Bremens Trainer Thomas Schaaf steht vor seinem vorerst letzten Einsatz auf Europas Bühne
Bremens Trainer Thomas Schaaf steht vor seinem vorerst letzten Einsatz auf Europas Bühne

"Einfach gut aussehen"

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Bremen - Das matschige Tauwetter rund um das Bremer Weserstadion lud nicht gerade zum Fußballspielen ein, und wer hätte es den Werder-Profis auch verdenken können: Schließlich treten sie am Dienstagabend gegen Inter Mailand im letzten Champions-League-Gruppenspiel an, ihrem letzten für lange Zeit.

Doch von Wehmut war in der Trainingseinheit der Bremer nichts zu spüren. Im Gegenteil. Sie hingen sich voll rein, nahmen jeden Zweikampf energisch an und brüllten die Kommandos über den Rasen, ganz so, als hätte jeder Einzelne verstanden, was tatsächlich auf dem Spiel steht. "Wir wollen uns würdevoll von unseren Fans aus diesem Wettbewerb verabschieden", erklärte Aaron Hunt, "von Motivation braucht hier niemand zu reden, es geht gegen Inter. Gegen solche Mannschaften zu spielen, davon träumen wir alle. Die Vorfreude ist riesig."

"Selbstvertrauen tanken"

Und so war nicht nur Werders Kreativposten das gewisse Kribbeln vor großen Partien anzumerken, auch Sebastian Prödl sagte: "Das ist eine ganz besondere Herausforderung gegen den Titelverteidiger im eigenen Stadion zu bestehen. Wir wollen damit vor allem Selbstvertrauen tanken für die letzten beiden Ligaspiele."

Denn am rechten Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hatte es zuletzt bei den Hanseaten gehapert, doch die Politik der "kleinen Schritte", wie es Trainer Thomas Schaaf nennt, hatte gegen St. Pauli und Wolfburg erste Früchte getragen und Werder blieb beide Male ohne Gegentor. Diesen positiven Trend zu festigen, also hinten stabil zu stehen und schnell in die Offensive umzuschalten, wie es den Bremern jahrelang begeisternd gelungen war, darum geht es Schaaf gegen Inter. "Es geht um verdammt viel", sagt er deshalb mit Nachdruck.

Schaaf: "Mit einer starken Leistung behaupten"

"Es stimmt, das Ergebnis hat für das Frühjahr keine Bedeutung, wenn der Wettbewerb weitergeht", fügte Schaaf hinzu, "aber unser Ziel ist es, noch einmal eine klasse Partie zu liefern, uns gegen den Titelverteidiger mit einer starken Leistung zu behaupten." Werders Langzeit-Coach betonte, es ginge schließlich um ein Spiel der Champions League gegen Inter Mailand. Da wolle man einfach gut aussehen.

So sehen es auch die Bremer Spieler, denn ihr Ruf hatte in den letzten Wochen arg gelitten. Und so ist die Lust groß, dieses Bild wieder gerade zu rücken, und der jüngste Aufwärtstrend gibt den Hanseaten Mut: "Wolfsburg war wieder ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, gegen Inter soll der nächste Schritt folgen", hofft Hunt. Dabei könnten vielleicht auch wieder Stürmer-Star Claudio Pizarro und der linke Außenverteidiger Mikael Silvestre helfen, die nach überstandener Verletzung zumindest wieder im Kader stehen. "Wir wollen die bestmögliche Mannschaft aufbieten", erklärte Schaaf, "ob und wie lange die beiden eingesetzt werden, entscheide ich am Dienstag."

Schickt Inter seine B-Elf aufs Feld?

Wie sein Pendant, der Spanier Rafael Benitez, seine Aufgabe angehen wird, vermag Schaaf nicht zu sagen. Es spielt für ihn jedoch auch keine große Rolle: "Es ist egal, ob Inter seine Topstars schont, es bleibt ein sehr starker Gegner." Die Mailänder sind bereits für das Achtelfinale qualifiziert und kündigten an, einigen der Nachwuchsspieler eine Chance zu geben, da in dieser Woche auch noch die Club-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi ansteht.

Dort ist Inter Titelverteidiger und nimmt dieses Wettbewerb äußerst ernst. Doch selbst wenn sie eine B-Elf auf den Rasen des Weserstadions schicken sollten, so ist die Chance für die Bremer ungleich höher, reichlich Selbstvertrauen zu tanken und vielleicht noch eine Siegesprämie von 800.000 Euro für mögliche Wintertransfers einzustreichen. So oder so, für Werder könnte der Dienstagabend eine Win-win-Situation werden.

Petra Philippsen