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Zufriedenheit: HSV-Coach Thorsten Fink nimmt nach dem Schlusspfiff auf Schalke den eingewechselten Tomas Rincon in den Arm
Zufriedenheit: HSV-Coach Thorsten Fink nimmt nach dem Schlusspfiff auf Schalke den eingewechselten Tomas Rincon in den Arm

Endlich etwas Ruhe

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Gelsenkirchen - Ein bisschen musste Lasse Sobiech schmunzeln. Ob das denn jetzt für etwas mehr Ruhe rund um den HSV sorgen würde, wurde der Torschütze gefragt. Der Neuzugang wählte zunächst die diplomatische Antwort: "Das hängt vor allem von uns ab." Und wurde dann doch deutlicher: "Auf jeden Fall haben wir gezeigt, dass diese Mannschaft Charakter hat!"

Vorbildliche Einstellung

Gerade den Charakter hatte so manch einer den Hamburger Spielern zuletzt absprechen wollen. Peinliche Testspielpleiten, ein mühseliger Pokalerfolg und zu viele Nebengeräusche hatten Hohn und Spott provoziert und sprachen deutlich gegen einen brauchbaren Bundesliga-Start. Doch dann kam Schalke - und auf einmal feiern nach dem Remis nicht nur die Fans ihren HSV. Es gibt auch ganz objektiv Dinge, die Mut machen für die nächsten Wochen.



Vorbildlich war zum Auftakt in die neue Saison die Einstellung. Den frühen Rückstand steckte die Mannschaft weg und drehte die Partie mit Kampfgeist und Willen. "Wir haben aus unseren Fehlern der vergangenen Saison offenbar gelernt", konnte Thorsten Fink zufrieden feststellen. "Da haben wir bei einem Rückstand selten so weitergespielt, wie wir es uns vorgenommen hatten. Oft sind wir sogar eingebrochen. Aber jetzt auf Schalke haben wir die Ruhe bewahrt und an unserem eigenen Spiel festgehalten."

Das war auch ein Verdienst von Rafael van der Vaart, der als Kapitän mit gutem Beispiel voran ging. Nach dem frühen Gegentor setzte er mit seiner Gelben Karte wegen Meckerns schon nach vier Minuten ein Zeichen nach außen: Hallo, wir sind noch da! Zudem bewies er Nervenstärke beim Handelfmeter und lobte nach der Partie seine Mitspieler: "Wir haben Moral bewiesen, die nötige Geduld gehabt und sind nicht nervös geworden. Wir hatten viel Ballbesitz und konnten unser Spiel in Ruhe aufbauen. Dann merkst du auch, dass du von Minute zu Minute mehr Vertrauen bekommst."

Fink: "Erfolgshunger soll sichtbar sein"



Das sah man dem Spiel der Hamburger deutlich an. Frech und mutig gingen die Spieler zu Werke, bewiesen Herz und Leidenschaft und lagen damit ganz auf der Linie ihres Trainers. "Wir wollen nach vorne spielen und die Zuschauer begeistern. Man soll den Hunger auf Erfolg auch sehen", sah Thorsten Fink in dem erfolgreichen Auftritt auf Schalke zugleich auch einen Maßstab für die kommenden Aufgaben.

Ganz nebenbei stellte Fink gegen die Schalker unter Beweis, dass seine Mannschaft auch ohne echte Sturmspitze mit einer flexiblen 4-2-2-Formation ein gefährliches und effektives Offensivspiel aufziehen kann. Aus der Viererreihe mit Zoua, van der Vaart, Calhanoglu und Beister stieß immer wieder einer der Spieler abwechselnd in die Spitze vor - ein Modell, das sich durchaus als bundesligatauglich erwies und eine Option für künftige Einsätze darstellt.

"Wir haben vorne viel rotiert, waren ständig gefährlich", freute sich der Trainer. Und auch Sportdirektor Oliver Kreuzer sparte dieses Mal nicht mit Lob: "Es gehört Mut dazu, ohne klassischen Stürmer aufzulaufen. Aber die Taktik ist voll aufgegangen. Wir haben taktisch hervorragend gespielt."

Adler in der Bringschuld



Einziger Wermutstropfen zum Liga-Auftakt war der Patzer von Rene Adler, der den Gastgebern aus Gelsenkirchen doch noch den Ausgleich ermöglichte. In seinem ersten Pflichtspiel nach überstandenem Kapseleinriss hatte der Keeper bis zur 72. Minute allerdings stark gehalten und ärgerte sich hinterher selbst am meisten: "Shit happens! Ich habe mich bei den Jungs in der Kabine entschuldigt und ihnen gesagt, dass ich diese verlorenen zwei Punkte im Laufe der Saison zurückholen werde."

Am besten schon am kommenden Samstag, wenn der HSV zuhause auf die TSG Hoffenheim trifft. Thorsten Fink hat zwar schon gewarnt, dass diese Partie alles andere als ein Selbstläufer wird: "Hoffenheim wird schwerer als Schalke. Da werden wir nicht so viele Räume bekommen." Nicht nur Rafael van der Vaart aber geht die Aufgabe ganz optimistisch an: "Wir müssen mit der gleichen Leidenschaft und dem gleichen Kampfgeist auftreten. Dann ist alles für uns möglich."

Und sollte dem HSV auch im ersten Heimspiel der Saison ein überzeugender Auftritt und im Idealfall der erste Sieg gelingen, dann könnte tatsächlich mal so etwas wie Ruhe einkehren in Hamburg.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte