Zvonimir Soldo absolvierte 301 Spiele für den VfB Stuttgart
Zvonimir Soldo absolvierte 301 Spiele für den VfB Stuttgart

Ein Mann der leisen Töne

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Als Zvonimir Soldo vor drei Jahren beim VfB Stuttgart seine aktive Spielerkarriere beendete, hatte er bereits klare Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft. Trainer wolle er jetzt werden. "Denn es gibt nichts Schöneres als im Fußball zu arbeiten", so der Kroate. Und: "Der Koffer muss immer gepackt sein."

Ob nun sein Koffer bereits gepackt war, als ihn vor gut zwei Wochen der Anruf von FC-Manager Michael Meier erreichte, ist nicht überliefert. Auf alle Fälle war Zvonimir Soldo erst einmal "überrascht, positiv überrascht. Wir haben dann ein paarmal gesprochen, uns getroffen. Jetzt ist die Entscheidung gefallen." Was bedeutet, dass der 41-Jährige für die kommenden beiden Jahre mit einem Vertrag als Cheftrainer des 1. FC Köln ausgestattet ist. Ohne Ausstiegsklausel.

Daums schweres Erbe

Zvonimir Soldo tritt in der Domstadt ein schweres Erbe an. Er folgt dem überaus populären und erfolgreichen Christoph Daum, der in Köln so sehr im Fokus der Fans und Medien stand, dass sich das Interesse der einflussreichen Kölner Boulevardpresse mehr auf die Person Daum konzentrierte als auf die Mannschaft.

Daum hielt so, ob er das nun wollte oder nicht, Kritik von der Truppe fern und diente ihr als Schutzschild. Auf der anderen Seite vergaß der in die Türkei wechselnde Trainer nicht, die Erfolge selbstbewusst für sich zu reklamieren.

"Ich gehe meinen eigenen Weg"

"Daum hat einen Riesennamen in Köln. Aber ich bin eine ganz andere Person, ich will gar nicht mit ihm verglichen werden", sagt Zvonimir Soldo. "Er hat viel mehr Erfahrung, er ist viel länger als Trainer tätig als ich. Ich schätze ihn sehr, aber ich gehe meinen eigenen Weg."

Verglichen mit Daum stellt Zvonimir Soldo ein spannendes Kontrastprogramm da. Dem "Lautsprecher" folgt ein Mann der leisen Töne. Als Spieler genoss er den Ruf eines Musterprofis, dessen Aufgabe darin bestand, im defensiven Mittelfeld die gegnerischen Spielmacher auszuschalten. 1996 wechselte er nach erfolgreichen Jahren in Kroatien zum VfB Stuttgart, dem er zehn Jahre die Treue hielt.

Pokalsieg unter Joachim Löw

Mit den Schwaben wurde er unter dem heutigen Bundestrainer Joachim Löw 1997 DFB-Pokalsieger, ein Jahr später stand der VfB im Endspiel des Europapokals der Cupsieger, das 0:1 gegen den FC Chelsea verloren wurde. Im gleichen Jahr feierte Soldo mit der kroatischen Nationalelf, für die er 61 Länderspiele bestritt, bei der WM in Frankreich mit Platz 3 seinen größten Erfolg.

Sein Karriereende als Spieler leitete Giovanni Trapattoni ein, der den damaligen VfB-Kapitän für zu alt befand. Nach 301 Bundesliga-Spielen war Schluss für den früheren Jurastudenten, dessen Leitspruch immer war: "Profi sein, heißt professionell sein."

Double-Gewinn als Zagreb-Trainer

Als Coach arbeitete Zvonimir Soldo, der in Köln seinen Trainerschein machte, bei seinem Heimatverein Dinamo Zagreb. Erst betreute er ein halbes Jahr die Junioren, dann im Frühjahr 2008 wiederum für sechs Monate auch die Profis, die er zum Gewinn von Meisterschaft und Pokal führte.

Nach Meinungsverschiedenheiten mit der Vereinsführung trat Soldo zurück. Anschließend hospitierte er bei einigen Vereinen und beobachtete Spiele.

Strategie, Taktik und Disziplin

Die Profis des 1. FC Köln erwartet zum Trainingsstart am 25. Juni ein Trainer, der sich als Arbeiter versteht, sich viel mit Strategie und Taktik beschäftigt und großen Wert auf Disziplin legt. "Wir werden in der Vorbereitung viel mit dem Ball und viele taktische Dinge trainieren", sagt Soldo. "Meine Mannschaft soll variabel sein und mehrere Möglichkeiten haben."

Mit seinen Führungsspielern hat Soldo bereits telefoniert, auch mit Rückkehrer Lukas Podolski, mit dem er sich schon bald zusammensetzen will. "Mit Lukas haben wir eine Riesenverstärkung geholt, er und Milivoje Novakovic passen sehr gut zusammen", freut sich der Coach, der mit zwei Stürmern spielen lassen will.

Als Saisonziel nannte Soldo bislang nur, "dass wir mehr Punkte holen wollen als im Vorjahr", als der FC 39 Zähler einfuhr, und "dass wir zuhause wieder eine Macht werden wollen". Den aktuellen Mannschaftskader bezeichnet Soldo als "gut", mit eventuellen weiteren Spielerverpflichtungen will er sich in den kommenden Tagen beschäftigen.

Tobias Gonscherowski