René Adler (l.) kassierte in dieser Saison bislang erst 16 Gegentore, nur Schalkes Manuel Neuer musste mit 15 Mal noch seltener hinter sich greifen
René Adler (l.) kassierte in dieser Saison bislang erst 16 Gegentore, nur Schalkes Manuel Neuer musste mit 15 Mal noch seltener hinter sich greifen

"Erst Europa League, dann nach oben schauen"

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Bayer Leverkusen behält auch nach dem 20. Spieltag seine "weiße Weste". Dank des ungefährdeten 3:1-Sieges gegen den SC Freiburg bleibt die "Werkself" weiterhin ungeschlagener Tabellenführer der Bundesliga.

Im exklusiven Interview mit bundesliga.de spricht Bayer-Torhüter René Adler über die Perspektiven der Rheinländer, die schwierigen Bodenverhältnisse und seine große Herausforderung.

bundesliga.de: René Adler, Glückwunsch zum 3:1-Erfolg gegen den SC Freiburg. War das eine reine Pflichterfüllung oder mehr?

René Adler: Jeder von uns erwartet, dass wir dranbleiben. Wir wollen nicht von Druck sprechen und machen uns auch keinen. Wir sind in einer privilegierten Situation und haben die Tabellenführung zurückerobern können. Wir wissen aber auch, dass Freiburg eine Mannschaft ist, die mit dem Rücken zur Wand steht und die auswärts besser spielt als daheim. Das Spiel hätte auch ganz schnell andersherum laufen können, wenn die Freiburger in Führung gegangen wären. Nach unserer 3:0-Führung müssen wir das Spiel dann allerdings auch routinierter runterspielen. Mit dem Gegentor zum 3:1 sind wir dann bei den Wetterbedingungen mit dem Schneefall ein bisschen ins Schwimmen geraten. Aber alles in allem war es ein hochverdienter Sieg.

bundesliga.de: Bayer Leverkusen hat nun 16 Punkte Vorsprung auf den Tabellen-Sechsten Werder Bremen, baut das Punktepolster Woche für Woche weiter aus. Das erklärte Saisonziel lautet: "Erreichen des internationalen Wettbewerbes" - es rückt immer näher.

Adler: Das ist richtig. Das ist unser Ziel. Wir haben uns ein ordentliches Polster geschaffen. Sicherlich ist Bremen eine Mannschaft, die nicht zu unterschätzen ist. Sie haben sicherlich derzeit keinen guten Lauf. Aber sie werden im Lauf der Rückrunde wieder kommen und sich fangen. Für uns gilt es, von Spieltag zu Spieltag die maximale Punktzahl zu sammeln, dann relativ schnell die Europa League klarzumachen und dann nach oben zu schauen.

bundesliga.de: An den vergangenen vier Spieltagen musste Bayer nach Erfolgen der Konkurrenten, erst Schalke und dann Bayern, stets ebenfalls Siege nachlegen, um die Tabellenführung zurückzuerobern. Das hat immer geklappt. Die Mannschaft ist top in Form und präsentiert sich nervenstark.

Adler: Wir haben sicherlich einen Lauf. Wir haben sehr gut gearbeitet in der kurzen Pause. Wir sind hier geblieben und nicht in den Süden geflogen, konnten uns so auf die Witterung einstellen. Auf diesem Platz gewinnt man keinen Schönheitspreis. Da gilt es nur, die drei Punkte mitzunehmen und möglichst effektiv zu spielen, vielleicht über Standards Tore zu machen. Trotzdem spielen wir einen sehr guten Ball. Unsere Spieler haben die technischen Fähigkeiten, auch auf so einem Geläuf einigermaßen gut Fußball zu spielen. Jetzt müssen wir nach Bochum. Das wird auch eine sehr schwierige Aufgabe, weil jeder von uns erwartet, dass wir da einfach durchmarschieren.

bundesliga.de: Nächste Woche wird in der BayArena ein neuer Rasen verlegt. Bleiben den Spielern dann künftig Missgeschicke wie der Fehlpass des Freiburger Keepers Simon Pouplin, der zum 2:0 von Bayer führte, erspart?

Adler: Der neue Rasen ist schön. Da warten wir alle mit Sehnsucht darauf. Es war richtig schwer, auf dem Platz die Rückpässe zu verarbeiten bzw. sauber rauszuspielen. Das soll keine Ausrede sein, das hat man ja beim Simon gesehen. Er ist einer der technisch besten Torhüter der Liga. Das passiert einfach und liegt nicht an seinen technischen Fähigkeiten. Das lag am Platz.

bundesliga.de: Wie schön wäre es für René Adler, wenn die gegnerischen Fans in der kommenden Saison nicht mehr "Ihr werdet nie Deutscher Meister" singen?

Adler: Das ist schon eine Herausforderung. Das kann ich Ihnen ehrlich sagen. Ich bin seit zehn Jahren im Club und habe einiges mitgemacht. Trotzdem lassen wir alle die Kirche im Dorf. Der Trainer gibt die richtige Maraschroute vor. Momentan fahren wir mit der Linie, höchstkonzentriert von Spiel zu Spiel zu schauen, sehr gut. Davon werden wir nicht abweichen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski