Seit zehn Jahren gehört Holger Ballwanz (ganz rechts, 2. Reihe v.u.) zum Kreis der Fanbeauftragten
Seit zehn Jahren gehört Holger Ballwanz (ganz rechts, 2. Reihe v.u.) zum Kreis der Fanbeauftragten

Ein Jahrzehnt für die Fanarbeit

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Köln - Es fällt nicht jedem Fußballprofi leicht, nach der Spielerkarriere in einem anderen Beruf Fuß zu fassen. Bei Holger Ballwanz war das anders. Der ehemalige Defensivspezialist, der zwischen 1989 und 2001 für den Hamburger SV, den VfL Wolfsburg und Hannover 96 aufgelaufen ist, hat jetzt im August sein zehnjähriges Jubiläum als Wolfsburger Fanbeauftragter gefeiert.

"Für einen ehemaligen Profi ist es ein einschneidendes Erlebnis, wenn man anschließend in einem normalen Beruf weitermacht. Dieses Datum merkt man sich natürlich", sagt der heute 43-Jährige, der in Wolfsburg schon den Großteil seiner Profilaufbahn verbracht hat.

"Was machst du jetzt?"

"Ich habe acht Jahre für den VfL gespielt und bin in meinem letzten Profijahr nicht ganz freiwillig zu Hannover gegangen. 2001 habe ich den Vertrag mit 96 aufgelöst und dann stand ich vor der Frage: Was machst du jetzt?"

Weil der enge Kontakt zum VfL nie abgerissen war und ein sehr gutes Verhältnis zum damaligen Manager Peter Pander bestand, nahm Ballwanz das Angebot des Clubs an, als hauptamtlicher Fanbeauftragter anzufangen. "Ich musste nicht lange überlegen. Zum einen wurden zu dieser Zeit die Strukturen der Fanarbeit langsam professionell und zum anderen hatte ich als Spieler immer einen guten Draht zu den Fans. Als Profi hatte ich mich nie als etwas Besonderes gefühlt."

"Rasende Fortschritte" in der Fanarbeit

Der unkomplizierte Umgang mit den Fans erleichterte Ballwanz ganz sicher auch den Zugang zu seinen Berufskollegen aus den anderen Bundesliga-Clubs. Denn die "Qualifikation Fußballprofi" sehen viele Fanbeauftragte, die selbst meist aus dem Kreis der Fans kommen, nicht unbedingt als optimal. "Natürlich wurde ich anfangs kritisch beäugt. Aber es ging recht schnell, bis ich bei den Kollegen akzeptiert war. Und heute ist das überhaupt kein Thema mehr."

Wenn der gebürtige Möllner die letzten zehn Berufsjahre Revue passieren lässt, dann spricht er über "rasende Fortschritte" oder "andere Dimensionen". Die Tage im kleinen Büro auf der alten VfL-Geschäftsstelle am Elsterweg sind längst gezählt. Das moderne Fanhaus neben der Volkswagen Arena mit Fanshop, großzügigen Büros und dem etwa 200 qm großen Fansaal hat Maßstäbe in der Fanarbeit gesetzt.

Trainer beim SSV Vorsfelde

Auch die enge Kooperation mit der Abteilung Fanangelegenheiten der DFL Deutsche Fußball Liga hat der Arbeit der Fanbeauftragten einen viel höheren Stellenwert verschafft. "In meinen Anfangstagen haben wir uns beim DFB über Fahnenpässe und Erlaubnisse für Doppelhalter unterhalten. Heute absolvieren wir zweitägige Seminare über Kommunikation oder Moderation, die unserer täglichen Arbeit absolut zu Gute kommen. Das sind Quantensprünge."

So sehr Ballwanz inzwischen in seinem neuen Beruf aufgegangen ist - der Fußball lässt ihn aber immer noch nicht los. Als Trainer des Landesligisten SSV Vorsfelde verbringt der Ex-Profi seine knappe Freizeit auf und neben dem Rasen. Dann halten ihm seine Wolfsburger Arbeitskollegen Michael Schrader und Lothar Schukowski den Rücken frei.

"Im Fußball weiß man nie"

Ob Holger Ballwanz im Jahr 2021 sein "Zwanzigjähriges" als Fanbeauftragter des VfL feiert, will er nicht ausschließen. "Der Beruf macht mir Spaß, sonst hätte ich ihn nicht schon zehn Jahre gemacht. Vielleicht trainiere ich auch mal im Jugendbereich des VfL, ich war ja auch schon Co-Trainer bei der U19. Im Fußball weiß man das nie."