Mohamed Zidan (M.) traf auch in seinem sechsten Spiel nach seiner Rückkehr nach Mainz
Mohamed Zidan (M.) traf auch in seinem sechsten Spiel nach seiner Rückkehr nach Mainz

Ein Einkaufswagen voller Windeln für ein Tor

xwhatsappmailcopy-link

Mainz - "Wir müssen jedes Mal unsere Grenzen austesten, um Spiele zu gewinnen", sagte der Mainzer Trainer Thomas Tuchel nach seiner Mannschaft gegen den 1. FC Nürnberg gleichermaßen erleichtert wie warnend.

Ein süßer Sieg

Für die Rheinhessen bedeuten die drei Punkte einen großen Sprung weg von der Abstiegszone hin ins gesicherte Mittelfeld. Nach dem Abpfiff sanken fast alle 22 Spieler völlig erschöpft auf den Rasen der Mainzer Arena. Das Szenario erinnerte an Bilder, wie man sie vom Ende langer Turniere kennt - doch es war nur der 25. Spieltag dieser Bundesligasaison.



Der FSV Mainz 05 und der 1. FC Nürnberg lieferten sich ein wildes und spannendes Kampfspiel, an dem alle Spieler an die Grenze ihrer körperlichen Belastbarkeit stießen. Trainer Tuchel meinte: "So ein Sieg schmeckt manchmal süßer, als ein klar herausgespielter Sieg. Aber wir müssen uns nicht dafür schämen."

Wieder einmal legten die Mainzer den Grundstein für den sechsten Heimsieg in einer furiosen Anfangsphase. Schon nach 55 Sekunden hatte Eric Maxim Choupo-Moting zwei Mal den Pfosten für die Nullfünfer getroffen, bevor Nicolai Müller nach 57 Sekunden die Führung erzielte - das schnellste Tor dieser Saison. Und nach 22 Minuten traf Mohamed Zidan auch in seinem sechsten Einsatz für seinen Klub nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund in der Winterpause - sechs Treffer in sechs Spielen stehen nun für den Ägypter in der Statistik. Diesmal jubelte er nach einem Freistoß, der als Flanke gedacht war - der Ball fand aber an Freund und Feind vorbei überraschend den Weg ins Tor.

"Der hat getroffen, weil ich ihm vor dem Spiel einen Einkaufswagen voller Windeln für ein Tor versprochen habe", erzählte der Mainzer Manager Christian Heidel hinterher launig. Zidan ist Vater eines ein Jahr alten Jungen. Doch einen Kantersieg gab es nach dieser spektakulären Anfangsphase diesmal nicht für Nullfünf.

Mainz wankt, fällt aber nicht



Zum einen zeigten die Nürnberger in der zweiten Halbzeit, warum sie zuletzt drei Siege in Serie errangen. Zum anderen zollte Mainz - wie so oft - seinem hohen Anfangstempo Tribut. Nach dem unglücklichen Anschlusstreffer - Jan Kirchhoff,der den Vorzug in der Innenverteidigung vor Nikolce Noveski erhalten hatte, fälschte den Ball nach einem Schuss des eingewechselten Nürnbergers Daniel Divadi unhaltbar für Torwart Christian Wetklo ins eigene Tor ab (64.) - versuchten die Franken mit allen Mitteln noch zum Ausgleich zu kommen.

Doch die Mainzer verteidigten mit allen Mitteln und ließen kaum eine Torchance zu. Es war wie bei einem Boxkampf, bei dem der Champion wankt, aber am Ende doch nicht fällt.

Heidel tadelt Szalai



Bei einigen der wenigen Mainzer Konter versuchte Adam Szalai plump einen Elfmeter zu schinden und wurde für seine Schwalbe zu Recht mit Gelb-Rot von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer vom Platz gestellt (84.). "Das war eine richtige Entscheidung, Ich hoffe, Adam hat jetzt gelernt und wird es in Zukunft lassen", kommentierte Manager Heidel. Der Ungar neigt zu theatralischen Einlagen, die Heidel nicht "nur bei Spielern anderer Mannschaften verurteilen will".

Der gute Mainzer Torwart Christian Wetklo war nach dem Kraftakt stolz auf seine Mannschaft: "Wir haben alle gebissen, alle haben sich verausgabt. Solche Siege sind vielleicht noch schöner, als wenn man 4:0 gewinnt. Wir waren alle aufgedreht, unter Strom, konnten es kaum erwarten, auf den Platz zu kommen. Das hat man gesehen." Nächste Woche beim FC Augsburg wird wieder so eine Einstellung nötig sein.

Tobias Schächter