Die Enttäuschung ist Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht ins Gesicht geschrieben
Die Enttäuschung ist Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht ins Gesicht geschrieben

Erste Herbstdepression in Braunschweig

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Braunschweig - Erstligareif waren am Sonntagabend nur die Fans von Eintracht Braunschweig. Trotz der derben feierte der Anhang seine Mannschaft und ein wenig auch sich selbst. Lange vor dem Ende sangen die blau-gelben Anhänger ununterbrochen die Hymne "You'll never walk alone". Den Beistand hatten Spieler und Mannschaft nach dem Rekord-Fehlstart bitter nötig.

"Es fruchtet einfach nicht"

Eintrachts Coach Torsten Lieberknecht war von der Stimmung auf den Rängen sehr beeindruckt und stellte auf der Pressekonferenz sogar seine eigene Person in Frage.



"Die Niederlage ist schwer zu ertragen. Ich komme wirklich sehr ins Grübeln. Die Fans machen so eine fantastische Stimmung und alles was ich versuche, fruchtet einfach nicht", so Lieberknecht. Eigentlich versprüht der gebürtige Pfälzer immer Optimismus, doch nach der sechsten Niederlagen im siebten Spiel schien er mit seinem Latein am Ende.

Beim Aufsteiger sieht es nach dem siebten Spieltag düster aus. Mit nur einem Punkt und 3:18 Toren rangieren die Braunschweiger auf dem letzten Platz. Kein Bundesligist war nach sieben Spieltagen schlechter."Es ist besonders bitter für unsere treuen Anhänger", beteuerte auch Eintracht-Stürmer Domi Kumbela, der in der Offensive der Gastgeber mit sechs Torschüssen noch am eifrigsten agierte. Aber auch er konnte die dritte Niederlage im vierten Heimspiel nicht verhindern.

"Gegentor kam aus dem Nichts"



Bis zum Gegentor befanden sich die Niedersachsen noch auf Augenhöhe mit dem VfB. Die Partie war völlig ausgeglichen. "Wir hatten uns vorgenommen, engagiert und diszipliniert aufzutreten, das ist uns zunächst auch gelungen", so Kumbela. Doch das 0:1 kurz vor der Pause durch Ibisevic traf die Braunschweiger mitten ins Herz.

Die Stuttgarter hatten bis auf eine Torchance des Bosniers nach zwei Minuten auch nicht viel mehr zu bieten als die Eintracht. Aber die durchschnittliche Leistung der Schwaben sollte an diesem Abend reichen. "Das Gegentor kam aus dem Nichts. Da sieht man dann die Klasse des VfB. In der Bundesliga musst du die wenigen Chancen, die du bekommst, einfach eiskalt nutzen", erklärte Kumbela, "Die erste Liga ist einfach ein anderes Kaliber. Hier hat man bessere Gegenspieler. Die werden nicht gleich nervös, wenn sie den Ball haben."

Genickbruch durch Maxims schnelles 0:2



Mit neuem Elan wollten die Braunschweiger dann in die zweite Halbzeit starten, doch das 0:2 durch Maxim wirkte wie eine kalte Dusche. "Für die zweite Hälfte hatten wir uns vorgenommen Druck auszuüben, aber das zweite Gegentor hat den Bruch gebracht", resignierte Lieberknecht. Beim Tor des Rumänen sah Eintracht-Schlussmann Marian Petkovic alles andere als gut aus. Er klatschte einen harmlosen Distanzschuss des überragenden Stuttgarters Ibrahima Traore direkt vor die Füße von Maxim, der ohne Mühe vollenden konnte.

In der Schlussviertelstunde erhöhten die Schwaben dann noch durch zwei Treffer von Traore und dem eingewechselten Harnik auf 0:4. "Die Leidenschaft ist da. Gegen Nürnberg haben wir gesehen, dass wir mithalten können", unterstrich Karim Bellarabi. Der aus Leverkusen ausgeliehene Offensivspieler schaut aber nicht ganz betrübt in die Zukunft. "Wir wussten, dass die Saison eine schwierige Nummer wird. Jetzt geht es gegen Wolfsburg, das wird auch ein sehr harter Brocken."

Auf die bedingungslose Unterstützung ihrer Fans können sich die Braunschweiger aber verlassen. Selbst Gästetrainer Thomas Schneider war von der Atmosphäre im Stadion beeindruckt. "Wie die Zuschauer nach dem klaren Rückstand ihre Mannschaft weiter angefeuert haben, war wirklich unglaublich. So etwas habe ich noch nie gesehen." Jetzt müssen die Braunschweiger zeigen, dass sie gewillt sind, ihren Fans endlich den ersten Bundesliga-Sieg nach 28 Jahren zu schenken.

Aus Braunschweig berichtet Alexander Barklage