Lorenz-Günther Köstner feierte beim 4:1-Sieg gegen die Fortuna ein Comeback als VfL-Cheftrainer
Lorenz-Günther Köstner feierte beim 4:1-Sieg gegen die Fortuna ein Comeback als VfL-Cheftrainer

Erfolgreicher Notnagel! Mit Zukunft?

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München - "Ein neuer Trainer kommt und wir gewinnen direkt mit 4:1. Das ist unglaublich", sagte nach dem ersten Saisonsieg des VfL Wolfsburg seit dem 1. Spieltag. In den vergangenen Wochen glichen die "Wölfe" eher einem Rudel ausgedienter Jagdhunde, die ihren Riecher verloren hatten. Doch nun haben sich die Niedersachsen eindrucksvoll zurückgemeldet.

Bester VfL-Trainer der Geschichte

"Was passiert ist, ist nicht schön. Aber das ist Fußball", erklärt der niederländische Torjäger und spielt damit auf die Entlassung von Felix Magath an, der ihn im Sommer zum Werksclub gelotst hatte. Nach nur fünf Punkten aus acht Partien hatten der VfL und sein Trainer-Manager am Donnerstag die Zusammenarbeit beendet.



Neuer Mann am Ruder, zumindest vorübergehend, ist Lorenz-Günther Köstner. Der Amateur-Coach mimt einmal mehr den Interimstrainer der Niedersachsen - mit gewohntem Erfolg! Der deutliche Sieg in Düsseldorf war nur die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte auf Abruf.

Der 60-Jährige knüpfte an seine bisherige Bilanz als Wolfsburger Cheftrainer auf Zeit an. In bislang 16 Partien (15 davon in der Saison 2009/10 nach der Entlassung Armin Vehs) als Hauptverantwortlicher holte der gebürtige Oberfranke neun Siege und zwei Unentschieden - seine Siegquote von 56,3 Prozent liegt deutlich über der von Magath (44,9), der immerhin zweiterfolgreichster Trainer der "Wölfe" ist. Doch was macht "LGK" anders als sein Vorgänger?

"Wir waren sehr aggressiv und laufstark, das war der Schlüssel", sagte Köstner auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, das der VfL erst im zweiten Durchgang erfolgreich gestaltete. In der ersten Halbzeit konnte man merken, dass den Spielern die Misserfolge noch präsent waren. "Wenn man eine Mannschaft übernimmt mit vier Niederlagen, kann man nicht erwarten, dass sie vor Selbstvertrauen strotzt", so Köstner.

Erstarkte Leistungsträger



Das tat sie dann aber doch - nachdem sie die Defensive der Fortuna geknackt und somit Blut geleckt hatte. "Die Tore waren natürlich eine Befreiung", gibt der Trainer zu, der die Startelf im Vergleich zum letzten Auftritt gegen Freiburg (0:2) auf sechs Positionen verändert hatte. Nach "Bauchgefühl" habe er aufgestellt, so Köstner, der unter anderem das zuvor in Ungnade gefallene Quartett Naldo, Diego, Dost und Olic wieder aufgestellt hatte.

Das Vertrauen zahlten die vier zurück: Naldo war mit 83 Prozent gewonnener Duelle zweikampfstärkster Wolfsburger auf dem Platz und Dost traf doppelt. Diego zeigte sich lauffreudig wie selten, spulte 11,9 Kilometer ab und sammelte mit einem verwandelten Elfmeter und einem Assist seine ersten beiden Scorerpunkte. Auch Ivica Olic fand zu alter Stärke zurück, erzielte ein Tor selbst und legte ein weiteres auf.

Fans pro Köstner



"Er hat uns intelligent und mit viel Respekt vorbereitet. Das war unheimlich wichtig für uns", lobte Diego seinen neuen Trainer nach der Partie: "Das Spiel gegen Düsseldorf hat wirklich Spaß gemacht. Wir sind glücklich." - mit Köstner. Nur wie lange noch?, lautet die Frage. Wenn es nach den Wolfsburger Fans geht, dürfte der Trainer der zweiten Mannschaft gerne länger die Profis übernehmen. "Köstner - mehr als eine Interimslösung", hieß es auf einem Plakat in der Fankurve der "Wölfe".

Mit diesem Gedanken könnte sich wohl auch Köstner selbst anfreunden: "Natürlich ist es das Größte, in der Bundesliga zu trainieren. Wenn man dann erneut die Aufgabe bekommt, dann ist das eine Bestätigung, dass das vorher nicht so schlecht war."

"Er hat es damals schon gut gemacht"



Vor seinem Einspringen nach der Veh-Entlassung war Köstner bereits zwei Mal Cheftrainer einer Bundesliga-Mannschaft. In der Saison 1997/98 übernahm er nach der Entlassung Peter Neururers am 9. Spieltag den 1. FC Köln, konnte ihn aber nicht vorm Abstieg in die 2. Bundesliga bewahren.

Zwei Jahre später kehrte er ins Oberhaus zurück, allerdings als Coach der SpVgg Unterhaching. Mit ihr schaffte er den ersten und bislang einzigen Aufstieg in die Bundesliga. Mit dem Münchner Vorort-Club erreichte er im ersten Jahr einen hervorragenden 10. Platz, musste in der nächsten Spielzeit aber als Tabellensechzehnter wieder absteigen.

Zwei Abstiege sind zwar nicht die beste Referenz, doch in Wolfsburg hat Köstner einen qualitativ besseren Kader als damals in Köln oder Unterhaching. Und nicht nur die Statistik beim VfL gibt ihm recht. "Er hat es damals schon gut gemacht. Und wenn wir weiter mit ihm gewinnen, ist nicht auszuschließen, dass wir mit ihm weitermachen", spekuliert Marcel Schäfer über einen Verbleib Köstners, der unter Umständen länger ausfallen könnte als ursprünglich geplant.

Gregor Nentwig