Bad in der Menge: Werders Ludovic Obraniak holt sich nach seinem Zauberfreistoß zum 1:1 gegen Gladbach viele Glückwünsche ab (© Imago)
Bad in der Menge: Werders Ludovic Obraniak holt sich nach seinem Zauberfreistoß zum 1:1 gegen Gladbach viele Glückwünsche ab (© Imago)

"Ein kleiner Schritt": Die Wende für Werder?

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Bremen - 2013 wurde den Anhängern von Werder Bremen der Sport-Bild-Award für die Kategorie "Beste Fanaktion des Jahres" verliehen. Mit der Aktion "ALLEz GRÜN" hatten sie die Mannschaft in den letzten Heimspielen der Vorsaison bedingungslos unterstützt.

Kein Jahr ist seitdem vergangen, und schon wieder stellen die Fans ihre Treue zum Verein unter Beweis, obwohl die Situation trotz des 1:1 gegen Gladbach noch prekärer scheint. Hatte Werder 2012/13 nach 21 Spieltagen als Tabellen-Elfter bereits 28 Punkte auf dem Konto, sind es aktuell magere 21 und Rang 13.

Nach den Heimschlappen gegen Bayern München (0:7) und Borussia Dortmund (1:5) gab es ebenso wenig Unmutsäußerungen von den Rängen wie beim groben Schnitzer von Assani Lukimya, der bereits in der 6. Minute unbedrängt Raffael in den Lauf legte. Gladbachs Angreifer nahm das Geschenk dankend an und traf mit seinem zehnten Saisontreffer zum 0:1.

Dutt: Auswechslung von Lukimya "tat mir wahnsinnig Leid"

Nach weiteren Schnitzern nahm Robin Dutt den Deutsch-Kongolesen bereits in Minute 27 aus dem Spiel. "Die Auswechslung von 'Luki' tat mir wahnsinnig Leid", so der Trainer nach dem Spiel.

"Die zweite Halbzeit hat sich irgendwie anders angefühlt als letzte Woche (1:5 gegen Dortmund; die Red.). Ich weiß nicht woran es liegt", so der Trainer, aber möglicherweise habe die Auswechslung maßgeblichen Anteil an der starken zweiten Halbzeit der Bremer gehabt. "Wir spielen für 'Luki', habe ich den Spielern in der Pause gesagt", verriet Dutt nach der Partie.

Obraniak sorgt für die Befreiung

Sebastian Prödl bestätigte diese Annahme gegenüber bundesliga.de: "Wir haben uns in der Halbzeit vorgenommen, dass nach dem Spiel nicht über den Fehler, sondern über unsere Leistung diskutiert wird." Mit Erfolg. "Vom Engagement her war die zweite Halbzeit eine unserer besten Leistungen der Saison."

Und "das Last-Minute-Tor (zum 1:1 durch Neuzugang Ludovic Obraniak in Minute 88; die Red.) war eine Riesen-Befreiung." Mit diesem Punktgewinn gegen den Lieblingsgast im Weserstadion, der seit 27 Jahren auf einen Sieg in Bremen wartet, war Werder unter den Abstiegskandidaten der Gewinner des 21. Spieltags. Die Konkurrenten Frankfurt, Stuttgart, Freiburg und der Hamburger SV verloren allesamt ihre Spiele.

"Kann schnell in die andere Richtung gehen"

Grund zur Euphorie sah der Prödl aber nicht. "Das kann auch schnell wieder in die andere Richtung gehen. Deshalb ist es wichtig, dass wir eine Leistung wie in der zweiten Halbzeit ständig abrufen und nicht darauf hoffen, dass es mit dem Klassenerhalt schon klappen wird, weil die anderen Teams auch verlieren."

Eine große Hilfe seien die Fans. "Phantastisch, wie sie uns unterstützt haben. Das setzt zusätzliche Kräfte frei", lobte Prödl. Eine Ansicht, die er mit Dutt teilte. "Ich hatte das Gefühl, das ganze Stadion trägt den Ball ins Tor", beschrieb der 48-Jährige sein Gefühl nach dem Ausgleichtreffer.

Werder vor Wochen der Wahrheit

"Wer weiß, wie wichtig dieser Punkt noch einmal sein wird. Das war ein kleiner, aber vielleicht wichtiger Schritt für die kommenden Wochen", schaut Dutt voraus. Mit den Duellen in Frankfurt, gegen den HSV, in Nürnberg und gegen Stuttgart steht Bremen in Duellen gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf vor "Wochen der Wahrheit", wie Keeper Raphael Wolf prophezeit.

"In diesen Spielen ist die tolle Unterstützung unserer Fans ein Riesen-Pluspunkt", weiß Nils Petersen um die Bedeutung der Unterstützung von Seiten der Anhänger, die sich mit ihrem Engagement für eine Titelverteidigung der Fan-Auszeichung empfehlen.

Aus Bremen berichtet Jürgen Blöhs