Raymond Domenech (r.) steht immer wieder in der Kritik
Raymond Domenech (r.) steht immer wieder in der Kritik

"Equipe Tricolore" wirbelt nur hinter den Kulissen

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Gähnende Langeweile auf dem Platz, aber großes Theater hinter den Kulissen: Nach dem WM-Fehlstart in Südafrika rumort es bei Vize-Weltmeister Frankreich gewaltig.

Während das magere 0:0 zum Auftakt gegen Uruguay den sportlichen Druck auf die "Equipe Tricolore" weiter erhöht hat, sind die teaminternen Probleme kaum noch zu übersehen. Statt Champagner-Fußball halten Streitigkeiten und Personaldebatten die Grande Nation in Atem.

"Tratsch von außen"

Was im Umfeld von "Les Bleus" für Unruhe sorgt, ist für Trainer Raymond Domenech allerdings weiterhin nichts als Gerede: "Das ist alles Tratsch von außen, den ich nicht kommentieren werde", sagte der höchst umstrittene Coach zu den anhaltenden Spekulationen um seine Auseinandersetzungen mit Führungsspielern. Ebenso stoisch weist der 58-Jährige alle Fragen nach Personalentscheidungen oder Systemwahl zurück: "Ich habe 23 Spieler zur Verfügung, die ich je nach Gegner oder Spielverlauf einsetze. So einfach ist das."

Domenechs Spielern scheint sich diese Simplizität indes nicht zu erschließen. Querköpfe wie der zum Edelreservisten degradierte Ex-Mannschaftskapitän Thierry Henry oder der immer wieder in seiner Spielweise beschnittene Bayern-Star Franck Ribery kommentieren das Geschehen im Team längst nicht mehr.

"Können zufrieden sein"

Das jüngste Domenech-"Opfer" Florent Malouda übt sich noch in Zurückhaltung. "Ich habe in den letzten Spielen ein, zwei Fehler gemacht und der Trainer hat sich ein wenig darüber aufgeregt. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich nicht gespielt habe", sagte der Mittelfeldspieler vom FC Chelsea, der gegen Uruguay 75 Minuten auf der Bank schmorte.

Domenech wollte jedenfalls nichts von einer disziplinarischen Maßnahme wissen. "Ein Spieler, den ich 15 Minuten vor Spielende bringe, ist einer, von dem ich mir Impulse für die Schlussphase erhoffe", wiegelte er ab und bescheinigte Maloudas Ersatzmann Abou Diaby "offensive wie defensive Qualitäten", die dieser auch gegen Uruguay nachgewiesen habe: "Er hat mich nicht enttäuscht."

Spielerische Defizite seines Teams wollte Domenech denn auch nicht einräumen: "Der Gegner hat ein gutes Niveau, das wird man auch in den nächsten Spielen sehen. Deshalb können wir mit unserem Auftritt zufrieden sein. Man könnte von einem überzeugenden 0:0 sprechen, aber natürlich wäre mir ein glanzloser 1:0-Sieg lieber gewesen."

"Urus" mit Remis zufrieden

Doch von Glanz konnte beim dritten sieglosen WM-Auftakt in Folge für die Franzosen überhaupt keine Rede sein. Nach einer noch verheißungsvollen Anfangsviertelstunde verlor die Partie auf beiden Seiten schnell an Tempo. Mitte der zweiten Halbzeit schien es, als hätten sich die Gegner in Erinnerung ihres letzten WM-Duells vor acht Jahren in Südkorea (0:0) mit dem erneuten torlosen Remis abgefunden.

Die Südamerikaner, die in der Schlussphase (81.) den 19 Minuten zuvor eingewechselten Mittelfeldspieler Nicolas Lodeiro durch eine Gelb-Rote Karte verloren, zeigten sich jedenfalls mit dem Punktgewinn zufrieden. "Wenn man sich die Erfolge der Franzosen in der Vergangenheit ansieht, können wir mit dem Unentschieden sicher gut leben. Wir hatten unsere Chancen, aber nach dem Platzverweis wollten wir nichts als das 0:0 sichern", sagte "Celeste"-Trainer Oscar Tabarez.

Uruguay trifft in seinem nächsten Gruppenspiel am Mittwoch (20:30 Uhr) auf Gastgeber Südafrika. Tags darauf tritt Frankreich gegen Mexiko an.