Christoph Metzelder war beim 3:1-Sieg gegen Valencia der Turm in der Schlacht
Christoph Metzelder war beim 3:1-Sieg gegen Valencia der Turm in der Schlacht

"Ein denkwürdiger Abend"

xwhatsappmailcopy-link

Gelsenkirchen - Nach dem 3:1-Sieg gegen Valencia und dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League gehört der FC Schalke 04 zu den besten acht Klubs in Europa - nicht nur deshalb spricht Innenverteidiger Christoph Metzelder im Interview mit bundesliga.de von einem "denkwürdigen Abend".

bundesliga.de: Christoph Metzelder, Schalke steht im Viertelfinale der Champions League - aber es war ein aufregender Abend.

Christoph Metzeler: Auf jeden Fall! Es war ein Spiel, in dem alles drin war. Erst die Führung für Valencia, dann haben wir uns zurückgekämpft, schließlich eine turbulente Schlussphase mit Möglichkeiten für den Gegner und Konterchancen für uns. Ich denke, es war einer jener denkwürdigen Europapokal-Abende, an die man sich auch später noch erinnern wird.

bundesliga.de: Das gilt wohl besonders für Raul, der mit Real in den letzten Jahren international nicht so erfolgreich war.

Metzelder: (lacht) Das hat Raul direkt nach dem Spiel im Spaß auch zu mir gesagt. Dass er tatsächlich erst nach Schalke wechseln musste, um endlich mal wieder ein Achtelfinale in der Champions League zu überstehen.

bundesliga.de: Hat der frühe Rückstand die Mannschaft nicht verunsichert?

Metzelder: Der Rückstand war natürlich nicht das, was wir wollten und was wir uns vorgenommen hatten. Auf der anderen Seite war durch das Hinspiel-Ergebnis noch alles offen. Wir haben nach ein paar Minuten ins Spiel zurückgefunden und dann auch den Kampf aufgenommen. Das ist das, was uns bisher in allen Heimspielen in der Champions League ausgezeichnet hat - dass wir wirklich bis zur letzten Minute um den Sieg kämpfen.

bundesliga.de: Wie hat Felix Magath zur Pause reagiert?

Metzelder: Der Trainer war sehr ruhig und analytisch. Ich denke, das ist gerade bei solchen Spielen auch sehr wichtig, in denen eh  schon sehr viele Emotionen dabei sind. Es ist ein klassisches K.o.-Spiel, da sind auch gute Nerven gefragt. Da ist es wichtig, ruhig zu bleiben und der Mannschaft ganz sachlich die richtigen Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Das hat Felix Magath gemacht und das haben wir in der zweiten Halbzeit auch beherzigt.

bundesliga.de: Jetzt gehört Schalke zu den besten Mannschaften Europas.

Metzelder: (lacht) Na ja, das muss man schon noch ein bisschen differenzieren. Sagen wir mal, wir gehören zu den acht besten Mannschaften dieser Champions-League-Saison.

bundesliga.de: Und welche Perspektiven sehen Sie in dieser illustren Runde jetzt für Schalke?

Metzelder: Die Mannschaften, die im Viertelfinale noch dabei sind, werden absolute Hochkaräter sein. Wir sind im Lostopf sicher der klare Außenseiter unter diesen Mannschaften. Aber wir haben auch bewiesen, dass wir gerade in den Heimspielen ein absolut ernst zu nehmender Gegner sind. Und wir stehen nicht so unter Druck und können das Viertelfinale auch ein bisschen genießen. Mal abwarten, was dann noch möglich ist.

bundesliga.de: Trotz aller Euphorie geht es schon am Samstag in der Bundesliga weiter gegen Eintracht Frankfurt. In der Vergangenheit hat sich Schalke mit dem Liga-Alltag immer etwas schwer getan nach einem großen Champions-League-Abend.

Metzelder: Wir müssen uns nichts vormachen, das wird eine ganz harte Aufgabe. Es liegen gerade einmal zwei Tage Pause zwischen den beiden Partien und wir haben gegen Valencia richtig viel investieren müssen. Ich erwarte ein knüppelhartes Spiel am Samstag. Und darauf sollten wir uns auch einstellen, dass es sehr, sehr hart wird für uns.

bundesliga.de: Kann man bis dahin die öffentliche Diskussion um die Zukunft des Trainers irgendwie fernhalten von der Mannschaft?

Metzelder: Selbst wenn man keine Zeitung liest oder nicht ins Internet schaut, kommt man an diesem Thema nicht vorbei. Du bekommst SMS, du wirst angerufen… Ich denke aber, die Mannschaft hat gegen Valencia sehr cool auf die ganze Diskussion reagiert und sich auf das konzentriert, was sie machen muss. Wir haben versucht, auf dem Platz eine Antwort zu geben. Und das ist auch das Einzige, was wir tun können - mit unserer Leistung unseren Beitrag zu dieser Diskussion beisteuern. Alles andere liegt nicht in unserer Hand und wird nicht von uns entscheiden.

bundesliga.de: Hat Sie der Zeitpunkt der Diskussion etwas irritiert?

Metzelder: Nach zehn Jahren Profifußball schockt mich nichts mehr. Aber wir sollten uns schon alle klar machen, dass wir noch mitten in der Saison stecken. Wir stehen im DFB-Pokalfinale, wir spielen jetzt das Viertelfinale in der Champions League und in der Bundesliga müssen wir noch gehörig aufpassen. Vor allem wir Spieler sollten uns also auf die Gegenwart und unsere Aufgaben konzentrieren und nicht auf Dinge, die möglicherweise im Sommer passieren.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte