Es sollte nicht sein: Als Mario Gomez an Timo Hildebrandt in der Nachspielzeit vorbei kam, war der Pfosten im Weg
Es sollte nicht sein: Als Mario Gomez an Timo Hildebrandt in der Nachspielzeit vorbei kam, war der Pfosten im Weg

Drohkulisse für die Konkurrenz

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Als Mario Gomez aus der Bayern-Kabine Richtung Ausgang schritt, musste er erst an den versammelten Journalisten vorbei.

Auf den ersten Blick wirkte sein Outfit wie ein Büßergewand, nachdem er zuvor reihenweise beste Torchancen versemmelt hatte. Frisch geduscht erschien er zwar und in geschniegelten Trainingsklamotten - doch seine graue Mütze hatte sich der Angreifer so tief ins Gesicht gezogen, dass der Eindruck entstand, er wolle unerkannt bleiben.

Gomez scheitert am Pfosten

Schlechte Laune trotz des 2:0-Sieges? So weit wollte es Gomez dann doch nicht kommen lassen "Es ist schade, dass ich nicht getroffen habe. Aber es kam auch ganz oft noch ein Hoffenheimer mit irgendeinem Körperteil dazwischen. Der letzte Tick hat einfach gefehlt."

Vor allem bei seinem Pfostentreffer in der Nachspielzeit hatte der Nationalstürmer großes Pech - ebenso wie bei der Aktion zum 2:0-Endstand, als ihm Miroslav Klose das persönliche Erfolgserlebnis "wegschnappte". "Ich stand einschussbereit, da kam er von hinten angerauscht. Aber ich gönne es ihm von Herzen, denn er ist ein Riesentyp."

"Wichtig, dass sich Klose zurückgemeldet hat"

Es passte demnach perfekt ins Bild der harmonischen Bayern, dass nun auch ihr "Sorgenkind" Grund zur Freude hatte. "Ich habe endlich mein erstes Tor gemacht. Das habe ich mir für 2010 fest vorgenommen und es ist mein Ziel, da anzuknüpfen, wo ich in den guten Zeiten war", sagte Klose.

Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge schlug in die gleiche Kerbe: "Er hat eine schwere Zeit durchgemacht. Aber jetzt geht es aufwärts für ihn wie für den FC Bayern. Es ist wichtig, dass er sich zurückgemeldet hat."

Hoffenheim in der Anfangsphase stärker

In der eisigen Allianz Arena hatten die Münchner allerdings eine halbe Stunde gebraucht, um ins Spiel zu finden. Zunächst hatte der Gast aus Hoffenheim die Münchener trotz vieler Ausfälle mit frühem Pressing in Bedrängnis gebracht. Erst nach der bis dahin überraschenden Führung durch Martin Demichelis (35.) übernahmen die Bayern zunehmend die Spielkontrolle - und gaben sie bis zum Schluss nicht mehr her.

Dank des in der zweiten Hälfte überragenden Arjen Robben erspielten sich die Münchner Chance um Chance und kamen letztlich zum verdienten Sieg, was bei Jörg Butt für Erleichterung sorgte. "Nach der Winterpause weiß man nie so genau, wo man steht. Von daher war es wichtig, gleich ein Zeichen zu setzen", sagte der Keeper im Gespräch mit bundesliga.de.

Butt: "Konkurrenz unter Druck gesetzt"

Dass der FC Bayern erstmals nach 398 Tagen zumindest für einige Stunden Platz 1 in der tabelle übernahm, ist für Butt vor allem psychologisch von großer Bedeutung: "Die Öffentlichkeit hat es uns ja schon lange unter die Nase gerieben, das war schon zu spüren. Jetzt haben wir erst Mal Ruhe und die Konkurrenten gleich unter Druck gesetzt."

Zwar zeigten sich die Rivalen dem Druck gewachsen - auch die vier übrigen Top-Teams siegten am 18. Spieltag. Allerdings droht aus München weiter "Ungemach": Bereits im nächsten Spiel bei Werder Bremen soll es zum lang ersehnten Comeback von Franck Ribery kommen. "Ich denke, wenn er zu hundert Prozent fit ist, wird es schwierig sein, ihn draußen zu lassen", sagte Bastian Schweinsteiger.

Van Gaal nicht vollends zufrieden

Die Rückkehr der selbstbewussten Bayern zeigte sich auch in den Aussagen von Trainer Louis van Gaal, der trotz des Sieges keineswegs euphorisch war. "Im Trainingslager waren wir besser", erklärte der Chefcoach: "Wir haben dann in der zweiten Hälfte zwar gut gespielt und viele Chancen kreiert, aber vergessen, die Tore zu schießen."

Das "Mia-san-mia-Gefühl", das in den letzten eineinhalb Jahren verloren gegangen schien - gegen Hoffenheim kam es wieder zum Vorschein. Es ist unverkennbar: Der FC Bayern im Januar 2010 ist auf dem Weg zur alten Stärke wieder ein Stück weiter gekommen. Da war es sogar zu verschmerzen, dass Mario Gomez Buße tun musste.

Johannes Fischer