Thomas Allofs ist seit 2003 als Funktionär bei Fortuna Düsseldorf. Aktuell sitzt der 52-Jährige im Vorstand des Aufsteigers
Thomas Allofs ist seit 2003 als Funktionär bei Fortuna Düsseldorf. Aktuell sitzt der 52-Jährige im Vorstand des Aufsteigers

"Ein Remis wäre traumhaft"

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München - Nach der Länderspielpause kommt es in der Düsseldorfer ESPRIT arena für die Fortuna zum Duell mit dem FC Bayern München. Der mit sieben Siegen gestartete Rekordmeister will beim Aufsteiger den achten Sieg in Serie einfahren und damit einen Bundesliga-Startrekord aufstellen. Doch die Flingerer haben eine bärenstarke Defensive (lediglich drei Gegentore in sieben Spielen) und einen Mann im Vorstand, der weiß, wie man die Bayern besiegt - Thomas Allofs.

Im Interview mit bundesliga.de erinnert sich der ehemalige Stürmer an seine aktive Zeit, in der er gemeinsam mit seinem Bruder Klaus Allofs, dem heutigen Geschäftsführer von Werder Bremen, bei der Fortuna spielte. In 182 Bundesliga-Partien erzielte der gebürtige Düsseldorfer 59 Tore. Einer dieser Treffer besiegelte in der Saison 1990/91 den 1:0-Sieg der "Rot-Weißen" beim FC Bayern - bis dato der letzte Sieg der Fortuna gegen den aktuellen Tabellenführer.

bundesliga.de: Herr Allofs, am 8. Spieltag trifft die Fortuna auf den FC Bayern. Der letzte Sieg für Düsseldorf gegen den Rekordmeister datiert vom 2. April 1991. Sie erzielten den Siegtreffer. Wie war das?

Thomas Allofs: Gegen den FC Bayern zu gewinnen, ist schon etwas Außergewöhnliches gewesen, denn die Kräfteverhältnisse zwischen der Fortuna und den Münchnern waren damals wie heute sehr unterschiedlich. Ich glaube, dieser Sieg war der einzige in meiner Karriere in München. Wir beendeten die Saison auf Rang 13, die Bayern wurden Vize-Meister. Als ich zuvor für Lautern spielte, schlugen wir sie auch schon, ich kannte das Gefühl eines Sieges gegen Bayern also bereits. Besonders am Betzenberg haben wir ihnen oft das Leben schwer gemacht.

bundesliga.de: Sie haben 182 Spiele für Düsseldorf absolviert - welche Erinnerungen blieben Ihnen im Gedächtnis?

Allofs: Ich habe mit 15 Jahren in der Fortuna-Jugend angefangen, bin dann Profi geworden. Bereits mit 19, 20 Jahren habe ich große Erfolge gefeiert mit den beiden Pokalsiegen und dem Einzug ins Europapokal-Finale, das wir leider verloren haben (3:4 n.V. gegen den FC Barcelona, Anm. d. Red.). Damals herrschte in der Stadt eine große Euphorie, die aber nicht mit der heutigen Zeit zu vergleichen ist. Doch in diesen jungen Jahren konnte ich diese Erfolge noch gar nicht richtig einschätzen, erst nach dem Ende meiner Laufbahn war ich in der Lage, diese Highlights einzuordnen.

bundesliga.de: Seit 2003 sind Sie als Vorstandsmitglied wieder für die Fortuna tätig. Hätten Sie bei Ihrem Amtsantritt gedacht, dass die Rückkehr in die Bundesliga so rasch gelingt? Immerhin dümpelte Fortuna zeitweise weit unten herum...

Allofs: Die Rückkehr in die Bundesliga hatten wir immer im Hinterkopf, auch in den schwierigen Tagen, als Viertligist. Wir wussten um die Möglichkeiten in der Stadt, wussten, dass Düsseldorf ein "schlafender Riese" ist. Durch die Stadioneröffnung 2005 entwickelte sich eine große Begeisterung rund um die Fortuna. Damit waren die Rahmenbedingungen schon zu Drittliga-Zeiten optimal, um in Düsseldorf Bundesliga-Fußball zu spielen. Nun ist der Traum von der Rückkehr in die Bundesliga tatsächlich Realität geworden. Doch wir wissen, wo wir herkommen. Es ist nicht selbstverständlich, wo wir jetzt in der Tabelle stehen.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie denn den Auftakt?

Allofs: Mit diesem Start konnten wir nicht rechnen. Natürlich hofften wir, dass die Aufstiegs-Euphorie mitgenommen wird und wir ordentlich punkten, aber so wie es bislang gelaufen ist. Mit sechs ungeschlagenen Spielen zum Auftakt sind wir mehr als zufrieden. Die sehe ich nicht so tragisch, obwohl wir gleichwertig waren. Die momentane Situation darf man aber nicht überbewerten, das ist lediglich eine Momentaufnahme.

bundesliga.de: Lässt sich dieser Positiv-Trend konkret an Namen festmachen?

Allofs: Das fängt beim Vorstand an, der nun schon über mehrere Jahre in derselben Konstellation zusammenarbeitet. Natürlich muss man in diesem Zusammenhang die Arbeit von Trainer Norbert Meier erwähnen, der die Fortuna von der 3. Liga in die Bundesliga geführt hat, Co-Trainer Uwe Klein ist sogar schon seit 2002 im Verein. Der Anteil von Manager Wolf Werner ist auch nicht zu verachten. Wir profitieren sehr von seiner Erfahrung. Sie sind die Erfolgsgaranten, genau wie unsere fantastischen Fans, die auch gegen die Bayern für eine fantastische Stimmung sorgen werden. Das Spiel ist längst ausverkauft.

bundesliga.de: Wie will sich die Fortuna dauerhaft in der Bundesliga etablieren?

Allofs: Wir arbeiten so weiter, wie bisher: seriös und kreativ bei Transfers. Wir heben nicht ab. Die Rahmenbedingungen stimmen. Die Mannschaft muss weiterhin ein sympathisches Bild abgeben, um die Marke "Fortuna" noch bekannter zu machen. Sportlich gilt kurzfristig nur der Klassenerhalt, danach muss sich die Mannschaft weiterentwickeln.

bundesliga.de: Als Außenseiter hat Düsseldorf in dem Spiel gegen Bayern nichts zu verlieren...

Allofs: Da können wir in der Tat befreit aufspielen, obwohl ein Duell mit dem FC Bayern immer etwas Besonderes ist. Wir müssen den Münchnern aber dankbar sein. Als wir in der 3. Liga gespielt haben, traten sie ohne Honorar zu einem Freundschaftsspiel bei uns an, um uns zu helfen, da wir damals finanziell angeschlagen waren. Es ist nun ein Traum, der wahr wird, dass wir nach so vielen Jahren wieder in der Bundesliga gegen den FC Bayern spielen dürfen.

bundesliga.de: Trauen Sie der Fortuna einen Sieg zu?

Allofs: Die Chancen sind gering, da bin ich ganz realistisch. Ein Remis wäre ein traumhaftes Ergebnis. Wir haben auf jeden Fall eine Chance, das Spiel erfolgreich zu gestalten, aber es muss vieles zusammenpassen.

bundesliga.de: Wie könnte Ihre Mannschaft gegen den FCB punkten? 90 Minuten mauern?

Allofs: Nein, die Mannschaft spielt gar nicht so defensiv, wie das von außen oft dargestellt wird, sie agiert gut organisiert und mit hoher taktischer Disziplin. Je länger wir hinten die Null halten, desto größer wird das Selbstvertrauen. Trotzdem müssen wir auch um offensive Entlastung bemüht sein, speziell gegen eine starke Mannschaft wie die Bayern.

Das Gespräch führte Christoph Gailer