Mittelfeld der Tabelle festzusetzen.

Denn nach dem moderaten Auftaktprogramm mit Gegnern wie Wolfsburg, Kaiserslautern, Hamburg und Nürnberg kommen jetzt die "dicken Brocken" auf den FC zu. Am kommenden Wochenende gastieren die "Geißböcke" im rheinischen Derby bei Bayer Leverkusen.

"Werden sehr hart arbeiten"

Die "Werkself" holte in den vergangenen vier Begegnungen zehn Punkte und hat gegen den Rivalen von der anderen Rheinseite noch eine Rechnung aus der Vorsaison offen. Schließlich vermasselten die Kölner ihr mit dem 2:0-Erfolg am drittletzten Spieltag die letzten Meisterschaftschancen.

"Wir werden in dieser Woche sehr hart arbeiten, weil wir ein sehr problematisches Spiel gegen Leverkusen haben", kündigte Solbakken direkt nach der Nürnberg-Pleite an. "Es ist immer etwas besonders, wenn man gegen den Nachbarn spielt. Aber alles ist möglich. Alles kann passieren."

"Die Hoffnung stirbt zuletzt"

Um in Leverkusen zu bestehen, müssen die Kölner aber ganz anders auftreten. Abwehrchef und Mannschaftskapitän Pedro Geromel, der gegen den FCN zwei Elfmeter verschuldete, muss sich steigern, die Undiszipliniertheiten, die in dieser Saison bereits zwei Platzverweise (Milivoje Novakovic gegen Wolfsburg und Miso Brecko gegen Nürnberg) nach sich zogen, abgestellt werden.

Nur als kompakte Einheit hat der FC eine Chance. "Die Hoffnung stirbt zuletzt, fängt jedes Spiel bei Null an", blickt Michael Rensing trotzig voraus. "Wenn wir wieder eine Schlacht schlagen wie in der vergangenen Saison, dann ist auch in Leverkusen etwas möglich. Sicherlich ist es auch besser für uns, dass Leverkusen vorher noch ein anstrengendes Spiel in der Champions League absolvieren muss. Aber sie werden uns sicher nicht unterschätzen."

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski