Aufwärtstrend: Die Nürnberger präsentieren sich in Frankfurt nach der Pause stark verbessert und holen einen Punkt
Aufwärtstrend: Die Nürnberger präsentieren sich in Frankfurt nach der Pause stark verbessert und holen einen Punkt

Eine Schippe draufgelegt

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Frankfurt - Im wohl einzigen Spiel unter Interimscoach Roger Prinzen kommt der 1. FC Nürnberg in Frankfurt nach Rückstand zurück und holt noch ein . Spielerische Mängel bleiben unübersehbar, doch die Leistungssteigerung im zweiten Durchgang sorgt für Hoffnung im Lager der Franken.

Wiedergutmachung nach dem HSV-Spiel

Die Szene, die den Nachmittag im Frankfurter Stadion vielleicht am besten charakterisierte, fand in der 60. Spielminute statt. Da fasste sich ein Spieler einfach mal ein Herz, zog ab und beförderte den Ball mit voller Wucht an die Querlatte. Spätestens in diesem Moment ahnten die 43.000 Eintracht-Sympathisanten unter den über 50.000 Zuschauern, dass der Nachmittag noch lange nicht gelaufen war. Trotz eines drückend überlegen geführten ersten Durchgangs und einer 1:0-Führung.

Der Mann im Nürnberger Dress, der sich einfach mal etwas traute, war Niklas Stark, ein 18 Jahre alter Mittelfeldspieler, der von Interimscoach Roger Prinzen in die Startformation beordert worden war und seine Sache prima machte.



"Wir waren heute eine echte Mannschaft auf dem Platz und haben Leidenschaft gezeigt", freute sich der Youngster, der nicht vergaß, noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass seine Mannschaft am vorherigen Spieltag eine ziemlich deftige 1:5- Niederlage kassiert hatte. "Wir wussten, dass wir nach dem HSV-Spiel wieder eine Schippe drauflegen mussten." Das taten sie dann auch.

Nach dem Weckruf durch Stark war der "Club" gegen stark nachlassende Frankfurter sogar die bessere Mannschaft, zeigte plötzlich Mut und durchdachte Aktionen - und wurde in der 86. Minute geradezu folgerichtig mit dem Ausgleich durch den eingewechselten Josip Drmic belohnt, der prompt den Finger in die Wunde legte. "Warum wir immer erst einem Rückstand hinterherlaufen müssen, kann ich auch nicht erklären. Danach versuchen wir immer zu retten, was noch zu retten ist."

Plan geht vor der Pause nicht auf



Dass sich der "Club" ansonsten zumindest bis kurz nach dem Frankfurter Führungstreffer in einem besorgniserregenden Zustand präsentiert hatte, wollte auch Kapitän Raphael Schäfer ("Für uns ist das gerade keine einfache Situation") nicht bestreiten: "Wenn du neun Spiele nicht gewinnst, ist das in den Köpfen drin. Wir sind keine Mannschaft, die vor Selbstvertrauen strotzt und sagt: wenn die ein Tor machen, machen wir zwei."

Schon zu Zeiten des Ex-Trainers Michael Wiesinger war das Vorhaben ja immer wieder, spielerisch Akzente zu setzen. Das gelang nur selten. Und im ersten Durchgang in Frankfurt rein gar nicht: "Unser Plan war schon, Fußball zu spielen, aber das ist teilweise nicht erkennbar." Dafür, fand Schäfer, müsse man in der momentanen Situation allerdings auch Verständnis haben.

Gut gelaunter Roger Prinzen



Das fand auch Interimscoach Roger Prinzen, der unweit seiner Heimatstadt Darmstadt einen gelösten und zufriedenen Eindruck machte und die schwachen ersten 45 Minuten auch mit entsprechenden taktischen Vorgaben erklärte: "In der ersten Halbzeit haben wir uns vorgenommen, kompakt zu verteidigen und gut gegen den Ball zu arbeiten", analysierte Prinzen, der wohl am kommenden Freitag, beim Auswärtsspiel in Stuttgart, nicht mehr auf der Trainerbank der Profis sitzen wird. "In der zweiten Halbzeit wollten wir dann auch mehr nach vorne investieren und mehr Beweglichkeit ins Spiel bringen."

Dass der "Club" derzeit nicht in der Lage ist, eine komplette Partie überzeugend über die Runden zu bringen, versteht sich vielleicht wirklich von selbst. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass Manager Martin Bader bis zum kommenden Freitag den neuen Coach präsentiert. Den kommenden Spieltag eröffnet Nürnberg in Stuttgart. Und geht es nach Niklas Stark, darf es dann auch mal ein Dreier sein. "Dort wollen wir endlich den ersten Sieg holen."

Aus Frankfurt berichtet Christoph Ruf