Der Frust sitzt tief: Nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge steht Nürnbergs Almog Cohen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben
Der Frust sitzt tief: Nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge steht Nürnbergs Almog Cohen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben

Ein Frankenland für ein Tor

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Gelsenkirchen - Die Stimmung der Nürnberger Spieler in den Schalker Katakomben passte nicht so recht zu dem Bild, das die eigenen Fans draußen vor dem Stadion boten. Während die "Club"-Anhänger frustriert den Mannschaftsbus blockierten, fiel das Fazit der Profis trotz der vorsichtig optimistisch aus.

"Hatten ein echtes Team auf dem Feld"

"Wie wir als Mannschaft aufgetreten sind und dagegen gehalten haben, war absolut ein Schritt nach vorne", meinte Per Nilsson.

Die Diskrepanz zwischen Fans und Mannschaft zeigt: Es läuft derzeit nicht alles rund im Frankenland. Das gilt für die Atmosphäre, das gilt für den Tabellenstand und das gilt auch für die spielerische Entwicklung. Das weiß auch der Trainer, doch Dieter Hecking ist auch nach der fünften Niederlage in den vergangenen sechs Spielen weit davon entfernt, den Kopf in den Sand zu stecken. "Ich habe einen Aufwärtstrend gesehen. Man kann diese Negativserie nicht wegreden, aber man merkt, dass wir in dieser kritischen Phase als Mannschaft zusammenstehen und gemeinsam da durchgehen."



Genau in diesem Bereich sehen auch die Spieler klare Fortschritte. "Als Mannschaft sind wir super aufgetreten, jeder ist für den anderen gelaufen", zog Timm Klose ein ähnliches Fazit wie Nilsson und Hecking. "Wir hatten ein echtes Team auf dem Feld."

Dieses Team hatte auf Schalke defensiv auch eine ordentliche Partie abgeliefert. Mit einer couragierten und disziplinierten Leistung hatte man etwas müde Schalker nicht zur Entfaltung kommen lassen, stand in der Abwehr weitgehend sicher und bescherte Schäfer-Ersatz Patrick Rakovsky sogar einen relativ ruhigen Tag. "Unser Plan war, eng zusammen zu stehen und so wenig wie möglich aufs Tor kommen zu lassen", erzählte der Keeper hinterher, "und dieser Plan ist bis auf wenige Ausnahmen aufgegangen."

"Haben unsere Räume nicht genutzt"



Eine davon nutzte Schalke allerdings zum Führungstor - und das offenbarte das eigentliche Dilemma des "Clubs". Wenn die Null in der Abwehr nicht steht, dann bleiben für Nürnberg am Ende auch keine Punkte. Denn die Offensive ist und bleibt das große Sorgenkind. Nach einem 0:1-Rückstand hat man in dieser Saison noch keinen Zähler geholt.

Bereits seit vier Partien sind die Franken ohne Torerfolg, seit exakt 377 Minuten gelang ihnen kein eigener Treffer mehr. Kein Spieler hat in dieser Saison bislang mehr als ein Tor auf seinem Konto. Auf Schalke gingen gerade einmal zwei Schüsse auf das Tor des Gegners - in den gesamten 90 Minuten. "Wir haben unsere Räume nicht genutzt", befand Nilsson, während Dieter Hecking vor allem mehr Ruhe, Präzision und Konsequenz im Abschluss anmahnte.

Simples, aber auch schwieriges Rezept



Die wird es brauchen, wenn Tabellenplatz und Atmosphäre in Nürnberg nicht noch schlechter werden sollen. "Wir müssen weiter kämpfen, noch mehr zusammenrücken und endlich ein Tor machen", formulierte der junge Rakovsky ein ebenso simples wie zugleich schwieriges Rezept für die Zukunft. Schalke dürfe dabei nicht der Maßstab sein für den "Club". "Wir müssen gegen andere Gegner unsere Punkte holen."

Etwa gegen den VfL Wolfsburg, der am kommenden Samstag als Tabellennachbar nach Nürnberg kommt. Eine kompakte Defensive allein wird dann nicht mehr ausreichen. Es braucht endlich auch wieder eigene Tore. Denn eines ist auch Dieter Hecking klar: "Wir brauchen jetzt Punkte. Da müssen wir gar nicht lange herumreden!"

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte