Unter Sportdirektor Max Eberl etablierten sich die Borussen in den vergangenen Jahren in der oberen Tabellenhälfte
Unter Sportdirektor Max Eberl etablierten sich die Borussen in den vergangenen Jahren in der oberen Tabellenhälfte

Eberl peilt "Einstelligkeitshattrick" und Berlin an

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Rottach-Egern - Max Eberl präsentiert sich am Tegernsee gut gelaunt und wirkt sichtlich entspannt. Der Manager von Borussia Mönchengladach genießt das Trainingslager in Rottach-Egern. Mit bundesliga.de traf sich der 39-Jährige zu einem Gespräch und erzählte über sein Vorhaben, zu verlieren, warum das erste Saisonspiel so wichtig ist sowie über die Entwicklung und Ziele der Borussia.

bundesliga.de: Herr Eberl, Sie haben sich zum Ziel gesetzt, zu verlieren. Wie meinen Sie das?

Max Eberl: Nun, da ich viel am Schreibtisch arbeite, treibe ich kaum noch Sport. Inzwischen bin ich beim Blick in den Spiegel zu der auch von vielen langjährigen Weggefährten geteilten Ansicht gelangt, dass ein paar Kilo runter müssen. Daher genieße ich diese Woche hier bei der Mannschaft und betätige mich sportlich.

bundesliga.de: Was voraussetzt, das Sie zuvor einen guten Job gemacht haben. Sind mit den Zugängen von Raffael, Max Kruse und Christoph Kramer die Personalplanungen beendet?

Eberl: Zu 99 Prozent ja. Als wir vor einem Jahr Dante, Reus und Neustädter abgaben, da war uns bewusst, dass zur Kompensation zwei Transfersommer nötig sein würden. Also wussten wir bereits im vergangenen Winter, was zu tun ist und haben es dadurch dann auch recht früh geschafft, drei potenzielle Kandidaten für die Startelf zu holen. Dass ich allerdings hier nun ein wenig entspanne, heißt nicht, dass ich unvorbereitet wäre, falls ich noch auf irgendwas reagieren müsste.

bundesliga.de: Wozu die Borussia handlungsfähig wäre, was nicht immer der Fall war...

Eberl: Es ist enorm, wie sich der Verein fast neu aufgestellt hat. 1999 hatte Gladbach noch rund 15 Millionen Euro Schulden, aber schon fünf Jahre später konnte trotz Konsolidierungsmaßnahmen der Umzug vom Bökelberg in den Borussia Park gestemmt werden. Für den müssen bis 2036 noch jährlich rund vier Millionen Euro abgezahlt werden, aber das ist auch unser einziger Posten und noch dazu eine überschaubare Größenordnung. Inzwischen wird Borussia von der Öffentlichkeit zwar nicht als reicher, aber als gesunder Club wahrgenommen und genau das ist er auch.

bundesliga.de: Der in der abgelaufenen Saison mit Rang 8 die zweitbeste Platzierung der vergangenen 17 Jahre erreichte, aber dennoch teilweise etwas schlecht wegkam. Wie beurteilen Sie die Spielzeit 2012/13?

Eberl: Nach so einem Coup, wie er uns 2012 mit Platz 4 gelang, sind andere Vereine im Jahr darauf in schwere Nöte geraten. Uns aber ist es trotz des großen Umbaus im Kader und mit den zusätzlichen Europacup-Spielen gelungen, Stabilität zu erzielen. Es war eine ordentliche bis gute Saison. Wenn ich eine Schulnote vergeben müsste, dann eine Zwei minus.

bundesliga.de: Peilen Sie für 2013/14 wieder höhere Ziele an?

Eberl: Nein, denn damit kann man auch auf die Nase fallen. Das Team, das Vierter wurde, hat drei Jahre dafür gebraucht. Nach dem Übergangsjahr haben wir nun einen Kader zusammen, der die gleiche Zeit bekommen sollte. Natürlich ist Europa ein tolles Ziel und für die Jungs eine riesige Motivation, aber für Borussia ist zuallererst wichtig, sich weiter zu festigen. Ich habe dafür das schöne Ziel Einstelligkeitshattrick erfunden, das Drei-Jahres-Triple auf einem einstelligen Platz.

bundesliga.de: Dafür ist der Auftakt beim FC Bayern München aber denkbar ungünstig...

Eberl: Zunächst einmal ist es eine Ehre für uns, die Saison eröffnen zu dürfen. Vom Ausgang wird aber keiner deuten, in welche Richtung es für uns geht. Wenn wir verlieren, sind wir genauso wenig Abstiegskandidat wie bei einem Sieg Titelaspirant. Für uns ist nicht ein Spiel wichtig, sondern positive Konstanz über 34 Spiele. Und außerdem ist der FC Bayern gar nicht unser Startgegner.

bundesliga.de: Sondern?

Eberl: Der SV Darmstadt 98. Der DFB-Pokal spielt für uns eine ebenso wichtige Rolle und ich erwarte am Böllenfalltor ein kompliziertes Spiel. Ich stand als Spieler zwei Mal sowie als Manager nun auch schon einmal im Halbfinale und ich möchte endlich mal nach Berlin.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass bei der momentanen Entwicklung des deutschen Fußballs ein Club wie Borussia Mönchengladbach auch noch mal Meister werden kann?

Eberl: Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr groß, aber sie liegt auch nicht bei null Prozent.

Das Gespräch führte Thomas Schulz