Thomas Eichin ist seit Februar 2013 Manager von Werder Bremen
Thomas Eichin ist seit Februar 2013 Manager von Werder Bremen

Eichin: "Barrios ist durchaus in der engeren Wahl"

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Zell am Ziller - Thomas Eichin geht in seine erste komplette Saison als Manager von Werder Bremen. Im Trainingslager der "Grün-Weißen" im Zillertal stellte sich der 46-Jährige den Fragen von bundesliga.de über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Norddeutschen.

Frage: Herr Eichin, Ihr Einstand in Bremen verlief unglücklich. In Ihrer Amtszeit schaffte Werder noch keinen Bundesliga-Sieg...

Thomas Eichin: Ich bin doch erst seit Februar bei Werder. Ich denke, da ist mehr die Situation bewertet worden, in die ich hinein gekommen bin, als eine konkrete Person. Ich hätte mir natürlich gerne eine ruhige Einarbeitungsphase gewünscht. Stattdessen musste ich Krisenmanagement betreiben. Ich glaube allerdings, das ganz gut gelöst zu haben.

Frage: Sie haben sich kurz vor dem Saisonende von Werder-"Urgestein" Thomas Schaaf getrennt. Warum?

Eichin: Ich war davon überzeugt, dass wir eher mit Thomas Schaaf die Klasse halten, als mit einen anderen Trainer. Für diese Einschätzung sind wir bestätigt worden. Dann galt es zu analysieren, ob mit ihm auch ein neuer Aufbruch sinnvoll ist, oder ob dafür besser ein Schnitt gemacht wird. Die Entscheidung haben wir dann mit Thomas einvernehmlich getroffen.

Frage: Als Nachfolger waren etliche Namen im Gespräch. Sie aber überraschten mit Robin Dutt. Warum?

Eichin: Seine Außendarstellung gefällt mir. Er ist bodenständig und feinfühlig. Zudem hat er als Nachfolger von Volker Finke beim SC Freiburg bewiesen, dass er eine Ära beerben kann. Und er besitzt die Fähigkeit, junge Spieler nach vorne zu bringen.

Frage: Wie viele Mitbewerber hat er damit ausgestochen?

Eichin: Ich habe neben Robin nur mit einem einzigen weiteren Kandidaten, dessen Namen ich allerdings nicht nennen möchte, gesprochen. Weil aber derart viele Namen gehandelt wurden, konnte das Interesse an Robin wunderbar verborgen bleiben.

Frage: Welche Ziele peilen Sie mit Robin Dutt an?

Eichin: Wir geben in unserer Situation keine wilden Ziele aus. Als erstes wollen wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dafür gilt es, defensiv stabil zu werden. Insgesamt soll bei unserem talentierten Kader eine positive Entwicklung zu sehen sein.

Frage: Wird diese eventuell durch den Zugang Alfred Finnbogasons aus Heerenveen beschleunigt?

Eichin: Er würde ebenso gut zu uns passen wie Matej Vydra von Udinese. Aber erstens ist der Preis bei beiden aktuell zu hoch und zweitens gibt es jetzt keinen Handlungsbedarf, weil wir erst mal sehen wollen, wie sich unsere Offensivtalente Füllkrug, Wurtz, Yildirim oder Aycicek in der Vorbereitung machen. Und bei Transfers ist manchmal auch Geduld gefragt.

Frage: Dann könnte Finnbogason aber schon in Augsburg oder beim HSV unterschrieben haben...

Eichin: Ich kann mir kaum vorstellen, dass die derzeit aufgerufene Ablösesumme von anderer Seite gezahlt wird

Frage: Was ist am Gerücht um Lucas Barrios dran?

Eichin: Ich habe mir schon die Mühe gemacht, diese Personalie zu hinterfragen. Ist er noch heiß auf die Bundesliga? Barrios ist durchaus in der engeren Wahl.

Frage: Unterscheidet sich Ihre Arbeit eigentlich von der als Manager eines Eishockey-Clubs?

Eichin: Eigentlich nicht und doch gravierend. Die Arbeit ist relativ identisch, aber die Dimensionen sind beim Fußball viel größer. Besonders medientechnisch ist es ungleich komplizierter, weil alles so gläsern ist. Daher muss ich versuchen, einige Nachrichten zu verhindern, während man beim Eishockey möglichst viele Meldungen verbreiten möchte.

Frage: Wann lässt sich die Meldung verbreiten, dass Werder wieder im Europapokal spielt?

Eichin: Das ist sicher ein Ziel, kann aber nur Schritt für Schritt erreicht werden. Damit sich ein großes Rad dreht, müssen viele kleine Rädchen ineinander greifen. Dieses Jahr wollen wir zunächst mal, dass es wieder Spaß macht, uns zuzuschauen.

bundesliga.de: Und wenn dabei plötzlich eine Überraschung a la Freiburg heraus käme?

Frage: Dann wäre das für die Gesamtentwicklung vielleicht sogar kontraproduktiv. Aber... gegen Erfolg würden wir uns sicherlich nicht wehren.

Das Gespräch führte Thomas Schulz