Michael Rensing und Kollegen kamen gegen Bayer oftmals zu spät
Michael Rensing und Kollegen kamen gegen Bayer oftmals zu spät

"Es bringt nichts, auf die Jungs einzuhauen"

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"Ich sage besser nichts", meinte der sichtlich angefressene Bayern-Torhüter Michael Rensing stellvertretend für die meisten seiner Kollegen.

Der unerklärliche Leistungseinbruch nach der 5:0-Gala von Lissabon und dem 0:0 bei Werder Bremen sorgte für große Ratlosigkeit.

Bayern kommen zu spät

"Es hat von der ersten Minute an die Laufbereitschaft gefehlt, der Wille, richtig in die Zweikämpfe zu gehen", meinte Bayern-Stürmer Miroslav Klose konsterniert.

"Wir sind immer viel zu spät gekommen, deswegen haben die Leverkusener ihr Spiel aufziehen können." Und wenn Bayer Leverkusen erst einmal ins Rollen kommt, dann wird es für jede Mannschaft schwer. "Die waren einfach geiler drauf", erkannte Hamit Altintop, um dann fast schon trotzig hinzuzufügen: "Wir wissen, dass die Lage momentan schwierig ist. Aber das werden wir ändern."

Hoeneß ist weiterhin zuversichtlich

Und Altintop weiß auch schon, wie das gehen soll. "Wir müssen erst einmal die einfachen Sachen wieder richtig machen. Wir sollten nicht zu viel überlegen. Wir dürfen jetzt nicht den Kopf hängen lassen." Doch die Bayern hinken in dieser Saison abgesehen von einigen Glanzlichtern speziell in der Champions League ihren eigenen Ansprüchen weiter hinterher.

Platz 5 in der Bundesliga, jetzt das Pokal-Aus. Manager Uli Hoeneß versucht dennoch, Optimismus auszustrahlen. "Unsere Ausgangsposition ist nach wie vor nicht schlecht", meinte er. "In den wichtigsten Wettbewerben, die wir uns zum Ziel gesetzt haben, sind wir noch da: in der Champions League und in der Meisterschaft. Wir müssen hart arbeiten, um die Ziele zu erreichen."

Schwamm über Leverkusen

Aber man sieht dem Bayern-Macher an, dass er um den Ernst der Lage weiß. Die Resultate des Jahres 2009 sind alarmierend. Hatte Hoeneß noch nach dem souveränen 2:0-Sieg der Bayern im Meisterschaftsspiel im November gesagt, dass "uns Leverkusen natürlich nicht das Wasser reichen kann", so wirkte er diesmal zwar gefasst, aber auch sehr enttäuscht. "Wir müssen versuchen, die Pokalenttäuschung einigermaßen wegzustecken", sagte Hoeneß.

"Wenn wir den Kopf in den Sand stecken, verlieren wir möglicherweise unsere anderen Ziele aus dem Blickfeld." Und dann wird es richtig unruhig in München. Noch beschwichtigt Hoeneß: "Wir sind jetzt aus dem ersten Wettbewerb ausgeschieden. Die anderen Dinge sind ja alle noch reparabel. Wir müssen versuchen, mit der Situation kritisch umzugehen. Aber wir werden auf keinen Fall den Medien nachgeben, die schon seit Wochen versuchen, totale Unruhe in den Verein zu bringen, die Spieler gegen den Trainer und umgekehrt auszuspielen. Wir werden versuchen, ruhig zu bleiben und die Situation zu meistern."

Düsseldorf ist für die Bayern keine Reise wert

Jürgen Klinsmann selbst bekannte, dass er nach der Pokalniederlage "erstmal schlucken" musste. "Es bringt jetzt gar nichts, auf die Jungs einzuhauen", meinte der Bayern-Coach. "Wir müssen jetzt nach vorne schauen. Jetzt müssen wir uns auf die Bundesliga und die Champions League konzentrieren und den Pokal leider abhaken."

Am kommenden Samstag empfangen die Bayern in der AllianzArena Hannover 96, das mit Abstand schwächste Auswärtsteam der Bundesliga. Mit einem Sieg gegen die Niedersachsen und dem Weiterkommen in der Champions League wenige Tage später kann die Bayern-Welt dann schon wieder sehr viel freundlicher ausschauen.

Übrigens: Vielleicht lag der Bayern-K.-O. auch nur daran, dass der FC Bayern Pokalspiele in Düsseldorf (abgesehen von einem 1:0-Sieg 1971) einfach nicht mehr gewinnen kann. Schon 1986 und 1995 gab es gegen den damals jeweils krassen Außenseiter Fortunas Düsseldorf herbe Klatschen (0:3 bzw. 1:3). Aber das ist eine andere Geschichte.

Tobias Gonscherowski