Mit diesem wuchtigen Vollspannstoß bringt Julian Draxler seinen FC Schalke 04 im DFB-Pokal-Finale gegen den MSV Duisburg in Führung
Mit diesem wuchtigen Vollspannstoß bringt Julian Draxler seinen FC Schalke 04 im DFB-Pokal-Finale gegen den MSV Duisburg in Führung

"Ein megageiles Gefühl"

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Berlin - Er hat Geschichte geschrieben. Und das mit zarten 17 Jahren. Schalkes Julian Draxler hat sich mit seinem Führungstor im DFB-Pokalfinale gegen den MSV Duisburg in der Vereinshistorie der "Königsblauen" verewigt.

Mit 5:0 fertigte Schalke den ersatzgeschwächten Außenseiter ab. Draxlers fulminanter Rechtsschuss hatte in Minute 18 den Torreigen eingeläutet. Den Ritterschlag bekam der Mittelfeldspieler nach der Begegnung im Berliner Olympiastadion von oberster Stelle. "Er hat im letzten halben Jahr unsere Aufmerksamkeit geweckt", sagte Bundestrainer Joachim Löw über Schalkes Jungspund: "Er ist ein großes Talent und hat gute Möglichkeiten. Er ist ein Spieler, der unbekümmert und frech spielt."

Schuhe kommen "in die Vitrine"

Perspektivisch darf sich der Offensivakteur also wohl mit dem Thema A-Nationalmannschaft befassen. Es ist eine Entwicklung wie im Märchen, denn erst im Januar hatte Draxler einen Profivertrag bei den "Knappen" unterzeichnet. Als der Youngster nach dem Spiel vor die Journalisten trat, hielt er die verschmutzten Fußballschuhe noch in Händen. "Die bekommen auf jeden Fall einen Platz in der Vitrine", erklärte Draxler. Im Interview spricht der Schalker über die Bedeutung des Pokalsieges für die Region, Konflikte mit dem Jugendschutzgesetz und seine persönliche Saisonbilanz.

Frage: Herr Draxler, wie fühlen Sie sich als frischgebackener Pokalsieger?

Julian Draxler: Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Es ist ein megageiles Gefühl. Wir sind alle überglücklich.

Frage: Was spielte sich nach der Partie in der Kabine ab? Dürfen Sie denn in Ihrem Alter überhaupt schon Alkohol trinken?

Draxler: Na, Bier trinken ist ja ab 16 Jahren erlaubt, glaube ich. Und wenn nicht: Ich habe es auf jeden Fall trotzdem gemacht.

Frage: Bereits im Viertelfinale gegen Nürnberg ist Ihnen ein ähnlich spektakulärer Treffer geglückt wie im Endspiel gegen den MSV. Sind Sie ein Pokalspezialist?

Draxler: Das kann man vielleicht so sagen. Nach dem Pass von Jefferson Farfan in die Schnittstelle hat einfach wieder alles gestimmt. Das Tor gegen Nürnberg war aber vielleicht noch einen Tick entscheidender, denn im Finale haben wir noch vier weitere Treffer erzielt. Trotzdem ist ein Tor im Endspiel natürlich etwas ganz Besonderes.

Frage: Was haben Sie gedacht, als Manuel Neuer den Pokal nach der Begegnung in den Nachthimmel gestreckt hat?

Draxler: Ich musste daran denken, wie ich vor ein zwei Jahren noch vor dem Fernseher verfolgt habe, wie die Spieler nach dem Finale den Pokal hochhalten. Plötzlich stand ich nun selbst auf dem Podest - es war ein unbeschreibliches Gefühl!

Frage: Durften Sie denn bei den Feierlichkeiten mit den "Großen" anschließend auch mal aus dem Pokal trinken?

Draxler: Aus Respekt habe ich mich anfangs zurückgehalten. Am Ende war ich dann aber doch das eine oder andere Mal an der Reihe.

Frage: War die Mannschaft vor der Partie nervös?

Draxler: Eine gewisse Nervosität war da, zumal wir die vorherigen sechs Spiele verloren hatten. Es hat sich aber bereits im Training angedeutet, dass die Mannschaft voll bei der Sache ist. Deshalb kam dieses Resultat zustande.

Frage: Wie bewerten Sie die Saison des FC Schalke im Rückblick?

Draxler: Mit dem Pokalsieg haben wir die Europa League erreicht, was uns in der Bundesliga leider nicht geglückt ist. Wir können insgesamt zufrieden sein und ein positives Fazit ziehen. Zumal wir ja auch im Halbfinale der Champions League standen.

Frage: Welche Bedeutung hat der Erfolg für Schalke und die Stadt Gelsenkirchen?

Draxler: Der zuvor letzte Pokalgewinn 2002 ist schon sehr lange her. Die ganze Gegend lechzte danach, die Meisterschaft oder den Pokal zu holen. Nun ist es der Pokal geworden. Wir sind sehr glücklich und freuen uns auch für die Fans.

Frage: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?

Draxler: Mit meinem ersten Halbjahr kann ich zufrieden sein.

Aus Berlin berichtet Andreas Messmer