Olaf Marschall gewann 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger die Meisterschaft
Olaf Marschall gewann 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger die Meisterschaft

"Ein emotional hochklassiges Spiel"

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Kaiserslautern - Der "Betze" bebt - besonders wenn das rheinland-pfälzische Derby ansteht und der 1. FSV Mainz 05 zu Gast ist. Am kommenden Samstag ist es soweit und das Nachbarschaftsduell steigt als das Top-Spiel des 20. Spieltags.

Vor der Partie der beiden Kontrahenten sprach bundesliga.de exklusiv mit Olaf Marschall über die Begegnung. Der einstige Torjäger der "Roten Teufel" verriet, auf was sich die Fans freuen dürfen und analysierte die Situation der beiden Clubs.

bundesliga.de: Herr Marschall, am Wochenende steht das Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FSV Mainz 05 an. Worauf dürfen sich die Fans freuen?

Olaf Marschall: Ich denke, die Fans dürfen ein emotional hochklassiges Spiel erwarten. Das Stadion wird voll und die Stimmung großartig sein und wenn dann noch ein paar Tore fallen, wäre das fantastisch.

bundesliga.de: Wird das Ihrer Meinung nach denn ein torreiches Spiel werden?

Marschall: Das kann man nie wissen. Allerdings stehen beide Mannschaften in ihrem System sehr gut, besonders defensiv. Da werden es beide schwer haben, ein Tor zu erzielen. Dennoch sind Freistöße und Ecken immer mal für einen Treffer gut. Wenn dann erst einmal das erste Tor gefallen ist, wird das Spiel offener werden.

bundesliga.de: Wenn Sie sich beide Teams anschauen, wo haben sie ihre Stärken?

Marschall: Beide Mannschaften haben ihre Stärken in ihrer taktischen Disziplin und der Defensive. Weder der FCK noch Mainz spielen einen Hurra-Stil, sondern beide sind eher diszipliniert.

bundesliga.de: Beim 5:0 gegen Schalke und dem 3:3 gegen den VfB Stuttgart sind Erinnerungen an die alten "Betze"-Zeiten wieder hochgekommen. Wie haben sie diese beiden Partien erlebt?

Marschall: Sicherlich waren das Spiele, die nicht jeden Tag vorkommen. Wenn das in Kaiserslautern passiert, vor dieser Kulisse, ist das natürlich immer toll.

bundesliga.de: Beim FCK kehrt Srdjan Lakic nach abgesessener Rot-Sperre wieder ins Team zurück. Wie wichtig ist er für die Mannschaft?

Marschall: Da muss man sich ja bloß anschauen, an wie vielen Treffern er diese Saison beteiligt war. Er ist wichtig, weil er immer für ein Tor gut ist und auch fast immer eins macht.

bundesliga.de: Vergangenes Wochenende ist Kaiserslautern mit dem 1:5 in München allerdings böse unter die Räder gekommen. Inwieweit hat das Auswirkungen auf das Spiel gegen Mainz?

Marschall: Sicherlich ist das eine sehr ärgerliche Niederlage. Ein 0:1 wäre in Ordnung gewesen, aber ein 1:5…Besonders wie die Pleite zustande gekommen ist, ist ärgerlich. In der ersten Halbzeit hat Kaiserslautern gut gestanden und aus Eckbällen und Freistößen zwei, drei Möglichkeiten gehabt. Defensiv stand die Mannschaft gut, hatte den Bayern wenig Raum gegeben und wenig zugelassen. Mit dem 1:0 der Bayern kurz vor der Halbzeit und früh im zweiten Durchgang mit dem 2:0 hat sich das gravierend geändert. Der Zusammenhalt war nicht mehr da und sie sind in ein Spiel verfallen, das man mit den Bayern nicht machen darf. Es war eine offene Feldschlacht; sie haben versucht mitzuspielen. Wenn der FCK das am Wochenende abstellen kann, wird er auch wieder erfolgreich spielen.

bundesliga.de: Trotz allem muss man sagen, dass Kaiserslautern ja eine ordentliche Saison für einen Aufsteiger spielt, oder?

Marschall: Sicher. Spielerisch und was die mannschaftliche Geschlossenheit angeht, sieht es ganz gut aus. Das hilft aber alles nichts, sollten am Ende wichtige Punkte fehlen. Natürlich hat der FCK eine gute Runde gespielt und ich hoffe, das setzt sich fort, doch unten ist alles so eng, da kann viel passieren. Von daher muss das Team schauen, dass es noch das ein oder andere Spiel gewinnt, um nicht tiefer reinzurutschen. Drei Punkte beträgt der Vorsprung auf die Relegation nur - das ist nicht viel.

bundesliga.de: Mainz steht, trotz zweier Niederlagen zum Rückrundenauftakt, noch immer auf Rang 5. Haben die 05er in der Hinrunde besser gespielt, als sie es tatsächlich sind?

Marschall: Ich denke, dass in Mainz keiner so verfroren war und offen damit gerechnet hat, Meister zu werden. Sie haben gut gespielt, das ein oder andere Mal auch ein bisschen Glück gehabt, doch das hat sich in den letzten beiden Spielen wieder ausgeglichen. Im Grunde geht das Leben für den FSV normal weiter, denn sollte er am Ende weiterhin da oben stehen, egal wo, ist das doch ein Erfolg für die Mannschaft.

bundesliga.de: Könnte es denn sein, dass sich durch das Abrutschen auf Rang 5 trotzdem ein wenig Unruhe in Mainz breit macht?

Marschall: Wenn das so sein sollte, glaube ich nicht, dass das innerhalb des Vereins so ist, wenn überhaupt, dann im Umfeld. Natürlich hoffen die Fans, dass es die ganze Zeit so erfolgreich weiter geht. Doch dass Mainz nicht auf Dauer mit beispielsweise Bayern München mithalten kann, ist auch klar. Wenn der Club dieses Jahr in die Europa League einziehen sollte, freuen sich alle, aber ich denke, dass die Verantwortlichen insgesamt alles richtig einschätzen können.

bundesliga.de: Glauben Sie denn, dass die Europa League machbar ist für Mainz?

Marschall: Warum nicht? Die werden mit Sicherheit nicht alle Spiele in der Rückrunde verlieren. Die Bundesliga ist ja in dem großen Mittelfeld - zwischen Platz 15 und Platz 3 quasi - sehr ausgeglichen. Da kann momentan ja jeder jeden schlagen. Die einzige Mannschaft, die den großen Unterschied macht, ist Borussia Dortmund. Die sind in dieser Saison überall der Favorit. Ansonsten ist die Liga insgesamt sehr ausgeglichen und somit ist fast alles möglich.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig