Heiko Westermann (r.) und die HSV-Defensive waren gegen Cisse des Öfteren nur Zuschauer
Heiko Westermann (r.) und die HSV-Defensive waren gegen Cisse des Öfteren nur Zuschauer

Ein Umbruch soll her

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Hamburg - Die Partie gegen den SC Freiburg sollte für den Hamburger SV schon die Auftaktveranstaltung für die neue Saison werden. HSV-Trainer Michael Oenning hatte seine Spieler aufgefordert, sich mit Nachdruck für weitere Aufgaben zu empfehlen. Nach dem 0:2 gegen die Elf aus dem Breisgau kehrte bei den Hamburgern im Hinblick auf die sportliche Zukunft aber erst einmal Ernüchterung ein.

"Wir hatten die große Chance, neue Hoffnung zu entfachen. Am Ende war im Stadion nur Frustration, die sich entladen hat. Damit haben wir wohl den Tiefpunkt einer schwierigen Saison erreicht", erklärte ein sichtlich enttäuschter Oenning auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Der Unmut der Fans entlud sich schon Mitte der zweiten Halbzeit, als sie voller Häme von "Europapokal" sangen - der war zu dem Zeitpunkt nur noch durch ein Wunder zu erreichen - und die Welle im Stadion inszenierten. Zum Ende wurden dann sogar die Gäste mit "Auswärtssieg"-Rufen gefeiert.

Verständnis für die Fans

"Ich habe Verständnis für die Reaktion der Fans. Das war die logische Schlussfolgerung von unserem Spiel", sagte ein niedergeschlagener Dennis Aogo, der sich nach dem Schlusspfiff als einer von wenigen in Richtung des harten Kerns der Nordkurve begab.

Auch Collin Benjamin, der überraschend für den angeschlagenen Gojko Kacar zu seinem ersten Startelf-Einsatz seit dem 17. Dezember 2010 kam, verstand den Gefühlsausbrauch der Anhänger: "Ich kann mich nur entschuldigen im Namen des HSV. Es war einfach hart. Wenn ich das als Zuschauer anschauen müsste, hätte ich genauso reagiert."

Doch Trübsalblasen ist jetzt nicht angebracht. Das weiß auch der Coach. "Das Spiel hat uns deutlich aufgezeigt, dass wir etwas verändern müssen. Aber das hatten wir schon im Vorfeld gesagt. Der Umbruch steht bevor. Wir sind gefordert. Es wartet viel Arbeit auf uns", meinte Oenning.

"HSV wird jünger und anders"

Und was das genau bedeutet, dass hatte der 45-Jährige Fußball-Lehrer schon im Vorfeld der Freiburg-Partie angedeutet. "Der HSV wird jünger und anders. Die Struktur innerhalb der Mannschaft wird sich verändern. Wenn man lange bestehende Hierarchien und Strukturen aufbricht, ist das die Chance, dass sich eine neue Dynamik entwickelt", kündigte er an.

So hatten Paolo Guerrero und Heung Min Son gegen den SC die Gelegenheit, sich als mögliches neues Traumpaar im Sturm zu empfehlen. Zumindest Son mühte sich redlich, letztlich blieben aber beide torlos. Damit hat der HSV in fünf Bundesliga-Spielen im April lediglich beim 1:1 gegen den Deutschen Meister Dortmund einen Treffer erzielt.

Wieder Gegentor nach Konter

Aber auch in der Defensive schafften es Kapitän Heiko Westermann und David Jarolim nicht, die nötige Sicherheit zu vermitteln. Erneut kassierten die Hanseaten einen Kontertreffer - gleich sechs der letzten zehn Gegentore resultierten aus einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung.

Kein Wunder, dass Torhüter Frank Rost wie immer den Finger direkt in die Wunde legte. "Ich hoffe, dass wir für die letzten beiden Spiele elf Spieler zusammenbekommen werden, die auch Lust haben, nach hinten zu arbeiten", sagte der Routinier.

Dennis Aogo hofft nun zumindest darauf, den Schaden bis zum Saisonende in Grenzen zu halten: "Es darf nicht sein, dass wir jetzt noch zwei Mal so untergehen". Der Hamburger SV sehnt sich also offensichtlich nach der Sommerpause. Denn "uns fehlt vielleicht einfach die geistige Frische. Deshalb ist es wichtig, dass nach dem Urlaub die Köpfe wieder frei sind", betont Aogo.