Ottmar Hitzfeld wurde mit Bayern und Dortmund insgesamt sieben Mal Deutscher Meister und gewann mit beiden Clubs auch die Champions League
Ottmar Hitzfeld wurde mit Bayern und Dortmund insgesamt sieben Mal Deutscher Meister und gewann mit beiden Clubs auch die Champions League

"Einer der besten FCB-Kader der vergangenen 30 Jahre!"

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Auch als Schweizer Nationaltrainer hat Ottmar Hitzfeld die Bundesliga fest im Blick - und vor allem natürlich seinen letzten Bundesliga-Club, den FC Bayern. Auch den Transfer von Arjen Robben zum FC Bayern hat er genau verfolgt.

Im Interview mit bundesliga.de erklärt der ehemalige Bundesliga-Coach des FCB und Borussia Dortmund, welche Probleme er auf Bayern-Trainer Louis van Gaal zukommen sieht - aber auch welche Chancen.

bundesliga.de: Herr Hitzfeld, wie lautet Ihr Kurzfazit nach den ersten vier Spieltagen in der Bundesliga?

Ottmar Hitzfeld: Es ist noch sehr früh in der Saison, dennoch wird alles schnell dramatisiert. Wenn man ein Mal verliert, wie zuletzt die Bayern gegen Mainz, dann könnte man meinen, man befinde sich im Abstiegskampf. Aber das kennt man von Bayern München. Angenehm überrascht bin ich von Hamburg, wie schnell sie wieder Tritt gefasst haben, nachdem sie in der vergangenen Saison trotz guter Arbeit um den verdienten Lohn gebracht wurden. Auch Leverkusen hat sich wieder gefangen. Das sind zwar keine wirklichen Überraschungen, aber angenehme sportliche Ergebnisse.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie den Start Ihres Ex-Clubs Bayern München?

Hitzfeld: Bei den Bayern ist der Druck immer am größten und die Erwartungshaltung am höchsten. Man muss Deutscher Meister und Pokalsieger werden und in der Champions League möglichst ins Finale kommen. Wenn man im ersten Spiel zuhause nicht gewinnen kann und auch noch auswärts gegen einen Aufsteiger verliert, dann brennt es natürlich lichterloh. Das gehört beim FC Bayern dazu. Diesem Druck muss man sich stellen. Der FCB hat ja dann reagiert und mit Arjen Robben noch einen Weltklassespieler verpflichtet. Hätte Bayern einen guten Start hingelegt, wäre Robben höchstwahrscheinlich nicht gekommen. Man sieht, dass die Bundesliga ein Tagesgeschäft ist.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Verpflichtung eines Weltklassespielers wie Robben?

Hitzfeld: Ich freue mich über jeden Superspieler, der in der Bundesliga Einzug hält, der Mannschaften verstärkt und die Spielkultur erhöht. Man hat ja schon bei dem Ribery-Transfer gesehen, welche Begeisterung er in der gesamten Bundesrepublik ausgelöst hat. Auch wenn ich Ribery noch für eine Stufe besser halte als Robben, ist der Niederländer sicher eine Bereicherung für die gesamte Bundesliga.

bundesliga.de: Was erwarten Sie von diesem neuen Bayern-Duo?

Hitzfeld: Ich bin natürlich gespannt, wie die weiteren Aufstellungen von FCB-Trainer Louis van Gaal aussehen werden. Es ist nicht einfach, so viele gute Stürmer bei Laune zu halten und die richtige Wahl zu treffen. Natürlich hat das jetzt funktioniert mit Ribery, Gomez und Robben in der vordersten Linie. Das war fantastisch und so wird man wahrscheinlich auch in der Champions League öfter mal spielen, wenn man gegen sehr starke Gegner antreten muss. Aber man hat ja auch noch einen Luca Toni, einen Miroslav Klose und einen Ivica Olic, der auch eingeschlagen hat und in einer Superverfassung ist. Der Trainer wird also die Qual der Wahl haben und steht vor einigen Problemen. Denn automatisch hat man nun Brandherde überall, das kann den Gesamterfolg des Vereins etwas gefährden.

bundesliga.de: Holen die Bayern nach einer Saison ohne Titel und dem mäßigen Start nun wieder die Meisterschaft?

Hitzfeld: Ich bin eigentlich immer zuversichtlich, was Bayern München betrifft, weil es ein hervorragend geführter Verein ist. Der Kader ist einer der besten der vergangenen 20, 30 Jahre. Das ist schon sensationell, wie die Bayern das auch wirtschaftlich leisten können. Daher sind sie Favorit in der Bundesliga und ich bin überzeugt, dass van Gaal der richtige Trainer ist, sich in naher Zukunft durchsetzen und der Mannschaft mit seinem System den Stempel aufdrücken wird.

Das Gespräch führte Thomas Mörs