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Allein auf weiter Flur: Auch Englands Stürmerstar Wayne Rooney, der bei Manchester United spielt, konnte gegen Algerien keine Akzente setzen
Allein auf weiter Flur: Auch Englands Stürmerstar Wayne Rooney, der bei Manchester United spielt, konnte gegen Algerien keine Akzente setzen

England fürchtet die Blamage

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Die Prinzen William und Harry langweilten sich auf der Tribüne, Edel-Maskottchen David Beckham vergrub auf der Bank immer wieder das Gesicht in den Händen und 30.000 englische Fans im Stadion stimmten ein gellendes Pfeifkonzert an: Nach einer der schlechtesten Vorstellungen der "Three Lions" seit Jahren war die gesamte WM-Euphorie des Fußball-Mutterlands verflogen. Wo zuvor noch vom Titel geträumt wurde, begann nach dem trostlosen 0:0 gegen Algerien das große Zittern um das Erreichen des Achtelfinals.

Bei den Spielern stieß die Enttäuschung der Anhänger über einen ebenso ideen- wie lustlosen Auftritt des Mitfavoriten in Kapstadt allerdings auf völliges Unverständnis. "Das ist echte Unterstützung - verdammter Mist", entfuhr es dem sichtlich genervten Wayne Rooney. "Toll zu erleben, wie deine eigenen Fans dich ausbuhen", schimpfte der Stürmerstar von Manchester United, ehe er sich mit einem Kopfschütteln abwandte.

Rooneys Teamkollegen hatten da schon längst fluchtartig das Spielfeld verlassen. Auch Sturmpartner Jermain Defoe zeigte sich von der Reaktion der Zuschauer irritiert: "Es ist nicht schön, wenn man ausgebuht wird, vor allem wenn man sein Bestes gibt, und es die Sache nicht gerade leichter macht."

Englische Presse malt Horrorszenarien

Ein frustrierter Fan hatte sogar die Mannschaftskabine gestürmt und dabei alle Sicherheitsbarrieren überwunden. Erst eigenes Schutzpersonal der "Three Lions" konnte den Anhänger stoppen, nach draußen befördern und den örtlichen Behörden übergeben. Der englische Verband FA richtete daraufhin eine offizielle Beschwerde an den Weltverband FIFA wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen.

"Ein Fan ist am FIFA-Sicherheitspersonal vorbeigekommen. Dies ist nicht akzetabel. Zum Glück ist nichts passiert", sagte am Samstag ein FA-Sprecher. William und Harry hatten dem Kabinentrakt der englischen Auswahl früher am Abend einen Besuch abgestattet. Als der Fan dort auftauchte, waren die Söhne von Thronfolger Prinz Charles allerdings nicht zugegen.

Die englischen Zeitungen malten am Samstag (19. Juni) bereits ein Horrorszenario vom möglichen vorzeitigen WM-Aus. "Fürchtet euch sehr! Eine erneute schwache Vorstellung lässt England zittern", schrieb die Londoner "Times". "Capellos Trottel sind ein einziges Chaos", schimpfte der "Daily Star". Und der "Daily Mirror" mutmaßte: "Capello hilflos und England kurz vor dem Aus."

Capello kann sich schlechte Leistung nicht erklären

Tatsächlich blieb Teammanager Fabio Capello die Antworten auf fast alle Fragen nach dem "Warum" schuldig. "Die Leistung der Spieler ist mir ein absolutes Rätsel, im Training war alles anders", erklärte der Italiener, der wehmütig an die überzeugende WM-Qualifikation der vergangenen beiden Jahre zurückdachte: "Das ist größtenteils die Mannschaft, die in den Qualifikationsspielen sehr gut gespielt hat. Ich weiß nicht, was seitdem passiert ist."

Für das letzte und alles entscheidende Gruppenspiel gegen Tabellenführer Slowenien am Mittwoch in Port Elizabeth gilt nun das Prinzip Hoffnung: "Vielleicht platzt der Knoten ja nach einer Steigerung im nächsten Spiel. Die Spieler müssen die Köpfe frei bekommen. Dann sehen wir hoffentlich das England, das wir kennen", so Capello.

Doch England braucht aller Wahrscheinlichkeit nach einen Sieg gegen die Slowenen, um die K.o.-Phase doch noch zu erreichen. Bei einer erneuten Blamage steht indes auch Capellos persönliche Zukunft auf dem Spiel. Doch soweit wollte der Coach noch nicht denken: "Das ist jetzt nicht das Thema. Wir denken nur an das nächste Spiel, in dem wir uns endlich steigern wollen."