Enttäuschte 96er: Jan Schlaudraff (M.) und Co. nach der Pleite im Spitzenspiel
Enttäuschte 96er: Jan Schlaudraff (M.) und Co. nach der Pleite im Spitzenspiel

Endspiel um Europa

xwhatsappmailcopy-link

Dortmund - Frust nein, Enttäuschung ja - aber auch jede Menge Motivation. Bei Hannover 96 geht der Blick nach der 1:4-Klatsche beim Tabellenführer schnell wieder nach vorne. In Richtung Europa. "Die Partie gegen Mainz wird unser Endspiel" kündigt Christian Schulz an.

Lange aufhalten wollte sich auch der Mannschaftskapitän mit der Niederlage bei Borussia Dortmund nicht. "Wir sollten uns jetzt auf Mainz konzentrieren und zuhause den nächsten 'Dreier' einfahren", riet Steven Cherundolo seinen Mitspielern. Sollte am Samstag in der heimischen AWD-Arena ein Sieg gegen den Tabellenfünften gelingen, könnte Hannover den Vorsprung auf die Mainzer auf acht Punkte ausbauen - ein Meilenstein auf dem Weg in die Europa League.

"Diese Illusion hatten wir nicht"

Dass sich die Bayern mit ihrem Sieg nach der eigenen 1:4-Pleite auf Rang 3 vorgeschoben haben, nimmt man in Hannover gelassen zur Kenntnis. Von der Qualifikation für die Champions League mochten die Niedersachsen schon vor dem Spiel beim Spitzenreiter kaum sprechen. "Diese Illusion hatten wir nicht", stellte Schulz klar.

Nach der Niederlage erst recht nicht. Und doch haderte auch Mirko Slomka zumindest mit der Höhe des Ergebnisses: "Wir haben bis zur 59. Minute ein sehr ordentliches Spiel gemacht, aber leider danach Geschenke verteilt." Dies führte dazu, dass die "Roten" bereits die vierte Saisonniederlage mit vier Gegentreffern hinnehmen mussten. Schulz kommentierte es mit einem Schuss Sarkasmus und schönen Grüßen an das Phrasenschwein: "Lieber ein Mal richtig verlieren als vier Mal hintereinander mit 0:1."

Einen Grund für die kapitalen Abwehrfehler nach gutem Spiel wusste der Linksverteidiger allerdings ebenso wenig zu benennen wie Cherundolo: "Es ist zum ersten Mal passiert, dass wir so leicht Tore kassiert haben." Konstantin Rausch sah es ähnlich: "Der schnelle Ausgleich und die Tatsache, dass vier bis fünf Spieler ausgespielt werden, darf nicht passieren. Hätten wir das 1:0 länger halten können, wäre das Spiel wahrscheinlich anders gelaufen."

"Über 60 Minuten ein Spiel auf Augenhöhe"

So standen am Ende zwar keine Punkte zu Buche, aber trotzdem Aspekte, die auch für das Spiel gegen Mainz wieder Mut machen - eine Mannschaft, die ähnlich wie der BVB agiert. Denn eine Stunde lang hatte 96 mit einer kompakten und laufstarken Defensivarbeit, Pressing und schnellem Umschalten den Tabellenführer vor Probleme gestellt.

"Es war über 60 Minuten ein Spiel auf Augenhöhe", stellte Schulz zufrieden fest, "nur bei den Kontern hätten wir manchmal noch besser den letzten Pass spielen können. Erst nach dem Rückstand hat uns dann die Überzeugung gefehlt und wir haben nur noch wenig Konstruktives nach vorne gebracht."

Vier Gegentreffer wie im Hinspiel

Dass Hannover zum ersten Mal in dieser Saison ein Spiel nach eigener Führung verloren hat, soll die unrühmliche Ausnahme bleiben. Dafür allerdings "müssen wir gegen Mainz über 90 Minuten gut zusammen arbeiten, nicht nur über 60 Minuten", mahnte Schulz.

Vielleicht ziehen die Niedersachsen ja auch noch die Hinserie als gutes Omen heran: Da hatte Hannover vom BVB ebenfalls vier Treffer kassiert - und landete anschließend gegen den 1. FSV Mainz einen 1:0-Sieg.

Dietmar Nolte