Der begeisterte Fan Dietmar Hopp schnürte früher selbst die Schuhe für seinen Heimatverein
Der begeisterte Fan Dietmar Hopp schnürte früher selbst die Schuhe für seinen Heimatverein

"Einbindung eigener Spieler bleibt unser Ziel"

xwhatsappmailcopy-link

Der Höhenflug von 1899 Hoffenheim in der Bundesliga dauert auch nach dem 11. Spieltag an.

Mit 25 Punkten führt der Aufsteiger die Tabelle an. Zum fünften Mal heißt der Spitzenreiter nach einem Spieltag 1899 Hoffenheim.

Die Erfolge der Badener sind eng mit einem Namen verbunden: Dietmar Hopp. Dabei bestätigt der Mäzen im Interview mit bundesliga.de, dass die Ziele gar nicht so hoch gesteckt waren: "Wir hatten geplant, bis 2010 die Bundesliga zu erreichen."

Hopp erklärt außerdem die Philosophie des Vereins, seine Position in dem Erfolgs-Puzzle und seine persönliche Motivation.

bundesliga.de: Herr Hopp, Ihr Heimatverein 1899 Hoffenheim sorgt in der Bundesliga für Furore. Können Sie das mit Worten überhaupt beschreiben?

Dietmar Hopp: Als wir vor zwei Jahren in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind, haben wir uns ganz gezielt verstärkt, allerdings mit sehr jungen Spielern. Unsere Idee und Hoffnung war, dass sich diese jungen Spieler steigern und entwickeln werden. Aber dass sie sich so fantastisch steigern und entwickeln würden, wie das nun eingetreten ist, das hatten wir nicht auf der Rechnung.

bundesliga.de: Müssen Sie sich manchmal ein bisschen kneifen um zu glauben, dass Hoffenheim die Bundesliga anführt?

Hopp: Es stimmt, man muss immer wieder innehalten und nachdenken. Wir hatten geplant, bis 2010 die Bundesliga zu erreichen und jetzt sind wir 2008 schon mittendrin.

bundesliga.de: Ein Verein, den vor zwei Jahren nur wenige in Fußball-Deutschland kannten, steht in der Tabelle vor Bayern München. Was passiert konkret in Hoffenheim?

Hopp: 2000 spielte Hoffenheim in der damaligen Regionalliga und war dort immer recht erfolgreich. Erst als in der Metropolregion Rhein-Neckar mit ihren 2,4 Millionen Einwohnern ein Kreis von Firmen das Ziel formuliert hat: "Wir brauchen in dieser Region Bundesliga-Fußball", habe ich diese Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, mich an die Spitze dieser Bewegung gesetzt und Hoffenheim massiv unterstützt - allerdings schwerpunktmäßig bei Infrastrukturprojekten und weniger in die Mannschaft. Deshalb fühlen wir uns heute auch als Mannschaft dieser Region und nicht des 3.300-Einwohner Dorfes, auch wenn das vielleicht die schönere Story ist.

bundesliga.de: Wie geht es Ihnen persönlich, wenn Sie die Spiele von 1899 Hoffenheim als Fan aus Leidenschaft verfolgen?

Hopp: Es war auch in der Regionalliga und in der 2. Bundesliga immer spannend und kribbelnd. Die Bundesliga ist natürlich noch eine Nummer größer. Aber wer fußballbegeistert ist, dem ist es eigentlich nicht so wichtig, in welcher Liga das stattfindet, der genießt die Spiele. Ich gehe sehr oft zu B- und A-Jugend-Spielen und bin öfter bei unserer U 23, die hoffentlich bald in der Regionalliga spielen wird.

bundesliga.de: Im Grunde spielt ja Hoffenheim bis auf zwei Ausnahmen schon mit einer U 23-Mannschaft in der Bundesliga…

Hopp: Ja, aber die U 23, die weiter unten spielt, darf ja zum Beispiel keine Afrikaner und keine Südamerikaner ihn ihren Reihen haben. Aber Sie haben schon Recht, unsere Bundesligamannschaft ist eine U 23.

bundesliga.de: Die Mannschaft ist also noch sehr jung. Was kann man von Hoffenheim in den nächsten Jahren noch erwarten? Was sind Ihre persönlichen Träume?

Hopp: Wir müssen jetzt erst einmal Erfahrungen sammeln und abwarten, wie sich diese Runde entwickelt. Können wir uns tatsächlich in der Region weiter halten, in der wir aktuell stehen? Ich glaube es nicht. Aber stressfrei die Liga zu halten, ist schon ein tolles Ziel, das wir erreichen wollen. Wie es dann weitergeht, muss sich zeigen. Ich hoffe, dass wir all unsere Talente, die wir entwickelt haben und sich bei uns entwickelt haben, halten können und dass die Mannschaft immer noch weiteres Potenzial entwickelt.

bundesliga.de: Sie und Ihr Kompetenzteam in Hoffenheim haben ja schon ein gutes Händchen bewiesen. Gibt es schon weiter Talente im Köcher, die jetzt noch keiner kennt und die in einem Jahr groß rauskommen?

Hopp: Unsere Scouting-Abteilung ist natürlich sehr aktiv und auch sehr erfolgreich. Aber wir haben in unseren Jugendmannschaften - unsere B-Jugend ist ja Deutscher Meister geworden - eine ganze Reihe von Talenten, von denen wir uns versprechen, dass sie den Schritt in die Profimannschaft, in die Bundesliga, schaffen. Dann wären wir unseren Visionen schon wieder ein Stück näher gekommen.

bundesliga.de: In der Jugendabteilung sind eben nicht die Spieler, die im Blickpunkt stehen, die aber unheimlich wichtig sind für Ihre Visionen und das Umfeld, in dem Sie sich bewegen. Wie sieht Ihr Engagement speziell in diesem Bereich aus?

Hopp: Wir müssen bei der Jugendförderung unterscheiden zwischen Breitensport, das hat mehr einen sozialen Aspekt, und der Leistungskomponente, dem Leistungssport. Allem gemeinsam ist, dass wir die Jugendlichen nicht nur auf Fußball trimmen, sondern Bildung und Ausbildung sowie soziale Kompetenz ganz hoch ansiedeln. Diejenigen, die nicht Profi werden können - und das ist die weit dominierende Mehrheit - sollen eine gute Schulbildung bekommen und einen ordentlichen Beruf erlernen, um später mal wohl situiert zu sein, auch wenn sie nicht vom Fußball leben können. Die Leistungsseite wird natürlich von unserem Kompetenzteam genau beobachtet. Es gibt ein so genanntes Perspektivteam, dass aus Spielern der B- und A-Jugend sowie der U 23 besteht, also quasi eine virtuelle Mannschaft über dem Ganzen. Dort sollen unsere eigenen Talente weiterentwickelt werden. Die Einbindung von möglichst vielen eigenen Spielern ist und bleibt unser Ziel.

bundesliga.de: Sie unterscheiden sich ja von vielen anderen Sponsoren, indem Sie wirklich aus der Heimatregion kommen und dort auch fördern - nicht nur den Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim, sondern eine ganze Region mit Sport. Wann kam Ihnen die Idee, dieses Engagement zu beginnen?

Hopp: Nachdem ich wohlhabend geworden war durch den Erfolg der SAP, die ich mitbegründet habe, habe ich mir überlegt, dass ich als reicher Mensch eine soziale Verantwortung trage. Einen Teil dessen, was ich durch Geschick aber auch viel Glück in dieser Gesellschaft erreicht habe, gebe ich zurück.

Das Gespräch führte Thomas Mörs