Co-Trainer unter sich: Herrmann Gerland (r.) im Gespräch mit Andries Jonker
Co-Trainer unter sich: Herrmann Gerland (r.) im Gespräch mit Andries Jonker

Drei Punkte und einen Teller Erbsensuppe

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Für Hermann Gerland ist das Gastspiel des FC Bayern beim VfL Bochum am Samstag keine Partie wie jede andere - ganz im Gegenteil.

Für den Co-Trainer der Münchner ist es eine Reise in seine Heimat und die Vergangenheit. Am 4. Juni 1954 wurde Gerland in Bochum geboren. Seine Mutter, Schwiegermutter und Geschwister wohnen noch in der Stadt im Ruhrgebiet und einige Freunde hat er dort auch noch.

Volles Programm

Kein Wunder also, dass sich der "Tiger" auf den kommenden Spieltag besonders freut und seinen Besuch voll auskostet. "Ich bin gerne in Bochum und freue mich jedes Mal, wenn ich alte Kollegen sehe."

Und weiter: "Ich habe ein Bochum-Programm vor mir. Am Sonntag bin ich zu Gast beim Fanclub "Ruhrpott-Bazis". Da werde ich mich mit den Fans aus dem Ruhrgebiet zwei, drei Stunden unterhalten. Dann bleibe ich bei meiner Schwiegermutter, bei der ich eine Erbsensuppe mit Wiener Würstchen bestellt habe - da freue ich mich schon drauf. Und am Montag haben wir unseren Treffpunkt. Wenn wir da ein paar Bierchen, oder ich zwei, drei Whisky-Cola getrunken haben, meinen wir alle wir hätten die Champions League gewonnen."

Klare Zielsetzung

Aber vor dem Vergnügen wartet auf Gerland und die Bayern noch die Partie gegen den VfL, für den er als Spieler 204 Bundesligaspiele bestritt und auch als Trainer im deutschen Oberhaus tätig war.

Doch bei aller Liebe zu seinem Ex-Club und der Stadt Bochum - Geschenke will Gerland mit den Bayern auch in der Vorweihnachtszeit nicht verteilen: "Wenn wir gegen den VfL spielen, ist es nicht so, dass ich überlegen muss, wem ich die Daumen drücke." Soll heißen: Ein "Dreier" ist für den Rekordmeister Pflicht.

"Da brennt nichts an!"

Die Gefahr, die Bayern könnten den VfL nach dem sensationellen 4:1-Sieg in der Champions League bei Juventus Turin unterschätzen, sieht Gerland nicht - darauf würde der Cheftrainer des FCB schon achten.

"Louis van Gaal bereitet sich akribisch auf jedes Spiel vor - da brennt nichts an! Da braucht sich Bochum keine allzu großen Hoffnungen zu machen. Wir werden hoch motiviert und konzentriert das Spiel angehen. Wir haben etwas gut zumachen. In München ist man erst dann zufrieden, wenn der FC Bayern auf Platz 1 steht - und das am besten noch mit 15 Punkten Vorsprung. Davon sind weit entfernt, aber wir wollen da hinkommen. Und deshalb können wir uns eine Schlappe gegen den VfL Bochum nicht leisten."

Das Gesicht der Mannschaft wird sich im Vergleich zur Partie in Turin nicht großartig verändern. "Ich denke, wir werden mit einer ähnlichen Aufstellung wie in Turin auflaufen", kündigt Gerland an. Ob Arjen Robben in der Startelf stehen wird, ist noch offen.

Zweifelhaftes Vergnügen mit Robben?

Bochums Verteidiger Christian Fuchs, der sich bereits auf das Duell mit dem Niederländer freut, muss sich also noch ein wenig gedulden. Für Gerland ist es ein zweifelhaftes Vergnügen gegen Robben spielen zu müssen.

"Ich weiß nicht, ob man sich freuen sollte, wenn man gegen Arjen Robben spielt - das ist nicht so ganz angenehm. Vielleicht sollte man ihn noch einmal nach dem Spiel fragen, wenn er denn gegen Robben gespielt hat, wie sehr er sich gefreut hat", so ein lächelnder Gerland.

Dass es zuletzt - vor allem in Turin - beim FCB auch ohne Franck Ribery und lange Zeit auch ohne Robben glänzend lief, ist für Gerland keine Überraschung. "Das wir einen hervorragend besetzten Kader haben, ist doch jedem klar. Wir haben eine herausragende Qualität. Die beiden sind für das Auge natürlich ein Sahnehäubchen. Sie verfügen über eine unglaubliche Schnelligkeit und ein sensationelles Dribbling. Die anderen sind aber auch nicht schlecht", sagte Gerland gegenüber bundesliga.de.

Kein Kontakt zum VfL

Gerüchte um ein angebliches Bochumer Interesse an seiner Person als Nachfolger vom Cheftrainer Marcel Koller, der im September beim VfL beurlaubt worden war, wiegelte Bayerns Co-Trainer auf Nachfrage von bundesliga.de ab: "Ich habe mich vor 21 Jahren aus Bochum verabschiedet. Danach habe ich vom VfL Bochum in keinster Weise etwas gehört. Von den Offiziellen ist nicht ein einziges Mal in Erwägung gezogen worden mich nach Bochum zu holen. Ich hatte immer wieder Angebote aus der Bundesliga und aus dem Ausland, aber nicht vom VfL Bochum."

Also wird Hermann Gerland die Reise nach Bochum in der nächsten Saison wohl wieder als Co-Trainer der Bayern antreten.

Sven Becker