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Frank Rost kam im Januar 2007 von Schalke 04 zum HSV
Frank Rost kam im Januar 2007 von Schalke 04 zum HSV

"Ein Titel ist immer etwas Einzigartiges"

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Als einziger Bundesligist ist der Hamburger SV noch in allen drei Wettbewerben vertreten. In der Bundesliga liegen die "Rothosen" punkgleich mit dem Spitzenreiter Wolfsburg auf Platz 2, im DFB-Pokal-Halbfinale wartet das Nordderby gegen Werder Bremen und im UEFA-Pokal kommt es am Donnerstag zum Aufeinandertreffen mit dem englischen Premier-League-Club Manchester City (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker).

Vor dem Spiel sprach bundesliga.de mit HSV-Torwart Frank Rost. Im Interview erklärt der Routinier das Erfolgsgeheimnis der Hanseaten und verrät, welches Saisonziel den größten Stellenwert besitzt. Außerdem spricht er über seine Leidenschaft für die Premier League und die Aussichten, gegen die "Citizens" das Viertelfinale im UEFA-Pokal zu überstehen.

bundesliga.de: Herr Rost, Ihr Mitspieler Collin Benjamin bezeichnet den aktuellen Lauf des HSV als "Wunder", da so viele Spieler verletzt fehlen. Wie würden Sie es bezeichnen?

Frank Rost: Ich habe es mir über die Jahre abgewöhnt, Wasserstandsmeldungen abzugeben, denn das bringt nichts. Wir müssen auf jedes Spiel gucken, und dann sehen wir am Ende, was dabei heraus kommt.

bundesliga.de: Der große Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft wird immer wieder als Grund für den Erfolg angeführt. Wie genau macht sich so eine gute Stimmung im Team bemerkbar?

Rost: Wenn der Erfolg da ist, herrscht in jeder Mannschaft gute Stimmung. Bei uns ist jeder einzelne Spieler wichtig und trägt seinen Anteil dazu bei. Jeder bringt dem anderen den nötigen Respekt entgegen, trotzdem kann man sich auch mal die Meinung sagen. Die Mischung macht's! Zurzeit bekommen wir das ganz gut hin und hoffen, dass wir das die nächsten sechs bis acht Wochen so konservieren können.

bundesliga.de: Sind Sie eigentlich froh, dass derzeit alle nur über Wolfsburg sprechen und fast vergessen, dass Sie mit dem HSV punktgleich mit dem VfL sind?

Rost: Das ist mir eigentlich wurscht. Wir wollen mehr Punkte holen als im letzten Jahr, da sind wir auf einem guten Weg. Je schneller wir dieses Ziel erreichen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir dann auch weiter oben landen.

bundesliga.de: Geben Sie die Meisterschaft offiziell als Ziel aus oder stapeln Sie, wie einige Konkurrenten, auch tief und sagen, Platz 5 reicht?

Rost: Jeder Fußballer möchte in seiner Karriere Titel gewinnen. Es bringt aber nichts, permanent davon zu reden. Letztendlich muss man diesen Anspruch immer wieder auf dem Platz beweisen. Das Pech dabei ist nur, dass die gegnerische Elf auch gewinnen möchte. Man bekommt also nichts geschenkt. Wir sind gut beraten, wenn wir auf uns schauen. Die Ziele sind vom Verein klar vorgegeben. Aber wir Spieler müssen das jeden Tag vorleben und umsetzen. Das kostet viel Energie. Bisher haben wir das sehr gut umsetzen können, und wenn es so weitergeht und wir von weiteren Verletzungen verschont bleiben, haben wir am Saisonende die Chance, etwas mitzunehmen.

bundesliga.de: Konnten Sie den 1:0-Sieg gegen Hoffenheim noch genießen oder begann am Samstag direkt die Konzentration für Manchester City?

Rost: Das Duell mit Man City am Donnerstag ist für jeden Spieler ein Bonus. Das kann ein schöner Abend werden, wenn auch sicherlich noch nicht der entscheidende. Die Chancen stehen 50:50. Wenn jeder hoch konzentriert spielt, wir nach Möglichkeit wenig Fehler machen und auch das nötige Glück erzwingen können, dann haben wir in so einem Spiel gute Chancen, weiterzukommen. Sicherlich würden wir uns freuen, wenn wir noch mal nach Istanbul zum Endspiel fahren können, aber das ist noch ein sehr langer Weg.

bundesliga.de: Sie sind leidenschaftlicher Fan des englischen Fußballs. Wie sehr haben Sie sich über das Los gefreut?

Rost: Es ist immer wieder schön, in England zu spielen. Die großen Clubs wie Liverpool, Manchester United oder auch Arsenal haben ihre eigene Philosophie, das imponiert mir. Aber insgesamt hat sich der englische Fußball in den letzten Jahren radikal verändert, zu viele Spieler kommen und gehen. Es fällt dem Fan manchmal schwer, sich mit den einzelnen Akteuren zu identifizieren und sie überhaupt noch zuzuordnen. Die individuelle Klasse ist sehr, sehr hoch. Aber auch in der Premier League zeigt sich: Eine Mannschaft mit elf hervorragenden Einzelspielern tut sich schwer, wenn sie auf einen guten Gegner trifft, der dagegen hält.

bundesliga.de: Das trifft auch auf ManCity zu: viele große Namen im Kader, aber in der Premier League nur Zehnter mit 13 Punkten Rückstand aufs internationale Geschäft. Wie schätzen Sie die "Citizens" ein?

Rost: Aufgrund der Verpflichtungen, die sie getätigt haben, verfügen sie über Topspieler, die immer in der Lage sind, ein Spiel zu entscheiden. Wir gehen sicherlich nicht als Favorit in dieses Duell, aber natürlich wollen wir auch unsere Chancen suchen und sie nach Möglichkeit eiskalt nutzen. Der Ausgang solcher Spiele hängt heutzutage von Kleinigkeiten ab. Bist du konzentriert genug, hast du den absoluten Willen, den "Punch", etwas Großes zu erreichen, oder nicht? Das ist doch eine schöne Aufgabe.

bundesliga.de: Wenn Sie wetten müssten: Würden Sie mehr Geld auf einen UEFA-Pokal-Sieg, den DFB-Pokal-Sieg oder auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaft setzen?

Rost: (lacht) Da ich meine Verträge lese, weiß ich, dass ich keine Wetten abschließen darf. Daher ist das eine Fangfrage, die ich nicht beantworten möchte.

bundesliga.de: Aber wenn ich Ihre bisherigen Antworten richtig deute, dann hat die Deutsche Meisterschaft absolut Priorität, oder?

Rost: So kann man das jetzt auch nicht sagen. In einem Endspiel zu stehen ist immer etwas Besonderes, egal ob du es am Ende gewinnst oder verlierst. Und ein Titel ist immer etwas Einzigartiges, das muss man einfach so sagen. Aber unser Hauptaugenmerk liegt auf der Bundesliga. Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition und wollen nicht 34 Spieltage absolvieren, um am Ende Sechster zu werden. Natürlich werden wir alles daran setzen, im nächsten Jahr auch mal in der Champions League gegen die Topmannschaften Europas spielen dürfen. Dieses Ziel hat jeder bei uns in der Mannschaft für sich formuliert. Aber es bringt nichts, diese Dinge immer wieder nach außen zu tragen. Wir müssen das auf dem Platz dokumentieren, so wie gegen Hoffenheim. Das ist doch Aussage genug.

Das Gespräch führte Fatih Demireli