Keeper Miro Varvodic, Neuzugang Henrique Sereno, Torschütze Kevin McKenna und Kapitän Pedro Geromel (v.l.n.r.) bejubeln den ersten "Dreier"
Keeper Miro Varvodic, Neuzugang Henrique Sereno, Torschütze Kevin McKenna und Kapitän Pedro Geromel (v.l.n.r.) bejubeln den ersten "Dreier"

Effektive Kölner im Aufwind

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Hamburg - Die Statistiken des 1. FC Köln lesen sich nach dem Spiel beim Hamburger SV gar nicht so berauschend: Die Rheinländer hatten lediglich rund 40 Prozent Ballbesitz, gaben sieben Torschüsse ab und schlugen nur eine magere Flanke.

Am Ende waren es aber die Gäste, die mit dem 4:3 beim Bundesliga-"Dino" den ersten Saisonsieg feierten und die "Rote Laterne" an die Hausherren weitergaben.

Zufriedener Solbakken schreibt Geschichte

"Wir haben an unsere Leistung vom Spiel gegen Kaiserslautern (1:1, Anm. d. Red.) anknüpfen können. Der HSV hatte vielleicht mehr vom Spiel und wir das Glück, aber das haben wir uns auch redlich verdient", freute sich Adil Chihi, der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:1, im Gespräch mit bundesliga.de.

Auch Trainer Stale Solbakken war nach dem Sieg in der Hamburger Imtech Arena glücklich. "Ich bin sehr zufrieden, denn wir waren mental viel stärker. Wir haben eine typische Kölner Woche hinter uns mit einem guten Ende. Das war aber kein Spiel für Trainer mit Herzschrittmacher", erklärte der Norweger.

Solbakken trug sich am 4. Spieltag in die Geschichtsbücher der Bundesliga ein. Er ist der erste norwegische Trainer, der in der höchsten deutschen Spielklasse mit seiner Mannschaft gewonnen hat. Dieser Meilenstein war aber auch absehbar, denn es gab vor ihm noch keinen Norweger, der an der Seitenlinie fungierte.

"Wir sind dran geblieben"

Dabei hätte dem FC nach dem 2:3 in der 62. Minute wohl keiner mehr einen Sieg zugetraut. Zu passiv agierte das Team von Solbakken bis dahin. Doch zwei Tore in der Schlussphase ließen die Kölner und ihre mitgereisten Fans jubeln.

"Natürlich hat beim Stande von 2:3 keiner mehr mit einem Erfolg von uns gerechnet. Aber wir sind dran geblieben, haben alles nach vorne geschmissen und am Ende hat es für uns gereicht", analysierte Lukas Podolski die Partie. Der "Prinz" saß virusgeschwächt zunächst auf der Bank, kam zur zweiten Halbzeit und bereitete nur vier Minuten nach seiner Einwechslung das 2:1 von Milivoje Novakovic mustergültig vor.

Glückliches Händchen

Dass Solbakken an diesem Tag einfach das Gespür für die richtigen Entscheidungen hatte, bewies er mit den Hereinnahmen von Christian Clemens und Kevin McKenna. Die Joker knipsten und stürzten den HSV in ein Tal der Tränen.

"Das zeichnet uns aus. Wir sind eine Mannschaft, die zusammenhält und zusammen für den Erfolg arbeitet", stellte Chihi die Vorzüge der Kölner Einheit heraus. Podolski spielte die Wertigkeit von Namen dagegen gewohnt trocken herunter: "Wer die Tore macht, ist doch egal. Wichtig sind die drei Punkte."

"Hart an uns arbeiten"

Vor der anstehenden Länderspielpause war ein Sieg nach der bislang mageren Ausbeute aber auch von Nöten. "Der mediale Druck in Köln ist schon sehr groß. Wir müssen jetzt weiter hart an uns arbeiten, dann werden wir auch wieder belohnt", meinte Chihi.

Doch wo stehen die "Geißböcke" denn nun wirklich? Und vor allem: Was ist in dieser Saison möglich? Podolski beantwortete nach Spielschluss diese Fragen. "Wir haben erst vier Punkte geholt. Wir haben in Hamburg unser Potenzial gezeigt, aber wir können sicherlich noch besser spielen. Wir sind noch nicht da angekommen, wo wir hinwollen", sagte Podolski. Der Anfang ist aber endlich gemacht.

Aus Hamburg berichtet Michael Reis