"Ich hoffe, dass es ein Riesen-Fez wird", sagt Django Asül über das bevorstehende Duell BVB gegen FCB
"Ich hoffe, dass es ein Riesen-Fez wird", sagt Django Asül über das bevorstehende Duell BVB gegen FCB

"Ein Stück Heimat - auch ohne Socken"

xwhatsappmailcopy-link

München - Seine Begeisterung für den FC Bayern ist tief in seiner Kindheit verwurzelt. Django Asül ist seit 30 Jahren Fan des Rekordmeisters, der für ihn "ein kleines Stück Heimat" ist. Entsprechend groß ist beim Comedian die Vorfreude auf das Topspiel bei Borussia Dortmund.

Vor dem Gipfeltreffen in Dortmund erklärt der 41-Jährige im Interview mit bundesliga.de, was Bayern-Coach Pep Guardiola gegenüber Dortmunds Trainer Jürgen Klopp auszeichnet, welch verborgene Talente in Thomas Müller schlummern und warum er das Topspiel am Samstag () leider gar nicht sehen kann.

bundesliga.de: Herr Asül, Sie spielen am 23. November die letzte Show Ihres Programms "Paradigma" und verpassen dadurch den Auftritt des FC Bayern bei Borussia Dortmund. Wie konnte das passieren?

Django Asül: Wann ich wo im Herbst auftrete, wird mindestens ein Jahr im Voraus geplant. Da weiß die DFL noch nicht mal, welche 18 Teams in der kommenden Saison in der Liga sind. Von daher ist eine derartige Terminkollision nicht ganz ausgeschlossen. Auch wenn es natürlich schade ist. Wobei es vor allem schade ist, dass Dortmund personell gehandicapt ist. Allerdings hat Bayern auch Langzeitverletzte wie Bastian Schweinsteiger oder Holger Badstuber. Bei so einem Duell will man natürlich Bestbesetzung auf beiden Seiten.

bundesliga.de: Wie sehr ärgern Sie sich, dass Sie dieses Spiel verpassen?

Asül: Ärgern ist übertrieben. Ich muss es hinnehmen. Und hoffe natürlich, dass es ein Riesen-Fez wird wie im Champions-League-Finale. Ich kann mich unheimlich mitfreuen mit allen Fans.

bundesliga.de: Was versprechen Sie sich denn von diesem Highlight?

Asül: Da werden beide Mannschaften Vollgas geben. Die Bayern wissen, dass sie mit einem Sieg davonziehen können. Die Dortmunder wollen die Liga spannend halten. Unter diesen Bedingungen dürfte Motivation kein Problem sein.

bundesliga.de: Was macht den BVB so stark? Wo sehen Sie die Vorteile bei Ihrem Club?

Asül: Das abgedroschene Wort Geschlossenheit trifft es wohl sehr gut. Die Mischung aus Häuptlingen und Indianern passt optimal. Und die Neuzugänge erweisen sich seit einigen Jahren mehrheitlich als Volltreffer. Die Bayern spielen einen Tick abwartender, aber mit gutem Drang nach vorn. Und in der Breite ist der Bayern-Kader homogener besetzt. Es wird darauf ankommen, wer seine PS schneller auf die Piste bekommt. Und ob Mats Hummels und Jerome Boateng auf Schnitzer verzichten.

bundesliga.de: Vergangene Saison hat der FC Bayern unter Jupp Heynckes das Triple geholt. Nun ist Pep Guardiola am Ruder. Wie gefällt er Ihnen?

Asül: Pep versucht seit dem ersten Tag, seine Ideen umzusetzen. Das verinnerlicht die Mannschaft schon relativ gut. Guardiola lässt sich nicht reinreden. Und probiert allerhand aus. Mittelfristig bringt das eine Mannschaft sicher weiter. Kurzfristig kann es auch mal Irritationen geben. Aber da Guardiola auch sehr selbstkritisch ist, gehen die Bayern diesen Weg mit. Was aber nicht heißt, dass der Trainer auch mal drei Spiele verlieren darf.

bundesliga.de: Kann der FCB die Triple-Saison jetzt unter Guardiola überhaupt toppen, und wenn ja, wie?

Asül: Heynckes gewann nur 4:0 und 3:0 gegen Barcelona im Halbfinale. Falls Pep Barca im Champions-League-Finale 7:0 schlägt, ist er zumindest auf Augenhöhe.

bundesliga.de: Auch Jürgen Klopp macht einen guten Job beim BVB. Wenn Sie ihn und Guardiola vergleichen, gibt es Ähnlichkeiten?

Asül: Klopp passt zum BVB wie die Faust aufs Auge. Trainer und Vereinsführung zeichnen sich durch eine enorme Emotionalität aus und haben den Willen, ihre Vorstellung von Fußball der Mannschaft einzuimpfen. Pep ist besser angezogen. Dafür geht Klopp eher mal auf Tuchfühlung mit Schiedsrichtern. So gleicht sich alles aus.

bundesliga.de: Wie sind Sie überhaupt zum Bayern-Fan geworden?

Asül: Als ich vor gut 30 Jahren Fußballfan wurde, war der FC Bayern ganz vorne. Bei uns in Niederbayern drückte man da logischerweise dem FC Bayern die Daumen. Der TSV 1860 spielte seinerzeit nur in der Bayernliga. Mich hat vor allem Paul Breitner damals sehr beeindruckt. Stutzen runter, Ärmel hochgekrempelt, und dann immer voller Einsatz. Wobei die Torquote von Rummenigge auch nicht schlecht war.

bundesliga.de: Einmal haben Sie gesagt: "Obwohl ich Bayern-Fan bin, wünsche ich 1860 München den Aufstieg." Wieso? Hat Sie nach dieser Aussage ein medialer Shitstorm ereilt?

Asül: Ich hege gegen keinen anderen Verein negative Emotionen. Und als Bayern-Fan wünsche ich mir ein Derby gegen die Löwen. Die 60er haben ja nicht nur eine große Tradition, sondern auch eine Riesenanhängerschaft. Beim Regionalligaderby unlängst waren 12.000 Zuschauer. Da kann man sich vorstellen, was in der Arena los wäre, wenn die Löwen wieder Erstligist wären.

bundesliga.de: Wie äußert sich Ihre Liebe zum Rekordmeister? Schlafen Sie in FC-Bayern-Bettwäsche oder tragen Sie während Ihrer Auftritte Socken Ihrer Liebe?

Asül: Alle paar Monate schaffe ich es mal ins Stadion. Ansonsten schaue ich ab und zu an der Säbener Straße vorbei. Im Laufe der Jahre habe ich viele Leute vom Verein kennen- und schätzen gelernt. Der FC Bayern ist also schon ein kleines Stück Heimat. Das geht auch ohne Socken und Bettwäsche. Auch wenn ich beim Joggen mal einen FCB-Trainingsanzug anhabe.

bundesliga.de: Was sind Ihre frühsten Erinnerungen an den FCB?

Asül: Ich kann mich an die elektrisierende Stimmung erinnern, wenn wir vor allem Europapokal schauten. Da war ich mit sieben oder acht Jahren richtig nervös und konnte mich bei einem Tor gar nicht mehr einkriegen. Und bei Niederlagen schlief ich entsprechend schlecht. Ein großer Schock war der Autounfall von Sepp Maier damals. Ein positiver Schock dagegen die Meisterschaft 1980, weil das Meisterschaftsduell gegen den HSV erst am letzten Spieltag entschieden wurde.

bundesliga.de: Bayern-Fans sagt man nach, sie seien ein wenig humorlos. Was sagen Sie dazu?

Asül: Ich wüsste nicht, woran man das festmachen könnte. Gut, vielleicht sind die Bayern-Fans verwöhnt durch die vielen Erfolge und übertreiben es mit der Selbstironie nicht. Aber wichtiger ist ja generell, dass man das eigene Team unterstützt und die Fans des Gegners respektiert.

bundesliga.de: Im Tennis sind Sie recht erfolgreich. Warum hat's mit dem Fußball nicht geklappt?

Asül: Ich hatte mit 12 Jahren eine Knieverletzung beim Fußball. Durch Zufall begann ich damals mit Tennis und war ein Jahr später schon die Nummer eins bei den U14 im Verein. Ein Jahr später gewann ich in der Liga an Position eins alles haushoch. Und so blieb Fußball ein schönes Hobby. Aber wettkampfmäßig blieb ich beim Tennis. Und spiele heute bei den Herren 40 in der Bayernliga. Was den Vorteil hat, dass ich noch gesunde Kreuzbänder und stabile Kniescheiben habe. Auf diesem Wege gute Besserung an Sami Khedira!

bundesliga.de: Oliver Kahn und Franz Beckenbauer werden häufig parodiert. Gibt es im aktuellen Bayern-Kader Charaktere, die sich zur Parodie eignen?

Asül: Im Moment sehe ich nicht so sehr das Potenzial, weil allzu extrovertierte Typen fehlen. Im Grunde sind das alles lauter passable Männer, die wissen, wie man sich zu benehmen hat. Da kommt vielleicht in Interviews eine Weltsicht a la Podolski ein bisschen zu kurz.

bundesliga.de: Thomas Müller hat seine Comedy-Qualitäten gezeigt, als er Hermann Gerland parodierte? Ein verborgenes Talent beim Stürmer?

Asül:Thomas Müller erinnert mich von seiner Art her an eine Mischung aus Sepp Maier und Karl Valentin. Sein Humor kommt deshalb gut rüber, weil er a) nichts ernster nimmt als nötig und b) auch Selbstkritik mit Ironie rüberbringt.

bundesliga.de: Sie beenden am Spieltag eine große Tour, direkt am nächsten Tag geht es mit der ersten Vorstellung von "Rückspiegel 2013" weiter. Gibt es Parallelen zwischen einem Comedian und einem Fußballspieler?

Asül: Beide müssen ihre Leistung bringen. Beide müssen das Publikum begeistern. Und beide müssen neben Kreativität auch eine solide Kondition mitbringen. Denn ein Fußballspiel dauert mindestens 90 Minuten. Und ein Kabarettprogramm auch.

bundesliga.de: Wer macht das Rennen am 23. November und warum?

Asül: Bayern geht aufgrund der letzten Spiele als leichter Favorit ins Rennen. Die Borussen wiederum haben den Heimvorteil. Meine Prognose: Es wird für keinen ein Selbstläufer.

Die Fragen stellte Gregor Nentwig