Zwei, die sich verstehen: Willy Sagnol (l.) und Manager Uli Hoeneß
Zwei, die sich verstehen: Willy Sagnol (l.) und Manager Uli Hoeneß

Ein "Philosoph" muss kapitulieren

xwhatsappmailcopy-link

Es war vorerst das letzte Blitzlichtgewitter für Willy Sagnol beim FC Bayern. Der dienstälteste Bayern-Profi erklärte auf einer Pressekonferenz seine Karriere offiziell und mit sofortiger Wirkung für beendet.

Gefasst nahm er im Mediencenter an der Säbener Straße zwischen Manager Uli Hoeneß und Pressesprecher Markus Hörwick Platz und sprach das aus, was schon seit Tagen eigentlich kein Geheimnis mehr war: "Jetzt ist einfach Schluss. Wegen der Schmerzen ist es mir nicht mehr möglich, Fußball zu spielen."

Von Arzt zu Arzt

Achillessehnen-Probleme setzen den rechten Verteidiger seit August 2008 außer Gefecht. Operationen brachten keine Genesung. Und auch die Mediziner waren rat- und machtlos.

"Ich war bei Ärzten in Deutschland, Frankreich und ganz Europa, aber keiner konnte mir helfen", sagte Sagnol. Er "hätte gerne noch ein paar Jahre gespielt. Aber letztlich war es eine einfache Entscheidung, auch wenn mir diese sehr schwer gefallen ist."

Hoeneß lobt Sagnol

Manager Hoeneß, der die Entscheidung "zu tiefst bedauert", lobte Sagnol als "einen perfekten Profi, der immer ein Vorbild für die jungen Spieler war".

Dass die beiden sogar eine freundschaftliche Beziehung pflegen, stellte Hoeneß heraus. "Willy ist ein hoch intelligenter Bursche, der auch mal querdenkt. Er hat seine Prinzipien und kann deshalb auch manchmal stur sein. Aber das ist kein Fehler. In den Vertragsgesprächen sind wir immer fair und offen miteinander umgegangen. Dabei sprachen wir auch über Themen abseits des Fußballs und da wurde es auch mal philosophisch", lobte Hoeneß den 31-Jährigen.

"Freundschaften sind wichtiger als Titel"

Sagnol, der mit dem FCB unter anderem fünf Deutsche Meisterschaften, die Champions League und den Weltpokal feiern durfte, gab das Kompliment gerne zurück.

"Als ich hier ankam, waren die Bayern schon stark. Aber sie werden immer stärker. Es waren nicht nur die Spieler, sondern auch die vielen anderen Menschen im Verein, zu denen ich teilweise eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut habe. Diese Freundschaften bleiben und sind wichtiger als Titel. Ich gehe weg vom FC Bayern, aber ein Teil meines Herzens bleibt hier."

Sagnol fällt der Abschied vom Fußball und aus München also sichtlich schwer. Eine Rückkehr auf die große Fußball-Bühne scheint aber nicht ausgeschlossen. Wenn auch nicht als Spieler.

Mehr Zeit für die Kinder

Denn Hoeneß attestierte Sagnol Qualitäten, die ihn schon bald zu einem Mitstreiter im Werben und Feilschen auf dem Transfermarkt machen könnten. Erste Gespräche zwischen Sagnol und dem AS Monaco sind allem Anschein nach schon geführt worden. Ein Engagement als Sportdirektor bei seinem Ex-Club ließ Sagnol aber offen.

"Aufgrund der sportlichen Situation in Monaco geht das nicht. Aber es ist eine Möglichkeit. Jetzt will ich jedoch erst einmal mehr Zeit für meine Kinder haben", erklärte Sagnol.

Eine andere Möglichkeit sei es, als Experte zum Fernsehen zu gehen - "oder einfach nur das Leben zu genießen".

Abschied bei der Meisterfeier?

Bis zum Sommer werde er wohl noch in München bleiben. Und das ist auch gut so. Schließlich will Hoeneß dem scheidenden Abwehrspieler einen triumphalen Abschied bereiten.

"Ich möchte nicht vermessen sein, aber im Mai könnte es in München etwas zu feiern geben. Und dann möchten wir Willy durch das große Tor der Allianz Arena würdig verabschieden", so Hoeneß.

Am 23. Mai spielt der FC Bayern zum Saisonabschluss gegen den VfB Stuttgart. Mit der Meisterschale in der Hand würde Sagnol noch einmal im Blitzlichtgewitter der Fotografen stehen.

Michael Reis