Nach Schlusspfiff wussten die 96-Profis, wem sie Dank schuldeten
Nach Schlusspfiff wussten die 96-Profis, wem sie Dank schuldeten

"Es darf sich keine Entspannung einstellen!"

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Ganze 15 Mal mussten die treuen Hannoveraner Fans diese Saison zu den Auswärtsspielen ihrer Mannschaft fahren, bevor sie am 30. Spieltag in Bochum den ersten Sieg in der Ferne bejubeln durften.

Einen großen Anteil an den drei Punkten hatte am Freitagabend 96-Keeper Robert Enke, der sich den in der zweiten Halbzeit verbittert anstürmenden Bochumern entgegenstellte und mit mehreren Glanzparaden den Sieg für Hannover festhielt.

Nach dem Spiel stand der Nationalmannschafts-Torwart bundesliga.de Rede und Antwort.

bundesliga.de: Gratulation zum ersten Auswärtssieg der Saison, wie fühlen Sie sich?

Robert Enke: Ich bin sehr erleichtert. Man hat das auch gerade nach dem Schlusspfiff vor der Kurve erlebt. Wir konnten es als Spieler einfach nicht mehr hören, dass die treuen Fans, die immer mitfahren, uns unsere Auswärtsschwäche natürlich völlig zu Recht vorgeworfen haben. Wir haben jetzt immer noch keine gute Auswärtsbilanz, aber immerhin einen Sieg.

bundesliga.de: Hatten Sie überhaupt noch an einen Dreier in der Ferne geglaubt?

Robert Enke: Ich hatte vor dem Spiel gesagt, es gibt keinen besseren Zeitpunkt, als den ersten Auswärtssieg an einem Freitagabend einzufahren, weil der Trainer einem zwei, drei Tage frei gibt und man die drei Punkte richtig genießen kann.

bundesliga.de: Sind Sie heute anders aufgetreten als bei den vorherigen Auswärtsspielen?

Robert Enke: Da kann man grundsätzlich nicht sagen, aber ich weiß nur, dass ich heute von Anfang an ein gutes Gefühl hatte und dass die Mannschaft nach hinten unglaublich gut gearbeitet hat. Sergio Pinto fügt sich hinten rechts immer besser ein, und alle haben viele, viele Wege gemacht. Das hat sich schon alles sehr, sehr gut angelassen und mir war klar, dass wir in der zweiten Halbzeit einige Situationen überstehen müssen werden. In einigen Situationen, wie bei Azaouaghs Schuss oder Hashemians Pfostentreffer hatten wir Glück, aber das braucht man auch einmal. Außerdem ist ja Rückrunde und da dreht Arnold Bruggink bekanntermaßen immer auf. Er ist ein Führungsspieler, hoch angesehen und brandgefährlich.

bundesliga.de: Sie haben heute wieder mal eine glänzenden Leistung abgeliefert Gerade in der zweiten Halbzeit haben Sie Ihrer Mannschaft nicht zum ersten Mal die drei Punkte festgehalten....

Robert Enke: Beim Einlauf wurde ich von den Bochumern mit "Tim Wiese!"-Sprechchören empfangen, das war schon recht einfallsreich. Nein aber ernsthaft, wenn nicht nur die eigenen Fans, sondern auch der Gegner die Leistung anerkennt, macht einen das stolz. Natürlich freue ich mich, dass wir zu Null gespielt haben.

bundesliga.de: Sie haben während der Bochumer Druckphase lautstark mit ihren Mitspielern und mit dem Coach diskutiert. Sahen Sie die drei Punkte in Gefahr?

Robert Enke: Es gab ein paar Irritationen, wie wir bei Eckbällen gegen uns vorgehen. Es wurde überlegt, ob wir einen Spieler von der Linie abziehen. Ich bin ein großer Verfechter davon, dass man an beiden Pfosten jeweils einen Spieler postiert. Es fallen in der Bundesliga so viele einfache Tore am ersten oder zweiten Pfosten, die vermeidbar sind. Diese Hilfe durch meine Mitspieler, möchte ich mir auch nicht nehmen lassen. Und da es im Stadion sehr laut war, musste ich halt auch lauter werden, um sicherzustellen, dass mich alle verstehen.

bundesliga.de: Darf man Hannover 96 jetzt zum Klassenerhalt gratulieren?

Robert Enke: Ich denke, das 2:1 letzte Woche gegen Köln war die Vorentscheidung und heute haben wir es dann endgültig klar gemacht. Natürlich kommt es jetzt noch auf die anderen Ergebnisse an, rechnerisch sind wir noch nicht durch, aber ich denke, schon dass wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Nichtsdestotrotz werden wir alles dafür tun, dass sich keine Entspannung einstellt, sondern wir haben noch einiges gut zu machen aus dieser Saison.

bundesliga.de: In den Medien wird viel über einen Weggang aus Hannover spekuliert.

Robert Enke: Ich hatte schon vor ein paar Wochen gesagt, dass ich davon ausgehe, auch nächste Saison bei Hannover im Tor zu stehen. Und da hat sich seitdem nichts dran geändert. Ich fühle mich in Hannover sehr, sehr wohl. Ich habe noch ein Jahr Vertrag, einen sehr guten Vertrag, und habe auch während der Saison nicht vor, mich mit Wechselgerüchten zu beschäftigen. Ich fahr im Juni in Urlaub und erst wenn ich wiederkomme, wird man schauen.

Das Gespräch führte Vera Schmidt