Eigendynamische Lust

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Freiburg - Nein, mit dem Pokalspiel auf Schalke (ab 20:15 Uhr im Live-Ticker) wollte sich Dieter Hecking so kurz nach Abpfiff noch nicht beschäftigen. "Das tue ich gleich, wenn ich im Bus sitze." Eine Stunde nach Abpfiff der Partie im Freiburger badenova-Stadion, die 1:1 endete, war der Trainer des 1. FC Nürnberg dann aber endgültig beim vielleicht wichtigsten Spiel des bisherigen Saisonverlaufs angelangt.

Wobei, eigentlich hatte sich der zurückhaltende Coach bereits nach dem Sieg auf dem Bieberer Berg zu Offenbach klar positioniert - mit dem für ihn typischen ironischen Unterton: "Wir würden uns auf Schalke schon eine Überraschung gönnen wollen."

Titelgewinn 2007 als große Motivation

Zumal der "Club" finanziell nicht auf Rosen gebettet ist und weitere Einnahmen aus dem Pokalwettbewerb bestens gebrauchen kann. "So wie ich unseren Manager kenne", sagte Hecking mit einem Augenzwinkern in Richtung Martin Bader, "ist der aber erst zufrieden, wenn wir noch mehr Geld einnehmen."

Für Motivation muss der Trainer wohl nicht extra sorgen. Im Mai 2007 gewann der "Club" ja den Wettbewerb - nach großem Kampf schlug man den VfB Stuttgart mit 3:2 nach Verlängerung. Aus dieser Zeit sind noch einige Recken im aktuellen Kader (z.B. Andreas Wolf, Raphael Schäfer und Marek Mintal, der nun doch seinen Vertrag im Fränkischen erfüllen wird).

Hecking kann das nur recht sein. "Jetzt werden die älteren Spieler sicher den jüngeren erzählen, wie es sich anfühlt, in ein volles Olympiastadion einzulaufen", sagt er und hofft, dass "die Lust auf den Pokal jetzt eine Eigendynamik bekommen wird." Und Hecking wünscht sich, dass die grassierende Skepsis der treuen Nürnberger Anhängerschaft schnell vom schon sprichwörtlichen negativen Denken in Optimismus umspringt: "Wahrscheinlich muss ich hier noch zehn Jahre arbeiten, um diese Mentalität rauszukriegen."

Schieber und die Fans voller Vorfreude

Aus der nicht eben hochklassigen, gegen Ende hin aber spannenden Partie in Freiburg zog der Nürnberger Coach wertvolle Erkenntnisse für die Begegnung am Dienstagabend. Zum Beispiel die, dass man auf Schalke über 90 Minuten so agieren muss wie in der gesamten Partie gegen Offenbach - und wie in der zweiten Halbzeit im Südbadischen: "Die Bereitschaft zu laufen ist gegeben, aber wir müssen das in höherem Tempo und alle zusammen machen." Eines aber sei auch klar: "Schalke ist natürlich Favorit."

Ins gleiche Horn stieß auch Julian Schieber, der mit einem ansatzlosen Schuss den verdienten Ausgleichstreffer beigesteuert hatte. "Wir schaffen es nicht, unser Spiel über 90 Minuten durchzubringen", sagte der Angreifer. Vielleicht gelinge das ja in Gelsenkirchen, so Schieber: "Es ist mein erstes Viertelfinale im Pokal. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf das Spiel am Dienstag."

Gleiches gilt für die Anhängerschaft der Franken, die seit Jahrzehnten eine enge Fanfreundschaft mit den Fans des FC Schalke verbindet. Eine gute und harmonische Stimmung scheint also schon mal garantiert zu sein - ein perfekter Rahmen für ein Spiel, das die "Club"-Verantwortlichen gerne für den nächsten großen Coup im Pokal nutzen würden.

Christoph Ruf