Die Antritts-PK von Stale Solbakken löste in der Medienstadt Köln natürlich viel Rummel aus
Die Antritts-PK von Stale Solbakken löste in der Medienstadt Köln natürlich viel Rummel aus

"Ein guter Coach kann den Unterschied machen"

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Köln - Das Medieninteresse war, wie immer bei solchen Anlässen, enorm. Am Dienstag (17. Mai) stellte der 1. FC Köln im Geißbockheim Stale Solbakken vor, der den Traditionsverein in der kommenden Saison, wie FC-Sportdirektor Volker Finke es formulierte, "in ruhigere Fahrwasser" manövrieren soll.

Bei seiner Präsentation traute sich der neue Hoffnungsträger des dreimaligen Deutschen Meisters noch nicht so richtig, deutsch zu sprechen, obwohl er die Sprache vor langer Zeit einige Jahre lang in der Schule gelernt hat und obwohl ihm Volker Finke versichert habe, dass die Kölner Presse "sehr nett" sei.

Noch zog es Solbakken vor, auf Englisch zu antworten. "Um Missverständnisse zu vermeiden", wie er augenzwinkernd hinzufügt. Zum Trainingsauftakt in rund fünf Wochen will der Norweger aber seine Deutsch-Kenntnisse soweit aufgefrischt haben, dass dann Englisch nicht mehr nötig sei.

"Eine sehr gute Entscheidung"

Bevor die Fragerunde eröffnet wurde, fand Finke lobende Worte für den neuen Coach. "Wir brauchen einen sehr guten Trainer, um in der kommenden Saison in ruhigere Fahrwasser zu gelangen und stabil durch die Saison zu kommen", sagte der Sportdirektor, der trotz des am Ende guten 10. Platzes und 44 Punkten auf dem Konto die abgelaufene Spielzeit richtig einzuschätzen weiß.

"Es ist eine sehr gute Entscheidung, Solbakken zu verpflichten. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass wir in den kommenden zwei Jahren eine erfreuliche Entwicklung nehmen werden", hofft Finke. Solbakken gab die Komplimente zurück. "Ich bin stolz und glücklich, bei einem so großen Club mit einer so großen Tradition und so viel Potenzial arbeiten zu dürfen. Auch in Skandinavien hat der FC einen guten Namen", fühlte sich der 43-Jährige geehrt vom Kölner Interesse.

"Sicher sind die Unterschiede zwischen der dänischen Liga, wo ich in den letzten sechs Jahren tätig war, und der Bundesliga enorm. Aber Fußball ist Fußball, auch wenn in der Bundesliga mehr Zuschauer kommen und die Leistungsdichte sehr eng ist. Es ist eine große Herausforderung für mich", fuhr Solbakken fort, um dann selbstbewusst hinzuzufügen: "Ein guter Coach kann den Unterschied machen."

Einigung mit dem norwegischen Verband

Dass Stale Solbakken ein guter Coach ist, hat er in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen. In Dänemark hat er mit dem FC Kopenhagen national und international für Furore gesorgt, ein Abo auf den Meistertitel erworben und sogar in der Champions League die Großen im Achtelfinale geärgert.

Seine Erfolge blieben auch dem norwegischen Fußballverband nicht verborgen, der sich bereits im Herbst 2009 die Dienste Solbakkens als künftigen Nationaltrainer für das Jahr 2012 sicherte. Dem 1. FC Köln ist es nun gelungen, eine Einigung mit dem Verband zu erzielen und ihn als Trainer zu gewinnen. "Mit der Lösung sind alle Beteiligten glücklich", fand Stale Solbakken.

Während er in Dänemark auf ein 4-4-2-System setzte, wollte er sich jetzt noch nicht auf eine Spielphilosophie beim 1. FC Köln festlegen. "Attraktiven Fußball" will er spielen lassen. "Aber erst einmal muss ich die Spieler kennenlernen", meint der Fußballlehrer. Bislang kennt er sie nur vom DVD-Schauen. "Und da habe ich auch noch nicht alle Spieler gesehen, die im Kader sind", gesteht er. Über den hohen Stellenwert, den FC-Kapitän Lukas Podolski in der Stadt genießt, ist Solbakken bestens informiert: "Ich weiß, wer er ist."

Lob für Köln und die Bundesliga

Die Stadt Köln kennt er schon etwas besser als seinen künftigen Spielerkader. "Sehr schön, sehr grün", findet er sie. In der Rheinmetropole war er schon bei der WM 2006, die Stadt gefällt ihm gut. Seine Familie wird im Sommer mit ihm in die Domstadt ziehen. Für den Stellenwert der Bundesliga fand Stale Solbakken lobende Worte. "Sportlich ist sie die Nummer 3 in Europa, vom Zuschauerinteresse her ist sie aber die Nummer 1", urteilte der Norweger, der sich sehr auf die Herausforderung Bundesliga freut.

Blieben noch die Herzprobleme des Trainers. Im Jahr 2001 beendeten sie abrupt Stale Solbakkens Spielerkarriere. Damals brach er im Training zusammen und war acht Minuten lang klinisch tot. Ein angeborener Herzfehler wurde ihm diagnostiziert, ein Schrittmacher eingesetzt. Das alles ist heute kein Problem mehr. "Ich bin in einer guten Verfassung. Meinem Herz geht es sehr gut. Alles ist unter Kontrolle", beruhigt der Norweger die Vertreter der Presse. "Sie können relaxen."

Relaxen? In Köln, wenn es um Fußball und den 1. FC Köln geht? Wenn Stale Solbakken das hinbekommt, hat er einen großartigen Job gemacht. Es wird wieder spannend. Wie immer.

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski