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Christian Pulisic und Marco Reus fühlen sich im 4-3-3 wohl - © © imago / Uwe Kraft
Christian Pulisic und Marco Reus fühlen sich im 4-3-3 wohl - © © imago / Uwe Kraft

Das neue Erfolgssystem: Sechs Clubs stürmen mit dem 4-3-3 nach vorne

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Köln - Die Bundesliga hat kaum begonnen, zwei Spieltage sind erst absolviert. Und doch fällt bei der Analyse schon ein Trend auf: Vermehrt setzen die Clubs auf ein eher offensives Spielsystem, ein 4-3-3 - und das mit Erfolg. Von den sechs Mannschaften, die in den ersten beiden Runden die Formation mit drei Stürmern wählten, liegen fünf unter den ersten sechs der Tabelle. Was sind die Vorteile? Welche Spielertypen profitieren davon?

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Wer einen Fußballtrainer auf Taktik und die Vor- und Nachteile bestimmter Systeme anspricht, sollte viel Zeit mitbringen. Denn einfache, kurze Antworten gibt es hierzu nicht. Experten können stundenlang über die Ausrichtung mit ein oder zwei Sechsern, Dreier- oder Viererkette oder "falscher" im Vergleich zu "echter" Neun philosophieren. Die Antworten liegen - wie immer - auf dem Platz. Und genau dort sticht aktuell ein System hervor, das viele Offensivaktionen verspricht, gleichzeitig aber auch Risiken birgt: Ein Drittel der Trainer ließ zum Saisonauftakt im 4-3-3 auflaufen. Der Erfolg gibt ihnen recht.

Die Trends der Bundesliga

Vorreiter Bayern und BVB

Lediglich zwei Clubs bauten in der vergangenen Saison auf die Variante: der FC Bayern München und Borussia Dortmund. Sicherlich, die beiden erfolgreichsten Vereine des vergangenen Jahrzehnts hatten wohl die stärksten Kader. Doch auffällig ist, wie viele Tore beide erzielten. Bei Dortmund waren es schließlich 64, also fast zwei pro Spiel. Die Bayern kamen sogar auf 92. Von allen anderen Bundesliga-Teams schaffte sonst nur die TSG 1899 Hoffenheim (66) die 60-Tore-Marke.

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Die Freude an der Offensive hat abgefärbt. Denn an den ersten beiden Spieltagen der neuen Spielzeit traten gleich sechs Clubs in der 4-3-3-Formation auf: die Bayern, der BVB, Borussia Mönchengladbach, der SV Werder Bremen, der 1. FC Nürnberg und der VfL Wolfsburg. Zudem setzte der FC Augsburg am 2. Spieltag auf die Variante.

Robert Lewandowski profitiert schon lange von der Unterstützung durch zwei Außenstürmer - © gettyimages / Thomas Kienzle / AFP

Tore, Tore, Tore

Der Mut zahlt sich bisher aus. Von den ersten Sechs der Tabelle trat lediglich Hertha BSC als Dritter nicht im 4-3-3 an. Einzig Nürnberg als Aufsteiger rangiert mit erst einem Punkt im unteren Mittelfeld. Vor allem aber haben die Clubs schon viele Tore erzielt: Auf 22 Treffer kommt das Sextett. Damit hat ein Drittel der Mannschaften fast die Hälfte aller Bundesliga-Tore (45) dieser Saison erzielt. Augsburg mit seiner bisher einmaligen Ausrichtung auf 4-3-3 verbessert die Bilanz sogar um einen weiteren Top-Sieben-Club und zusätzliche drei Tore.

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Die Idee, durch drei Stürmer viele Chancen zu kreieren, geht also auf. Ein entscheidender Punkt ist dabei der Versuch, den Gegner schon weit vorne zu stören und Ballgewinne weit in der gegnerischen Hälfte zu erzwingen. Zudem wird das Spiel über die Außen forciert, da die Flügel offensiv mit Außenstürmern und -verteidigern doppelt besetzt sind und so ständig Druck aufgebaut wird.

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Die Rückkehr des klassischen Mittelstürmers

Bei den Bayern funktioniert das seit Jahren ausgezeichnet. Bei so außergewöhnlichen Flügelstürmern wie Franck Ribery und Arjen Robben sowie deren jungen Nachfolgern Kingsley Coman und Serge Gnabry bietet sich die Ausrichtung auf drei Angreifer ohnehin an. Auch Dortmund kann mit Christian Pulisic, Marco Reus oder Jadon Sancho überragende Akteure auf den Außen aufbieten. Bei Gladbach sind es etwa Fabian Johnson und Thorgan Hazard, Bremen wirft Yuya Osako und Martin Harnik oder Florian Kainz ins Rennen. Spieler, die über ein hohes Tempo und gute Dribblings kommen.

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Entscheidend ist im 4-3-3 aber auch die Ausrichtung auf einen echten Mittelstürmer. Eine Neun, die vorne drin agiert und auf Bälle wartet. Die Bayern haben einen gewissen Robert Lewandowski. Bei Gladbach kann Raffael die Position spielen, der Brasilianer kommt aber eigentlich lieber ein wenig mehr aus dem Rückraum. Daher ergänzte Coach Dieter Hecking das Team um Alassane Plea, einen klassischen Neuner. Wolfsburg holte sich gleich zwei echte Mittelstürmer: Wout Weghorst und Daniel Ginczek. Max Kruse ist bei Werder hingegen eher die spielerische Variante vorne drin. Ähnlich agierte auch Dortmund in den ersten beiden Spielen, wo Maximilian Philipp zentral spielte. Künftig soll nun Barcelona-Neuzugang Paco Alcacer im Sturmzentrum für Furore sorgen.

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Neue Freiheiten

Auch andere Spieler, die nicht im Sturm agieren, profitieren von der Systemumstellung. In Gladbach ist das etwa Jonas Hofmann. Der Mittelfeldspieler kam im alten 4-4-2 der Borussen nur sporadisch zum Zug, da Hecking im Zentrum auf zwei defensive Sechser setzte. Im Dreiermittelfeld kann Hofmann weiter vorne auf der Achter-Position agieren, hat viel mehr Freiheiten. Das liegt dem 26-Jährigen deutlich mehr: Beide Spiele spielte er durch, erzielte dabei auch ein Tor.

Bisher hat die Umstellung auf 4-3-3 bei den Clubs also viele Gewinner hervorgebracht. Ob sie dauerhaft Früchte trägt, bleibt abzuwarten. Den guten Start kann ihnen auf jeden Fall keiner mehr nehmen.

Tobias Schild