Juan Arango erzielte das 3:2 in Hannover und machte die Gladbacher Aufholjagd perfekt
Juan Arango erzielte das 3:2 in Hannover und machte die Gladbacher Aufholjagd perfekt

Erleichterung, aber noch auf der Suche

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Hannover - Die Erleichterung nach dem ersten Auswärtssieg der Saison war bei Spielern und Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach förmlich greifbar. Waren die "Fohlen" nach 0:1-Rückständen zuletzt regelmäßig eingebrochen und unter die Räder gekommen wie beim 0:4 in Bremen oder 0:5 in Dortmund, so steckten sie den 0:2-Rückstand durch den Ex-Borussen Jan Schlaudraff und Mame Diouf innerhalb von fünf Minuten gut weg.

"Mal die Ordnung nicht verlieren"

Dabei gelang den Borussen mit dem schon beinahe Historisches. Zuletzt hatten sie vor fast 18 Jahren, am 3. Dezember 1994, beim 4:2 in Stuttgart einen 0:2-Rückstand noch in einen Sieg gedreht.



"Wir hatten uns vorgenommen, egal wie wir zurückliegen, mal nicht die Ordnung zu verlieren", blickte Marc-André ter Stegen auf die vergangenen Wochen zurück. Das sei zuletzt nicht der Fall gewesen. Von einem Fehlstart in die Saison will der Keeper aber nicht reden. "Wir haben gegen Frankfurt gewonnen, zuletzt in der Europa League gegen Marseille und jetzt bei den heimstarken Hannoveranern. So schlecht ist das nicht."

"Der Sieg war gut für den Kopf und die Moral. Wir sind organisiert geblieben und nach dem 0:1 nicht alle nach vorn gelaufen", zog auch Lucien Favre ein positives Fazit. Von einer Trendwende will der Trainer trotz der zwei Siege in der Woche nicht reden. "Wir sind zufrieden. Nicht mehr", bremst Lucien Favre auf die Frage von bundesliga.de, ob der Umbruch nach den Abgängen der Leistungsträger Marco Reus, Dante und Roman Neustädter so langsam Form annehme, jegliche Euphorie. "Es gibt noch viel zu tun."

Die Zahlen geben dem Trainer Recht. Bereits 18 Mal musste ter Stegen den Ball aus dem Netz des Tabellenneunten holen, im Vorjahr konnte er an den ersten neun Spieltagen gerade sechs mal bezwungen werden, Gladbach war Zweiter und kassierte während der gesamten Saison nur 24 Gegentreffer. Ließ man im Vorjahr pro Spiel gerade mal 3,74 Großchancen zu, sieht sich ter Stegen in der aktuellen Saison mehr als sechs Mal pro Partie von gegnerischen Angreifern extrem gefordert. Bereits vier Mal klingelte es nach Standards.

Auch der Ball befindet sich häufiger unter Kontrolle des Gegners. Hatten die Rheinländer 2011/12 den Ball noch in 54,17 Prozent der Spielzeit in ihrem Besitz, sind es aktuell gerade mal 48,88 Prozent.

Wer macht den Reus?



Darüber hinaus konnte Favre die Frage nach dem System in der Nach-Reus-Zeit noch nicht befriedigend beantworten. Der 55-Jährige variiert in der Hauptsache zwischen einem 4-4-2 wie in Hannover und einem 4-2-3-1-System - mit der "Doppel-Sechs" in verschiedenen Kombinationen. So schaffte zum Beispiel der 31-jährige Thorben Marx den Sprung zurück in die Stammformation.

Aber nicht nur die Systemsuche beschäftigt den Coach. Ausgrechnet die für die Reus-Millionen geholte Sturmhoffnung Luuk de Jong fällt wohl bis zum Ende der Vorrunde verletzt aus. Auf den Niederländer war das Spiel der Gladbacher in der Vorbereitung zugeschnitten worden.

Die vielen Englischen Wochen sieht Favre als weiteres Problem. "Von Samstag bis Donnerstag geht, aber von Donnerstag bis Sonntag fehlt ein Tag", beschreibt er das Dilemma. Damit aber muss der Schweizer leben. Am Mittwoch geht's im DFB-Pokal zu Fortuna Düsseldorf, und dann stehen bis zur Winterpause weitere elf Spiele auf dem Programm.

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs