Ein Trainer, viele Systeme und eine Erfolgsformel

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Platz 8 in der Bundesliga, sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenführer, das wahrscheinliche Aus in der Champions League: Der FC Bayern befindet sich auf sportlicher Talfahrt.

Die Bayern sind auf der Suche nach Ursachen und Lösungen. Philipp Lahm versuchte sogar, über die Öffentlichkeit die Probleme des FC Bayern zu lösen, heimste dafür allerdings eine Geldstrafe und einen Besuch in der Chefetage ein.

Was funktioniert beim FC Bayern und was nicht?

Inzwischen hat sich Lahm entschuldigt, die aktuelle Situation sorgt dennoch für Diskussionen beim und um den FC Bayern. bundesliga.de hat die Situation beim Rekordmeister genau unter die Lupe genommen. Warum läuft es nicht? Ändert Trainer Louis van Gaal tatsächlich zu viel in Sachen System und Personal? Was hat bisher gut funktioniert, was weniger?

Louis van Gaal auf der Suche
"Wir sind in einem Prozess", sagt Louis van Gaal immer wieder. In diesem Prozess ist die Suche nach der richtigen Mischung voll im Gange. An zwölf Spieltagen brachte der Niederländer bereits 22 Spieler in der Startelf. In der langen Liste tauchen u.a. Namen wie Alexander Baumjohann auf, der am in Hoffenheim von Beginn an spielen durfte, oder am Jose Ernesto Sosa, der gegen Bremen spielte. Letzterer hat sich inzwischen in Richtung argentinische Heimat verabschiedet. Jeweils ein einziges Mal in der Startelf standen auch Breno, Andreas Ottl und -verletzungsbedingt - Martin Demichelis.

Louis van Gaals Stammspieler
Hauptkritikpunkt am Niederländer ist der ständige Wechsel von Personal und System. Zumindest in Sachen Personal kann die Kritik etwas abgeschwächt werden, denn ein Grundgerüst hat van Gaal durchaus gebildet. Mit Jörg Butt, Holger Badstuber, Daniel van Buyten, Philipp Lahm, Anatoly Tymoshchuk, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Mark van Bommel gab es acht Spieler, die in der Bundesliga immer spielten, sofern sie fit waren. Bemerkenswert ist, dass van Gaal trotz sportlicher Probleme die beiden jüngsten Spieler im Kader, Badstuber und Müller, in allen zwölf Spielen eingesetzt hat, Badstuber sogar immer in der Startelelf.

Franck Ribery & Arjen Robben
Geht nichts beim FC Bayern ohne Ribery und Robben? Es gibt hierfür interessante Zahlen: Eine Siegesserie von drei Bundesliga-Siegen in Folge gab es zwischen dem 4. und 6. Spieltag: Wolfsburg wurde geschlagen, Dortmund auswärts mit und Nürnberg zuhause mit . Es waren die einzigen drei Bundesliga-Spiele bislang, in denen beide Spieler gemeinsam auf dem Platz standen. Die Spiele gegen Wolfsburg und Dortmund waren auch die einzigen, in denen der FCB mit mehr als einem Tor Unterschied gewann - eben auch dank des gemeinsamen Auftritts des kreativen Duos.

Kein klassischer Spielmacher
Van Gaals bevorzugtes System in der Vergangenheit war - welch' Überraschung - ein 4-3-3. Da aber beim FC Bayern die Spieler für diese Formation fehlten, legte sich der Niederländer in der Vorbereitung auf ein 4-4-2 mit einer sogenannten Raute im Mittelfeld fest. Als klassicher Spielmacher sollte Ribery das Spiel lenken. Einziges Problem: Der Franzose verpasste wegen einer Verletzung fast die komplette Vorbereitung. So durfte Baumjohann, der im weiteren Saisonverlauf keine weitere Minute mehr spielen sollte, am 1. Spieltag beim Gastspiel in Hoffenheim in der Startelf ran. Am 2. Spieltag gegen Bremen durfte sich Jose Sosa beweisen. Dritter Spielmacher im dritten Spiel war in Miroslav Klose - aber auch diese Option brachte keinen Erfolg. Gegen und gab es ebenfalls mit einem Spielmacher keine Siege - lediglich gegen , als Bastian Schweinsteiger den Part hinter den Spitzen übernahm, gewann der FCB 2:1. Dennoch: Das Spiel mit einer "10" bringt keinen Erfolg - wohl auch, weil genau dieser Spielertyp beim FC Bayern fehlt.

Sieben Systeme
Sieben Systemänderungen an zwölf Spieltagen - trotz Prozess und Findungsphase ein ziemlich hoher Wert. Den ersten Wechsel gab es am 3. Spieltag in Mainz, als nach zwei sieglosen Spielen mit der Raute van Gaal auf ein 4-4-1-1 setze. Es folgten drei Spiele mit dem vom Coach bevorzugten 4-3-3 - auch weil Arjen Robben verpflichtet wurde. Am 7. Spieltag spielte Bayern in Hamburg im 3-5-2-System, wobei van Gaal während des Spiels häufig die Formation durchmischte. Gegen gab es das 4-2-3-1, in folgte das 4-4-2 mit einer sogenannten flachen Vier im Mittelfeld. Zwei Mal in Folge gab es ein 4-4-2 mit Raute gegen Frankfurt und in Stuttgart sowie zuletzt wieder ein klassiches 4-4-2 gegen . Auffällig ist, dass es bei den großen Änderungen die beiden Saison-Niederlagen setzte: In Mainz, als u.a. Danijel Pranjic und Klose im Mittelfeld spielten oder als van Gaal nach drei starken Spielen mit dem 4-3-3 in Hamburg plötzlich 3-5-2 spielen ließ - viele Zahlen, die nicht nur die Fans verwirren, sondern wohl auch die Bayern-Spieler.

Die Erfolgstaktik: 4-3-3
Das Lieblingssystem (fast) eines jeden holländischen Trainers ist das 4-3-3. Damit stellte sich auch van Gaal beim FC Bayern vor - nur fehlte ihm das Personal, um das Leben mit Leben zu füllen. Alles änderte sich mit der Verpflichtung von Robben. Am 3. Spieltag spielten die Bayern 4-3-3 gegen Wolfsburg - in nur 45 Minuten wurden Robben, der nach der Pause für Hamit Altintop kam, und Ribery das neue Traumpaar der Bundesliga. Das setzte sich auch eine Woche später in Dortmund (5:1) fort. Es waren die einzigen beiden Spiele im bisherigen Saisonverlauf, in denen der FC Bayern mit mehr als einem Tor Unterschied siegte. "Nur" 2:1, aber zum dritten Mal in Folge - und zum dritten Mal im 4-3-3 - gewann der FC Bayern wieder gegen den 1. FC Nürnberg. Im 4-3-3 spielten die Münchener übrigens auch erfolgreich in der Champions League in Haifa (3:0). Gegen Juventus (0:0) gab es im 4-3-3 zwar keinen Sieg, aber in der ersten Halbzeit eine der besten Saisonleistungen überhaupt. Nach der Pause spielte der FCB übrigens nicht mehr 4-3-3...

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