Gegen den VfB Stuttgart liegen Marco Reus und seine Gladbacher Kollegen bereits 2:0 vorn
Gegen den VfB Stuttgart liegen Marco Reus und seine Gladbacher Kollegen bereits 2:0 vorn

Ernst, aber nicht hoffnungslos

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München - Die Situation für Borussia Mönchengladbach sieht alles andere als rosig aus. Die "Fohlen"-Elf steht am Tabellenende der Bundesliga, sechs Punkte sind es bis zum Relegationsrang oder dem ersten Nicht-Abstiegsplatz und zuhause hat man in dieser Saison noch kein einziges Spiel gewonnen.

Nach der bitteren 2:3-Niederlage nach 2:0-Führung gegen den VfB Stuttgart ist die Stimmung bei den Gladbachern auf einem Tiefpunkt, doch die Hoffnung, den Klassenerhalt doch noch zu schaffen, hat der Club noch lange nicht aufgegeben.

Fortschritte sind erkennbar

"Wir haben von vier Rückrundenspielen zwei gewonnen. Wenn wir in diesem Rhythmus weitermachen, werden wir nicht absteigen", meinte auch Vizepräsident Rainer Bonhof. Und tatsächlich sind Fortschritte bei der Mannschaft zu erkennen.

Mit den zwei Siegen haben die Gladbacher bereits nach vier Rückrundenpartien genauso viele "Dreier" eingefahren wie in der gesamten Hinrunde. Zudem scheint die Elf von Trainer Michael Frontzeck mittlerweile in der Lage zu sein, auch enge Spiele für sich zu entscheiden - zumindest häufiger als in der ersten Saisonhälfte. Denn während die einzigen Siege vor der Winterpause gegen Bayer Leverkusen (6:3) und den 1. FC Köln (4:0) noch deutlich ausfielen, gegen den 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt brachten die Gladbacher jeweils ein 1:0 über die Zeit.

Bonhof nimmt Spieler in die Pflicht

Trotzdem hat die Mannschaft immer noch ein großes Problem - die vielen Gegentore. Gegen den VfB führte die Frontzeck-Elf zur Pause mit zwei Toren, fing sich aber in den zweiten 45 Minuten noch drei Treffer. Mittlerweile kassierte die Mannschaft insgesamt 53 Gegentreffer bei einer Tordifferenz von minus 22 (die Tabelle). Das ist ein erschreckender Wert, insbesondere wenn man bedenkt, dass noch 13 Spieltage zu absolvieren sind und sicherlich bis zum Saisonende noch das ein oder andere Gegentor hinzukommen wird. Ein Grund, den Kopf bereits in den Sand zu stecken, ist es aber nicht.

In der Vorsaison kassierten die "Fohlen" 60 Gegentreffer, dem drittschlechtesten Wert aller 18 Clubs, blieben aber mit einer Tor-Differenz von minus 17 und dem 12. Tabellenplatz klar in der Bundesliga. Auch der SC Freiburg (14.) und Hannover 96 (15.) schafften es, mit einer negativen Bilanz von 24 Toren die Klasse zu halten.

Die drei Gegentore der Stuttgarter schmerzen dennoch. "Die Mannschaft hat nicht das umgesetzt, was der Trainer ihr in der Halbzeit in der Kabine gesagt hat und was sie sich selber vorgenommen hat", suchte Bonhof eine Erklärung für den Leistungsabfall und nimmt die Spieler in die Pflicht: "Es ist nicht mehr an der Zeit, Rücksicht zu nehmen und die schützende Hand über einzelne Spieler zu halten. Wer nicht in der Lage ist, die Vorgaben des Trainers umzusetzen, der muss sich deutliche Worte anhören. Dass wir uns vor einem aggressiver werdenden Gegner verkriechen, kann ich nicht akzeptieren."

Qualität und Erfahrung sind da

Für die "Fohlen" spricht auch, dass sie in der Winterpause gut gearbeitet haben, was trotz der Heimniederlagen gegen Leverkusen und Stuttgart zu sehen war. Mit Martin Stranzl und Mike Hanke haben die Gladbacher zwei routinierte Spieler geholt, die wenig Anlaufzeit brauchten, um in der Mannschaft Akzente setzen zu können. Auch Bundesliga-Rückkehrer Michael Fink, den Co-Trainer Frank Geideck noch aus Bielefelder Zeiten kennt, könnte in diese Kategorie passen.

Hinzu kommen ein erstarkter Igor de Camargo, der drei Tore an den letzten fünf Spieltagen erzielte, und ein immer wichtiger werdender Marco Reus, der mit sieben Assists derzeit nicht nur mehr als doppelt so viele Tore vorbereitet hat als in der Vorsaison (drei), sondern bereits auch fünf Tore auf seinem Konto verbuchte.

St. Pauli vor der Brust

Die Gladbacher sollten sich aber nicht nur darauf verlassen, dass die Offensive, die immer für Tore gut ist, sie in der Bundesliga hält. Trainer Frontzeck muss dafür sorgen, dass Stabilität in der Abwehr einkehrt. Doch da stehen sich die Spieler momentan selbst im Weg.

Mit Dantes Platzverweis am vergangenen Wochenende musste schon zum sechsten Mal in dieser Saison ein Gladbacher vorzeitig zum Duschen. Dafür könnte Roel Brouwers wieder eine Alternative sein, auch wenn er zu Wochenbeginn mit einem grippalen Infekt das Training auslassen musste.

Frontzeck ist wieder einmal gezwungen, seine Viererkette, die in dieser Saison auch von Verletzungen arg gebeutelt wurde, umzustellen. Und das vor dem wichtigen Spiel beim FC St. Pauli, der mit Rang 15 auf dem Platz steht, den die Gladbacher momentan gerne hätten. Aber immerhin hat der Coach mittlerweile Alternativen, um vielleicht den dritten Rückrundensieg zu Null einzufahren, und viele "Fohlen"-Fans werden sich denken: "Nur gut, dass dieses Spiel auswärts stattfindet."

Jessica Pulter