Daniel van Buyten (r., hier gegen Halil Altintop) erzielte bereits sechs Saisontore für den FCB
Daniel van Buyten (r., hier gegen Halil Altintop) erzielte bereits sechs Saisontore für den FCB

Eine Niederlage macht noch keine Krise

xwhatsappmailcopy-link

Lange Zeit war der FC Bayern in Frankfurt auf einem guten Weg: Auf einem guten Weg, das Umschalten von Champions-League-Auslosung auf Bundesliga-Alltag zu schaffen, als Favorit die Punkte aus Frankfurt mitzunehmen und obendrein ein paar Kräfte zu schonen für die großen Kaliber in den kommenden Wochen.

Miroslav Klose hatte die Münchener mit seinem zweiten Saisontor (6.) in der Commerzbank Arena früh auf die Siegerstraße gebracht und alles lief auf einen eingeplanten Pflichtsieg des Rekordmeisters hinaus - bis eben in der 87. und 89. Minute zwei Joker das Spiel zugunsten der Eintracht drehten.

Schweinsteiger gibt Fehler zu

"Es ist für uns ein Rückschlag. Bis fünf Minuten vor Spielende hatten wir drei Punkte im Gepäck. Aus eigenen Fehlern haben wir die hergeschenkt", sagte Bastian Schweinsteiger gegenüber Sky.

Und auch sein Trainer Louis van Gaal gab im Anschluss zu: "Wir haben das Spiel selbst weggegeben. Ich habe heute keinen überragenden FC Bayern gesehen." Gerade gegen vermeintlich kleinere Mannschaften taten sich die Bayern zuletzt schwer, ließen Punkte gegen Köln und Nürnberg sowie fast gegen Freiburg. Aber so richtig schlechte Stimmung wollten die Münchener gar nicht aufkommen lassen.

Van Bommel: "Die Welt geht nicht unter"

"Wir haben seit langer Zeit das erste Spiel in der Bundesliga verloren. Jetzt sehe ich wieder die Schlagzeile: 'Bayern in der Krise'. Aber wir waren acht Punkte hinten und jeder hat uns schon gesagt, dass wir eine sehr schlechte Saison haben. Nach einem verlorenen Spiel geht die Welt auch nicht unter", ordnete Kapitän Mark van Bommel das 1:2 ein - war es doch lediglich die erste Liga-Pleite seit dem 7. Spieltag.

Denn natürlich geht die Welt nicht unter, noch nicht einmal die Tabellenführung ist nach dem 27. Spieltag futsch. Und das ist wohl das Wichtigste nach diesem Wochenende: Der FCB ist weiterhin Spitzenreiter. Weder Leverkusen am Samstag- noch Schalke am Sonntagabend konnten den Ausrutscher der Münchener nutzen.

Dicke Brocken nicht im Hinterkopf

So gehen die Bayern als Gejagter in die Wochen der Wahrheit, in denen der VfB Stuttgart, die beiden direkten Konkurrenten Bayer und S04 sowie zwischendurch im Viertelfinale der "Königsklasse" Manchester United warten. Und am Mittwoch außerdem noch die "Knappen" im Pokal-Halbfinale (ab 20:15 Uhr im Live-Ticker).

Laut Christian Nerlinger seien diese Hochkaräter gegen die Hessen keineswegs in den Köpfen seiner Spieler herumgespukt. "Man kann nur betonen, dass wir genau gewusst haben, wie schwierig es wird. Wir haben unsere Punkte gegen Nürnberg liegengelassen und gegen andere vermeintliche Außenseiter. Die Konzentration war voll auf diesem Bundesligaspiel", sagte der FCB-Sportdirektor.

Der Spielverlauf weckte im Nachhinein dann aber vielleicht doch ein paar Gedanken an einen kommenden Gegner - nämlich an ManUnited und das Champions-League-Finale 1999. Da führten die Bayern gegen die "Red Devils" bis kurz vor Schluss ebenfalls mit 1:0 und mussten sich am Ende mit 1:2 geschlagen geben - auch wenn diese Niederlage natürlich eine völlig andere Dimension hatte als die am Samstag.

Entwarnung bei van Buyten

Gute Nachrichten gab es am Sonntag an der Säbener Straße in Sachen Personalsituation. Daniel van Buyten, dessen verletzungsbedingte Auswechslung in Frankfurt ein Grund für die Niederlage war, kann schon am Mittwoch auf Schalke wieder helfen, das Ticket nach Berlin zu lösen. Der Belgier zog sich bei dem Zusammenprall mit Marco Russ lediglich eine Jochbein-Prellung zu und behielt ein dickes "Veilchen" als Erinnerungen.

Auch die beiden Offensivkräfte Franck Ribery (Sprunggelenk) und Ivica Olic (Schlag auf die Wade), die in Frankfurt noch fehlten, meldeten sich wieder fit. Lediglich Martin Demichelis (mehrere Knochenbrüche im Gesicht) und Mario Gomez (Muskelfaserriss in der Wade) stehen dem FC Bayern noch nicht wieder zur Verfügung.

"Für uns ist es sehr wichtig, nach vorne zu blicken und die Mannschaft wieder aufzurichten. Wir spielen in den nächsten Wochen gegen unsere unmittelbaren Konkurrenten und müssen jetzt daran arbeiten, dass sich die Mannschaft dann in einer anderen Verfassung präsentiert", fordert Nerlinger die schnelle Rückkehr auf den Erfolgsweg: "Und zum Glück haben wir ja gleich das nächste wichtige Spiel gegen Schalke am Mittwoch."

Tim Tonner